Betongold

Geld verdienen, wenn andere Urlaub machen?

Immer mehr Kapitalanleger setzen auf Ferienimmobilien - die höchsten Renditen sind aktuell mit Urlaubsimmobilien an der Nordseeküste, allerdings nur auf dem Festland, zu erzielen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Die Zahlen können sich sehen lassen: Eine Bruttorendite von 7,5 Prozent haben Vermieter von Ferienwohnungen und -häusern in Deutschland seit 2011 pro Jahr im Schnitt erzielt. Das ist das Ergebnis einer Studie der Maklergesellschaft Engel & Völkers und des Internet-Ferienhaus-Vermieters FeWo-Direkt.

Solche Ertragsaussichten wecken in immer mehr Privatanlegern den Wunsch, sich ebenfalls einen Zweitwohnsitz zur Vermietung zuzulegen. "Ferienimmobilien stellen angesichts der aktuell immer tiefer sinkenden Zinsen eine attraktive Form der Kapitalanlage dar", meint Kai Enders, Vorstandsmitglied bei Engel & Völkers.

Allerdings sollten sich Interessenten von den hohen Bruttoerträgen nicht blenden lassen. "Die Nebenerwerbskosten wie Grunderwerbsteuer, Makler-, Grundbuch- und Notargebühren sowie die Aufwendungen für die Instandhaltung, die Objektbetreuung und für Werbung müssen berücksichtigt werden", weiß Andreas Görler, Anlageberater bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest - Pruschke & Kalm. Werden externe Dienstleistungen wie ein Reinigungs-, Wartungs- und Verwaltungsservice teuer hinzugekauft, können aus Bruttorenditen von sieben Prozent schnell Vorsteuerrenditen von weniger als vier Prozent werden.

Chance Nordseeküste

"Wird die Immobilie über einen Kredit finanziert, sollten jedoch wenigstens Nettorenditen von vier Prozent erzielt werden, um Zins- und Tilgungsleistungen zu decken", sagt Görler. Vor einem Kauf sollten sich Interessenten zudem bei der Gemeindeverwaltung informieren, ob eine regelmäßige Vermietung an Urlauber zugelassen ist. Das ist in den meisten Ferienorten nur in bestimmten Wohngebieten der Fall.

Die höchsten Bruttorenditen werfen der Studie zufolge Ferienimmobilien auf dem Festland an der Nordseeküste mit durchschnittlich acht Prozent ab. "Häuser und Wohnungen sind hier vergleichsweise billig, weil hier seit den 1980er Jahren nur wenig neu gebaut wurde", sagt Günter Vornholz, Professor für Immobilienökonomie an der EBZ Business School in Bochum. Denn nach der Wende drängte die Masse der Urlauber an die Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns.

Inzwischen holt die Nordseeküste wieder auf. Ferienorte entlang der niedersächsischen Waterkant verzeichneten 2015 mit fast 13 Millionen Übernachtungen einen neuen Rekord. Vom "erfolgreichsten Reisejahr" seiner Geschichte berichtet der Tourismusverband Nordsee in Jever. "Die unsichere Lage in der Türkei und Ägypten sowie die Krise in Griechenland lassen immer mehr Deutsche ihren Urlaub an den heimischen Küsten verbringen", sagt Peter-Georg Wagner, Researcher der Makler- und Bewertervereinigung Immobilienverband Deutschland (IVD).

Das beschert zwar auch den Urlaubsorten auf den Nordseeinseln stetig steigende Besucherzahlen. Allein auf dem teuren Nobel-Eiland Sylt stiegen die Gästezahlen nach Berechnungen von Sylt Marketing von 2004 bis 2014 um 28 Prozent auf 869.000 Urlauber. Doch auf hohe Erträge können Kapitalanleger auf den Inseln nicht hoffen.

Inseln wenig interessant

Mit einer Durchschnitts-Bruttorendite von nur 4,8 Prozent bilden die Nordseeinseln das Schlusslicht unter den Urlaubsdestinationen. Der Grund: Zweitdomizile auf den Eilanden sind bei Selbstnutzern heiß begehrt - und das Angebot knapp. Deshalb sind die Preise hier in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Spitzenreiter ist Sylt, wo Zweitwohnsitze inzwischen für bis zu 19.200 Euro pro Quadratmeter gehandelt werden.

Thomas Beyerle, Chefresearcher der Immobilienberatungsgesellschaft Catella, empfiehlt Kapitalanlegern, sich im deutschen Alpenraum umzusehen, wo Bruttorenditen von bis zu 6,5 Prozent erzielbar sind. "In den Bergen ist das ganze Jahr Saison." Wanderer und Mountainbiker kämen im Frühjahr, Sommer und Herbst, Skifahrer und Langläufer im Winter. Hingegen würde jeder verregnete Sommer Vermietern an der Küste hohe Einnahmeausfälle bescheren.

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