Pair Trades

Lukrative Strategie, hohes Risiko

Mit Wetten auf die gegenläufige Aktienkursentwicklung direkter Konkurrenten können Anleger hohe Gewinne erzielen - aber auch ihren gesamten Einsatz verlieren.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Kurven im Blick: Beim Pair Trading wird auf die gegenläufige Entwicklung bei Rivalen gesetzt.

Kurven im Blick: Beim Pair Trading wird auf die gegenläufige Entwicklung bei Rivalen gesetzt.

© Jürgen Fälchle / Fotolia.com

NEU-ISENBURG. Anleger, die Mitte Mai auf fallende Kurse bei Stammaktien von Volkswagen und steigende Notierungen bei Papieren des japanischen Konkurrenten Toyota gewettet hätten, könnten heute einen satten Gewinn einstreichen.

Denn tatsächlich haben die Notierungen der Stammaktien des deutschen Automobilherstellers seither weiter verloren, während der Kurs des Mitbewerbers aus Fernost nochmals zugelegt hat.

Pair Trading heißt diese Strategie im Börsenjargon. Und einige Profiinvestoren haben mit ihr in der Vergangenheit Milliarden von Euro verdient. Etliche Privatanleger sind in jüngster Zeit dabei, ihnen nachzueifern. Die Grundidee ist denkbar einfach: Ausgewählt werden Aktien zweier Rivalen, deren Kurse sich in jüngster Zeit gegenläufig entwickelt haben.

"Profis kaufen dann das Papier des Unternehmens, dessen Kurs gestiegen ist", erläutert Dieter Thomaschowski, Inhaber des Analysehauses Thomaschowski Research & Advisory. "Hingegen tätigen sie Leerverkäufe jener Aktie, deren Notierung gefallen ist."

Dafür leihen sie sich die Papiere gegen eine Gebühr von Banken und veräußern sie anschließend an der Börse. "Ist der Kurs gefallen, sammeln sie die Stücke wieder ein und geben sie an den Verleiher zurück", sagt der Experte.

Privatanleger können jedoch Aktien nicht leihen. Deshalb müssen sie beim Pair Trading zu Call- und Put-Optionsscheinen oder entsprechenden Zertifikaten greifen. Calls gewinnen an Wert, wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie steigt; Puts hingegen, wenn die Notierung des Basiswertes sinkt.

Rivalen und ihre Zahlen

Gegenwärtig wären die Aktien von "Samsung und Apple ein interessantes Paar" für einen Pair Trade, sagt Peter Garnry, leitender Aktienstratege der Saxo Bank. Beide Konzerne rivalisieren am Smartphone-Markt. Die Samsung-Aktie ist in den vergangenen zwölf Monaten um 53 Prozent gestiegen, das Apple-Papier hat in dieser Zeit sechs Prozent eingebüßt.

Die Schere zwischen den Börsenkursen der beiden Unternehmen könnte sich noch weiter spreizen, meint Garnry. Der Absatz von Apples iPhone gehe deutlich zurück, während der koreanische Samsung-Konzern dem amerikanischen Konkurrenten in Asien immer mehr Marktanteile streitig mache.

"Apples jüngste Quartalsergebnisse verkündeten einen Rückgang der Einnahmen um 33 Prozent", sagt der Stratege. Setzt sich bei beiden Aktien die Kursentwicklung fort, würden Investoren bei einem Pair Trade "doppelt profitieren".

Eine andere interessante Paarung könnten die Aktien der Gewerbeimmobilienbestandshalter Hamborner REIT und British Land abgeben, sagt Thomaschowski. Die Aktie des deutschen Hamborner-Konzerns ist in den vergangenen drei Monaten um 9,5 Prozent gestiegen, das Papier des britischen Immobilienkonzerns hingegen um zehn Prozent gefallen.

"Dahinter stehen die Befürchtungen, dass der Brexit, der Austritt Großbritanniens aus der EU, die britische Wirtschaft schwächen wird und Unternehmen künftig weniger Büroflächen anmieten werden", sagt Thomaschowski.

"Wie ein Roulettespiel"

Er selbst würde Pair Trades "jedoch nie eingehen", betont der Experte. "Aus dem Kursverlauf der Vergangenheit lässt sich nicht ablesen, wie sich eine Aktie künftig entwickeln wird." Möglicherweise steige die British-Land-Aktie morgen wieder, "weil Investoren aufwachen und sagen, das Papier ist unterbewertet", sagt Thomaschowski.

Auch Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, warnt vor Pair Trades: "Das ist wie ein Roulettespiel."

Da Optionsscheine und Zertifikate nur begrenzte Laufzeiten hätten, drohe der Totalverlust, sollten die Aktienkurse der Basiswerte sich nicht innerhalb der Frist in die gewünschte Richtung bewegen, sagt der Verbraucherschützer.

"Anleger, denen solche Strategien empfohlen werden, sollten sich fragen, ob der Bankberater ihr Interesse verfolgt - oder Gebühren für die Vermittlung von Optionsscheinen oder Zertifikaten kassieren will."

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