Energiepreise

Entspannte Ölmärkte bringen Verbrauchern Entlastung

Die Energiewende und die Stromkosten beherrschen die öffentliche Debatte. Für den Geldbeutel der Verbraucher sind aber die Preise für Rohöl und damit für Kraftstoffe und Raumheizung noch viel wichtiger. Und da hat der Druck deutlich nachgelassen.

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HAMBURG. Der Ölpreis hat nach seinem jahrelangen Anstieg eine längere Pause eingelegt. Im Durchschnitt des Jahres 2013 haben die verschiedenen Ölsorten auf dem Weltmarkt ungefähr 106 Dollar je Barrel (159 Liter) gekostet.

Das ist geringfügig weniger als in den Jahren 2011 und 2012 mit jeweils rund 107 Dollar. Der Preis ist dabei wesentlich stabiler gewesen als in der Vergangenheit. Er bewegt sich relativ verlässlich zwischen 95 und 115 Dollar.

Ein deutlicher Abwärtstrend wird sichtbar, wenn man nur die für Europa maßgebliche Nordsee-Sorte Brent betrachtet und den stärkeren Euro einrechnet: Dann liegt der Preisrückgang bei sechs Prozent.

"Ein Grund dafür ist die steigende Produktion der USA aus Ölschiefer", sagt der Hamburger Energieexperte Steffen Bukold. Die USA förderten in diesem Jahr acht Millionen Barrel Öl pro Tag, eine Million mehr als im Jahr zuvor und importierten entsprechend weniger Öl - das nutzt dem Rest der Welt. "Der Ölmarkt ist gut versorgt", sagt Klaus Picard, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes (MWV).

Jahrelang ging es nur bergauf mit den Preisen

Die seit drei Jahren stabile Entwicklung sieht auf den ersten Blick wenig spektakulär aus, ist aber ungewöhnlich. Denn in den Jahren zuvor ging es immer nur bergauf mit den Preisen für Öl und andere fossile Energieträger. Abgesehen vom Krisenjahr 2008 sind die Ölpreise seit 1998 stetig gestiegen, und zwar kräftig. Damals kostete ein Barrel noch nicht einmal 20 Dollar.

Die Folge haben die Verbraucher in Deutschland zu spüren bekommen: Benzin und Heizöl wurden ständig teurer, Mobilität und Heizen ein finanzielles Problem.

Im vergangenen Jahr musste Deutschland 68 Milliarden Euro für den Import von Öl und Ölprodukten aufbringen, so viel wie noch nie - und das bei einem schrumpfenden Mineralölmarkt.

Langer Winter treibt Heizkosten nach oben

Fast 3000 Euro gibt ein durchschnittlicher Haushalt im Jahr für Energie aus, davon 1025 Euro fürs Heizen und 1224 Euro für Sprit.

Nun ist erst einmal Schluss mit dem Aufwärtstrend. Die Heizkosten für 2013 werden wohl noch mal einen Rekordwert erreichen, aber das liegt nicht an höheren Preisen, sondern am langen und kalten Winter. Er war es vor allem, der den gesamten Energieverbrauch in Deutschland in diesem Jahr um rund 2,6 Prozent in die Höhe trieb. Die Preise waren dagegen rückläufig.

Heizöl kostete zuletzt 83 Euro für 100 Liter (bei Abnahme von 3000 Litern, inkl. MwSt). Vor einem Jahr mussten die Heizölkunden fünf Euro mehr zahlen. Die Entlastung ist nicht groß, aber immerhin vorhanden. Bei einer Tankfüllung spart der Verbraucher 150 Euro.

Auch an den Zapfsäulen entspannte sich die Lage, nachdem im Vorjahr Rekordpreise die Autofahrer unter Stress gesetzt hatten. Diesel kostet aktuell ungefähr 1,40 Euro, Benzin (E10) 1,50 Euro je Liter. Im Jahresdurchschnitt war Benzin 5,5 Cent und Diesel 6,5 Cent je Liter günstiger als im Vorjahr.

"Die Preise sind immer noch relativ hoch", sagt Jürgen Albrecht vom ADAC. "Aber es macht psychologisch einen Unterschied, ob man von oben oder von unten zu den 1,50 Euro kommt." Bei den Autofahrern sei ein Gewöhnungseffekt eingetreten.

Mehr Markttransparenz durch Handy-App

Dennoch nutzen sie lebhaft die neue Markttransparenzstelle, die seit Anfang Dezember im Regelbetrieb arbeitet. Sie hat bei den Autofahrern, der Industrie und den Automobilverbänden ein positives Echo gefunden. Die Preise fast aller Tankstellen sind per Handy-App oder Navi ohne Zeitverzögerung abrufbar und ermöglichen effektive Preisvergleiche. "Das heißt mehr Transparenz und mehr Wettbewerb", sagt Albrecht. Billiger sei das Benzin dadurch aber vermutlich nicht geworden.

Mit größeren Preissenkungen können die Verbraucher wohl nicht rechnen. "Die Zeit der niedrigen Ölpreise ist vorbei", heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung Roland Berger. Die Marke von 70 Dollar (51 Euro) für ein Barrel werde in den nächsten Jahren allenfalls kurzfristig unterschritten. Ölpreise werden traditionell in US-Dollar berechnet.

Zwar gebe es keinen Grund, sich um die Versorgung mit Öl zu sorgen, weil immer neue Reserven entdeckt würden. Auf der anderen Seite steige aber auch die Nachfrage stetig an, vor allem aus den Schwellenländern.

Die Förderung aus den sogenannten unkonventionellen Ölquellen wie Ölschiefer und Ölsänden sei so teuer, dass allein von der Kostenseite her ein Preis von 70 Dollar eine Untergrenze darstelle. (dpa)

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