Börse

Jetzt Gewinne einfahren lohnt sich

Nach der kräftigen Aktienrallye der vergangenen Monate raten Experten Anlegern, einen Teil ihrer Gewinne zu realisieren. Von dividendenstarken Papieren sollte man sich jedoch eher nicht trennen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Um als Anleger kein Geld zu verschenken, zählt richtiges Timing bei Gewinnmitnahmen.

Um als Anleger kein Geld zu verschenken, zählt richtiges Timing bei Gewinnmitnahmen.

© lokomotiv07 / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Privatanleger, die in den vergangenen Jahren kontinuierlich in Aktien investiert haben, hätten jetzt die Chance, mit Gewinnmitnahmen eine reiche Ernte einzufahren: Seit Beginn der gegenwärtigen Börsen-Hausse im März 2009 hat der deutsche Leitindex Dax mehr als 220 Prozent gewonnen.

Allein seit Jahresbeginn legte der Index dabei um rund 20 Prozent zu. Auch in anderen Ländern sind die Aktienkurse kräftig gestiegen.

In den USA hat der S&P 500-Index der 500 größten börsennotierten Unternehmen des Landes in den vergangenen sechs Jahren 200 Prozent gewonnen.

Da liegt der Gedanke nahe, jetzt Papiere, die seit fünf oder sechs Jahren im Portfolio sind, zu verkaufen und sich die stattlichen Erträge zu sichern. Denn "es wird auch wieder Rücksetzer geben", so Moritz Westerheide, Analyst der Bremer Landesbank.

Das Problem dabei: Es gibt derzeit keine alternativen Anlagemöglichkeiten, mit denen sich attraktive Erträge erzielen lassen. Durch die Senkung der Leitzinsen und den massenhaften Aufkauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank sind die Renditen zehnjährige deutscher Bundesanleihen auf unter 0,1 Prozent gesunken.

Lediglich bei Festgeldanlagen bieten einige Banken noch eine Verzinsung von mehr als einem Prozent an.

Wiedereinstieg nach Kursrutsch

Dennoch sollten Anleger erwägen, einen Teil ihrer Aktien zu veräußern. "Durch die Realisierung von Kursgewinnen ist noch kein Anleger arm geworden", sagt Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory.

"Früher oder später werden Profiinvestoren Kasse machen und die Aktienkurse unter Druck bringen", sagt Analyst Westerheide. "Wer einen Teil seiner Aktien vorab verkauft, hat dann Munition, um anschließend wieder günstiger in den Markt einzusteigen."

Ein Auslöser für einen Kursrutsch könnte eine Verschiebung der Zinserhöhung in den USA sein. "Die Erkenntnis, dass es um die US-Wirtschaft weniger gut steht als bislang angenommen, könnte Verkäufe einleiten", sagt Westerheide.

Bisher erwarten Börsianer, dass die US-Notenbank im Juni den Leitzins von derzeit nahe null Prozent um 0,25 Basispunkte anheben wird.

Nachdem die jüngsten Wirtschaftsdaten aus den Staaten aber schwächer als erwartet ausgefallen sind, stellte Zentralbank-Chefin Janet Yellen zuletzt klar, dass eine Entscheidung über eine Zinserhöhung noch nicht gefallen sei. "Wir sind nicht ungeduldig", sagte Yellen.

Präsidiumsmitglied William Dudley verwies darauf, dass der gestiegene US-Dollar "Exporte der USA erschwert und das Wirtschaftswachstum dämpft". Eine Anhebung des Leitzinses würde den Dollar weiter stärken und die Konjunktur in den Staaten noch mehr bremsen.

 Derzeit scheine eine Leitzinsanhebung frühestens im Herbst wahrscheinlich, meint David Buckle, Stratege der US-Investmentgesellschaft Fidelity Investment. "Sie könnte aber ebenso erst 2016 erfolgen."

Selektiver Verkauf ratsam

Anleger, die Gewinne mitnehmen wollen, sollten aber nur selektiv Aktien von Unternehmen verkaufen, die keine oder nur eine geringe Dividende ausschütten.

"Dividendenstarke Papiere sollten im Portfolio bleiben, weil diese kontinuierlich Erträge abwerfen", sagt Westerheide. Deshalb würden deren Kurse bei einem Rücksetzer weniger stark fallen und sich schneller erholen.

Vor allem europäische Dividendentitel seien weiterhin eine attraktive Anlage, meint auch Nicolas Simar, Stratege der niederländischen NN Investmentpartners, der früheren ING Investment Management.

"Ihre durchschnittliche Ausschüttungsrendite liegt mit 3,3 Prozent weit über dem Niveau von Bundesanleihen." Thomaschowski rät, unbedingt auch Aktien von Wohnungsunternehmen zu behalten.

"Ihre Dividenden sind auch in einem Konjunkturabschwung sicher, weil Menschen immer wohnen müssen."

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