Robot Advisor

Ist der Computer der bessere Anleger?

Anmelden, Risikobereitschaft auswählen, und den Rest erledigt der Computer: So stellt sich ein deutsches Start-up moderne Geldanlage vor. Ein Einblick in den neuen Markttrend.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Der Roboter nimmt Geld in die Hand: Beim Robo-Advice investiert eine Software selbstständig.

Der Roboter nimmt Geld in die Hand: Beim Robo-Advice investiert eine Software selbstständig.

© Montri / stock.adobe.com

FRANKFURT/MAIN. Menschen lassen sich häufig von Emotionen leiten und treffen irrationale Entscheidungen: Ein Problem, das sich besonders an Börsen zeigt, wenn es zu einem großen Crash mit Panikverkäufen kommt.

Deshalb werden Investitionsempfehlungen von Computern ("Robo-Advice" oder "Robot-Advisor") immer wichtiger. Sie treffen kühle Entscheidungen nur aufgrund ihrer Analysen – keine Emotionen oder sonstige Interessen sind im Spiel.

Wie ein solcher digitaler Helfer in der Praxis aussieht, zeigte das Start-up scalable.capital vor Kurzem auf dem Platow-Investoren Forum in Frankfurt am Main.

Das Unternehmen hat ein Programm entwickelt, dass jedem Anlegertyp automatisch das passende Portfolio einrichten soll. Der wissenschaftliche Umgang mit dem Verlustrisiko stehe im Mittelpunkt der Entwicklung.

Das funktioniert so: Ein neuer Kunde muss dem System zuerst mitteilen, wie viel er als Grundkapital anlegen will (mindestens 10.000 Euro) und ob er einen monatlichen Sparplan einzurichten wünscht. Im Anschluss legt er seine Risikobereitschaft fest: In der Software kann er ein Anlagerisiko zwischen drei und 25 Prozent auswählen.

Anlage ausschließlich per ETF

Das System zerlegt dann das Anlagerisiko in Komponenten, um das Basisrisiko der Kurse zu bestimmen. Die scalable-Routine liefert eine Grafik zurück, die verschiedene Vermögensentwicklungsprognosen für die gewählten Parameter enthält. Ist der Nutzer zufrieden, stimmt er zu – und das System investiert selbstständig.

Für die Anlage nutzt scalable.capital ausschließlich ETFs, also zumeist index-basierte Fonds. Je nach gewähltem Risikoprofil stellt das System die Portfolio-Anteile aus Anlageklassen mit niedrigem und höherem Risiko zusammen – also aus wechselnden Anteilen von Anleihen, Rohstoffen, Immobilien, Aktien und Tagesgeld. Die Rendite liege zwischen 1,7 und zehn Prozent, wobei diese vom gewählten Risikoprofil abhänge.

Laut dem Unternehmen spielt das System anfangs 10.000 Szenarien für die Wertentwicklung des kommenden Jahres durch – pro neuem Anleger. Jedes Portfolio wird zweimal pro Tag simuliert, um zu überprüfen, ob die gewählte Allokation mit dem ausgesuchten Risiko übereinstimmt.

Ziel ist, dass das Portfolio nur einmal je Woche angepasst wird, um Transaktionskosten niedrig zu halten. Da aber jedes Portfolio permanent überwacht wird, könne es bei starken Kursschwankungen wesentlich öfter zu einer Umschichtung kommen.

Käme es zu einer Finanzkrise wie 2008, würde das System beispielsweise den Aktienanteil herunterschrauben und verstärkt in Tagesgeld investieren.

System nimmt Arbeit ab

Von der Anmeldung bis zur Verwaltung läuft für den User alles online; der Investor könne die Entwicklung seines Portfolios rund um die Uhr überwachen. Vorteil von scalable.capital seien dem Start-up zufolge 50 bis 80 Prozent weniger Kosten durch die Automatisierung im Vergleich zur traditionellen Wertpapieranlage.

Nachteil ist dagegen, dass der Anleger zum reinen User wird, der nur das Grundgerüst seiner Anlage mit dem Risiko angibt – die Anlagestrategie legt der Robot-Advisor autonom fest, ohne dass der Benutzer nachsteuern kann.

Zusätzlich müsse der Anleger sich kaum mit seinen Investitionen beschäftigen, da der Robot-Advisor sich um die Anlage kümmert. Großer Vorteil eines Robot-Advisors ist also die Bequemlichkeit für den Nutzer.

So passt auch ins Konzept, dass der Zugriff auf das Portfolio jederzeit per Browser oder App möglich ist – responsiv angepasst auf die Darstellung des Endgeräts.

Trotzdem sei das System nicht gänzlich voll automatisiert: Ein Portfolio-Manager schaut im Zweifelsfall über eine Anlagestrategie, so das Unternehmen: "Wenn alles in kanadischen Weizen investiert ist, da kann etwas nicht stimmen", erklärt Prof. Stefan Mittnik, Professor für Finanzökonometrie und Mitgründer von scalable.capital. Bisher habe ein Mensch aber noch nie eingegriffen.

Scalable.capital

- 2014 gegründet

- Passive Geldanlage mit aktivem Risikomanagement

- Robot Advisors stellen automatisiert ein Portfolio zusammen

- ETFs in verschiedenen Anlageklassen, u. a. Anleihen, Aktien, Rohstoffe und Immobilien

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