Russische Aktien

Kreml-Börse lockt Schnäppchenjäger

Experten halten den Kursverfall russischer Aktien für weit übertrieben und sehen deshalb eine gute Gelegenheit für langfristig orientierte Anleger, im Osten einzusteigen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
St. Basil Kathedrale in Moskau: Auf der russischen Wirtschaft liegt aktuell weniger Glanz. Allerdings erwarten Experten keine Rezession sondern im Gegenteil auch dieses Jahr Wachstum .

St. Basil Kathedrale in Moskau: Auf der russischen Wirtschaft liegt aktuell weniger Glanz. Allerdings erwarten Experten keine Rezession sondern im Gegenteil auch dieses Jahr Wachstum .

© Gina Sanders / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die vom Westen im Verlauf der Ukraine-Krise verhängtenverhängten Wirtschaftssanktionen haben tiefe Spuren an der Moskauer Börse hinterlassen.

Dennoch empfiehlt Mark Moebius, Vorstandschef der Emerging Markets Group der US-Investmentgesellschaft Templeton, Anlegern einen Blick gen Osten zu werfen: "Nirgendwo auf der Welt sind Aktien heute so billig wie in Russland."

Die Wirtschaftssanktionen haben zu einer Kapitalflucht aus dem Reich Präsident Wladimir Putins geführt. Internationale Investoren haben in den vergangenen Monaten Milliardenbeträge von der Börse in der Kremlstadt abgezogen.

Darunter waren auch Investmentgesellschaften aus den USA und Großbritannien, die ein Investmentverbot ihrer Regierungen in Russland fürchteten, sollte sich der Konflikt weiter verschärfen.

Als Folge sind die Kurse russischer Aktien seit dem Sommer um mehr als die Hälfte eingebrochen. Der Moskauer Leitindex RTX ist seit Juli in der Spitze um 59 Prozent gefallen.

Analysten wittern Gewinne

Zahlreiche Analysten und Ökonomen sehen darin nun eine einmalige Kaufgelegenheit.

Die Kursverluste seien durch die fundamentalen Daten der Unternehmen nicht gerechtfertigt, ist Ben Inker, Anlagestratege der US-Investmentgesellschaft GMO überzeugt.

"Russische Aktien sind keine schlechten Werte, sie sind gegenwärtig nur schlecht bewertet." Dies könnten sich langfristig orientierte Anleger nun zunutze machen, meint auch Folker Hellmeyer, Chefvolkswirt der Bremer Landesbank.

Hellmeyer: "Mutige Investoren mit einem längeren Anlagehorizont finden an der Moskauer Börse jetzt hohes Gewinnpotenzial."

Russische Aktien böten sich jetzt als "antizyklisches Investment" an, stößt George Anson, Europachef der Bostoner Private-Equity-Gesellschaft HarbourVest Partners ins gleiche Horn.

Zwar haben die Sanktionen die russische Wirtschaft empfindlich getroffen. Die Weltbank geht in ihrer jüngsten Prognose jedoch davon aus, dass das Land nicht in die Rezession abrutschen wird.

Vielmehr soll die Konjunktur dieses Jahr um 0,5 Prozent wachsen und damit in etwa so stark ausfallen wie in der Eurozone. "Zudem ist Russland finanziell viel besser aufgestellt als die europäischen Staaten", versichert Volkswirt Hellmeyer.

"Die Staatsverschuldung beträgt nur knapp 14 Prozent des Bruttoinlandsprodukts." Dies liegt daran, dass der rohstoffexportierende Staat in den vergangenen Jahren durch die hohen Gas- und Ölpreise massive Einnahmen verbuchen konnte.

Zwar ist der Ölpreis zuletzt kräftig gefallenen. Dennoch gehen Strategen davon aus, dass russische Rohstoff- und Energiekonzerne gleichwohl weiterhin genügend Gewinne erzielen werden, um attraktive Dividenden auszuschütten.

Beim Gasgiganten Gazprom erwarten Analysten für dieses Jahr im Schnitt eine Dividende von umgerechnet etwa 0,3 Euro pro Aktie. Das würde beim gegenwärtigen Kurs eine Rendite von rund 8,5 Prozent bedeuten.

Beim Ölkonzern Lukoil beträgt die Rendite nach der mittleren Dividendenschätzung sogar 9,2 Prozent.

Die hohen Dividenden würden russischen Aktien hohe Kursgewinne bescheren, sobald die Ukrainekrise beigelegt ist.

"Sobald sich Russland wieder in die internationale Staatengemeinschaft begibt und die westlichen Sanktionen enden, wird die Wirtschaft wieder wachsen und die Aktienkurse der Unternehmen werden stark anziehen", sagt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.

Entspannung in Sicht?

Da auch die Konjunktur in der Eurozone unter den Sanktionen leidet, wachse der Druck auf beiden Seiten, einen Kompromiss zu finden, sagt Hellmeyer.

"Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Russland und der EU dürften sich deshalb im Jahresverlauf wieder normalisieren." Dies werde der Startschuss zu einer Rallye an der Moskauer Börse sein.

Zahlreiche russische Konzerne sind auch an deutschen Börsen gelistet. Darüber hinaus können Anleger mit börsennotierten Indexfonds (ETF) ohne Ausgabeaufschlag in russische Aktien investieren.

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