Wandelanleihen

Zinsen und Kursrendite locken

Wandelanleihen bieten sich als Alternative oder Ergänzung zu Wertpapieren oder Staatsanleihen an. Anleger können von steigenden Aktienkursen profitieren - und erhalten zudem jedes Jahr einen festen Zinsertrag.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Oft wirkt sich schon die Begebung einer Wandelanleihe positiv auf den Aktienkurs des Emittenten aus.

Oft wirkt sich schon die Begebung einer Wandelanleihe positiv auf den Aktienkurs des Emittenten aus.

© violetkaipa/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Immer mehr börsennotierte Unternehmen zapfen mit Wandelanleihen den Kapitalmarkt an, um sich günstig zu finanzieren. Anleger erhalten neben einer Zinsrendite die Chance, an steigenden Aktienkursen der Emittenten zu verdienen.

Eine halbe Million Euro waren es beim französisch-niederländischen Immobilienkonzern Unibail-Rodamco, 300 Millionen Euro beim deutschen Wohnungskonzern LEG und 375 Millionen Euro beim Konkurrenten Gagfah.

Seit Beginn des Jahres besorgen sich immer mehr börsennotierte Unternehmen über Wandelanleihen frisches Kapital, um alte Kredite abzulösen oder weitere Zukäufe zu finanzieren.

"In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden Wandelanleihen über insgesamt zehn Milliarden Euro begeben", sagt Ralf Darpe, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts der Société Générale in Frankfurt, die mit einem Marktanteil von 11,3 Prozent führend bei der Platzierung dieser Papiere ist.

Platzhirsch Immobilienkonzerne

Den größten Anteil unter den Emittenten stellen Immobilienkonzerne. "Sie allein haben Papiere im Gesamtwert von rund 1,5 Milliarden Euro emittiert", sagt Darpe. "Gegenüber dem Vorjahreszeitraum hat sich im Immobiliensegment das Volumen damit mehr als verdoppelt."

Sowohl die Emittenten als auch die Investoren der Wandelanleihen würden profitieren. "Die Konzerne können sich Kapital zu niedrigeren Zinssätzen als bei einer klassischen Bankfinanzierung besorgen", sagt Darpe.

Die Zeichner wiederum erhalten deutlich höhere Renditen als derzeit Staatsanleihen mit Top-Bonitätsbewertung abwerfen und können obendrein noch von Steigerungen des Aktienkurses der Emittenten profitieren.

Denn wenn der Aktienkurs des Unternehmens während der meist drei- bis siebenjährigen Laufzeit einen bestimmten Schwellenwert, den Wandlungspreis, erreicht, können die Zeichner pro Anleihe eine zuvor festgelegte Zahl von Aktien des Unternehmens erhalten.

Der zugrundeliegende Bezugspreis der Aktien liegt dabei am Kurswert zum Emissionszeitpunkt und somit deutlich unter dem Schwellenwert. Wird der Wandlungspreis nicht erreicht, sind den Zeichnern in jedem Fall die jährlichen Zinszahlungen und die Rückerstattung ihres Kapitals sicher.

Vorzeitige Veräußerung möglich

Im Falle der Wandlung streichen die Investoren hingegen hohe Gewinne ein. Da die im Branchenjargon auch Convertible Bonds genannten Papiere an Börsen gehandelt werden, können Anleger sie auch vorzeitig veräußern und so Kursgewinne mitnehmen.

"Der Wert der Wandelanleihe steigt bereits, wenn der Aktienkurs zulegt, weil dadurch die Wahrscheinlichkeit wächst, dass eine Wandlung möglich wird", erläutert Paul Hoffmann, Senior Portfolio Manager der Wiener Fondsschmiede Convertinvest, die mit dem Global Convertible Properties den ersten Fonds aufgelegt hat, der nur in Wandelanleihen von Immobilienunternehmen investiert.

Meist treibt die Emission einer Wandelanleihen den Aktienkurs, weil die Unternehmen ihre Zinskosten senken und dadurch ihre Gewinne steigern können. Bestes Beispiel dafür ist die Gagfah.

Der Wohnungskonzern refinanzierte im Mai einen Kredit mit einem Zinssatz von 4,91 Prozent durch einen fünfjährigen Convertible Bond mit einem Zinssatz von 1,5 Prozent. Angesichts des Volumens von 375 Millionen Euro betragen allein im ersten Jahr die eingesparten Zinsaufwendungen 12,79 Millionen Euro und steigern entsprechend den Gewinn.

Das wurde an der Börse honoriert. Der Aktienkurs stieg seither um 25 Prozent und hat damit fast die Wandlungsschwelle erreicht, die 30 Prozent über dem Aktienkurs zum Emissionszeitpunkt liegt. Das hat auch die Börsennotierung des Convertible Bonds in die Höhe getrieben.

Privatanleger, die direkt in Wandelanleihen investieren möchten, müssen bedenken, dass diese meist im Nennwert von 50.000 Euro begeben werden. Alternativ können sie über Fonds in diese Papiere investieren. Entsprechende Convertible-Bonds-Fonds haben alle Banken und Sparkassen im Programm.

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