Inflation steigt, Zinsen sinken

So sichern sich Anleger ab

Die Inflation steigt, und die Zinsen klettern – sagen viele Experten. In der Tat sinkt die Kaufkraft deutlich, doch die Zinsen haben schon wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Schlecht für Konsumenten, doch Anleger können sich wappnen.

Von Jürgen Lutz Veröffentlicht:
Anleger befinden sich derzeit im Schraubstock zwischen Nullzinsen und steigender Inflation.

Anleger befinden sich derzeit im Schraubstock zwischen Nullzinsen und steigender Inflation.

© Gary Alvis / iStock

NEU-ISENBURG. Gut zwei Prozent betrug der Anstieg der Verbraucherpreise in der Euro-Zone im Februar – ein Wert, der zuletzt 2013 erreicht wurde. Damit wächst der Druck auf die Europäische Zentralbank (EZB), ihre ultralockere Geldpolitik endlich zu beenden. Gleichzeitig können immer weniger Anleger ignorieren, dass die Geldentwertung ihr Vermögen aufzehrt.

Ihre drängende Frage: Wie lege ich meine Ersparnisse im Schraubstock zwischen Nullzinsen und steigender Inflation sinnvoll an? Zwei Dinge seien entscheidend, um darauf eine vernünftige Antwort zu geben, sagt Karl-Heinz Geiger, geschäftsführender Gesellschafter der SVA Vermögensverwaltung Stuttgart,: "Wie dauerhaft und hoch ist der künftige Anstieg der Inflation? Und: Reagieren die Notenbanken mit angemessenen Zinserhöhungen bzw. einer Straffung ihrer Geldpolitik?" Blickt man auf die aktuellen Zahlen, dann geht der Preisanstieg vor allem auf das Konto der Energieträger, die um 9,2 Prozent zugelegt haben. Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak kosteten immerhin 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.

Zinsen für Anleihen sinken wieder

Wolfgang Stadler von I.C.M. Independent Capital Management warnt davor, diese Trends bedenkenlos in die Zukunft fortzuschreiben: "Die hohe Teuerungsrate bei den Energiepreisen basiert insbesondere auf dem starken Preiseinbruch von Rohöl in den beiden Vorjahren. Deshalb wird sich ein solcher Preisanstieg in dieser Stärke in den nächsten Monaten wohl nicht wiederholen", so die Einschätzung des Vermögensverwalters aus Mannheim. Auch ist nicht gesagt, dass es wegen des Inflationsanstiegs garantiert zu einer Zinswende kommt, wie viele Marktbeobachter derzeit glauben.

Die Kurse deutscher Staatsanleihen, die sich umgekehrt entwickeln wie die längerfristigen Zinsen, steigen seit einigen Wochen – also fallen die Zinsen wieder. So haben die Anleihen zuletzt die Verluste der jüngsten Monate beendet und einen Boden ausgebildet. Das bedeutet: "Der Markt geht derzeit nicht von weiteren Zinsanstiegen bei Anleihen im Euro-Raum aus. Eher könnten die Anleihezinsen in den nächsten Monaten noch zurückgehen", erklärt Stadler. Damit nehmen die Anleger offenbar vorweg, dass sich an der ultralockeren Geldpolitik der EZB wenig ändern wird.

Was bedeutet das Dilemma zwischen steigender Geldentwertung und sinkenden Zinsen nun für Anleger? Für Karl-Heinz Geiger ist klar: "Wer hofft, bei der Bank schon bald mehr für sein Geld zu bekommen, muss mit Enttäuschungen rechnen." In der Tat liegt der viel beachtete FMH-Index für Tagesgeld, den die Frankfurter FMH-Finanzberatung seit einigen Jahren berechnet, aktuell auf seinem Allzeit-Tiefstand von 0,18 Prozent – und Besserung ist nach den Worten von Inhaber Max Herbst nicht in Sicht.

Anlegern an der Börse dürfte der aktuelle Rückgang bei den Zinsen in die Hände spielen. Denn: "Sinken die Zinsen, werden viele andere Anlageklassen attraktiver", wie Stadler erklärt. Dazu gehören neben Anleihen, die Kursgewinne verbuchen, auch Aktien aus bestimmten Sektoren sowie Gold, das von sinkenden Realzinsen profitiert – in einem Umfeld höherer Inflation und sinkender Zinsen ist genau dies der Fall.

Gesundheitsaktien profitieren

Am Aktienmarkt empfiehlt sich ein genauer Blick, längst nicht alle Sektoren profitieren. So klettern Bankaktien, wenn die Zinsen steigen, leiden aber, wenn diese fallen. "Anders sieht es mit Aktien von Immobilien- und Versorger-Unternehmen aus; auch Gesundheitsaktien profitieren vom Rückwärtsgang der Zinsen", konstatiert Geiger.

Weil solche Aktien dank der Wahl Donald Trumps gelitten haben, sind sie derzeit relativ günstig. Mit Indexfonds können Anleger einen ganzen Sektor günstig kaufen und schalten zugleich das Risiko aus, die falsche Aktie zu erwischen.

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