2016

An Aktien führt kein Weg vorbei

Die Niedrigzinspolitik der Notenbanken zwingt Anleger auch im neuen Jahr einmal mehr in die Aktienmärkte. Analysten rechnen mit einem hohen einstelligen Plus im Leitindex Dax - und raten zu dividendenstarken Titeln.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Bulle und Bär, die Symbolfiguren für das Auf- und Ab an der Börse.

Bulle und Bär, die Symbolfiguren für das Auf- und Ab an der Börse.

© MarkusBeck / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Mit Staatsanleihen ist derzeit kein Staat zu machen. Die massiven Interventionen der Europäischen Zentralbank (EZB), die Monat für Monat Schuldscheine der Regierungen der Euro-Staaten im Wert von 60 Milliarden Euro aufkauft, hat zu einer höchst kuriosen Situation geführt: Um an die wenigen verbleibenden neuen Papiere am freien Markt zu gelangen, überbieten Investoren einander so massiv, dass sie keine Zinsen mehr kassieren, wenn sie ihr Kapital bonitätsstarken Staaten wie Deutschland leihen.

Stattdessen zahlen sie drauf. 0,44 Prozent des angelegten Kapitals kostet es derzeit, wenn Geld zwei Jahre lang bei Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble geparkt wird. Selbst fünfjährige Bundesanleihen weisen noch eine negative Rendite von 0,22 Prozent auf.

Da die EZB ihr Anleihekaufprogramm unlängst bis 2017 verlängert hat, dürften die Renditen der Staatsanleihen noch weiter schrumpfen, erwartet Jens Ehrhardt, Vorstandsvorsitzender der Vermögensverwaltung DJE Kapital. "Das spricht für europäische Aktien."

Dieser Ansicht ist auch Mark Haefele, Chefstratege von UBS Wealth Management. "Aktien von Unternehmen aus der Eurozone haben weiteres Aufwärtspotenzial."

Denn die Maßnahmen der EZB drücken den Wert des Euro und erleichtern so europäischen Konzernen den Export in andere Währungszonen. Gleichzeitig profitieren Verbraucher rund um den Globus von den massiv gesunkenen Öl- und Gaspreisen, die Kraftstoffe billig machen und die Heizkosten senken.

Das werde weltweit den Konsum im neuen Jahr beflügeln, sagt Stefan Schneider, Chefvolkswirt der Deutsche Bank. "Die Weltwirtschaft dürfte 2016 um 3,5 Prozent wachsen." Auch in Deutschland bleibe die Verbrauchernachfrage im neuen Jahr "Hauptmotor der Konjunktur".

Technik, Medien, Autoindustrie

"2016 dürfte der Konsum hierzulande um 1,8 Prozent zulegen und das Bruttoinlandsprodukt um 1,9 Prozent antreiben", so Schneider.

Zwar dürften die Unternehmensgewinne im neuen Jahr nur noch einstellig wachsen, da der 2009 von der Finanzkrise ausgelöste Konjunktureinbruch inzwischen weitgehend bereinigt sei. "Dadurch könnten sich die Aktienkurse im kommenden Jahr verhaltener entwickeln und deutlicher schwanken", sagt Deutsche-Bank-Stratege Dr. Ulrich Stephan.

Ende kommenden Jahres könnte der deutsche Leitindex Dax bei 11.700 Punkten liegen, ist Stephan zuversichtlich. Das wären rund acht Prozent über dem aktuellen Niveau.

Anleger sollten vor allem auf Aktien von Konzernen mit attraktiven Dividendenrenditen setzen, rät der Bankexperte. Aussichtsreich seien unter anderem Titel aus den Technologie-, Medien- und Automobilsektoren.

Medien- und Technologieunternehmen profitieren von der weltweit wachsenden Nutzung des Internets. Die Automobilhersteller wiederum dürften mit der Stärkung des Binnenkonsums ihren Absatz steigern. "Im weiteren Jahresverlauf dürften auch Aktien von Gesundheitsunternehmen stärker in den Fokus der Investoren rücken", prognostiziert Stephan.

Mark Phelps, Stratege der internationalen Investmentgesellschaft AB, die ein Anlagevermögen von 454 Milliarden Euro verwaltet, sieht vor allem Chancen bei Aktien von Herstellern emissionsarmer Automobile wie dem kalifornischen Elektrofahrzeugbauer Tesla Motors und bei Zulieferern wie Sensata, der Sensoren für Fahrzeugsicherheitssysteme wie automatische Spurhalter fertigt.

UBS-Stratege Haefele rät zudem, italienische Bankaktien überzugewichten: "Die italienische Wirtschaft hat sich 2015 unerwartet gut entwickelt."

Dadurch steige im Stiefelstaat die Nachfrage nach Konsumenten- und Investitionskrediten. "Das ist sowohl für das Wachstum wie die Rentabilität des Bankensektors förderlich", meint Haefele.

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