Telefon-Aktien

Rückkehr als Renditebringer?

Telekommunikations-Konzerne haben ihre Aktionäre lange Zeit enttäuscht – nicht zuletzt die Dotcom-Blase spukt in den Köpfen. Doch jetzt steigen ihre Gewinne wieder – und lassen Analysten-Herzen schneller schlagen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Nach dürren Jahren wachsen die Gewinne von Telekommunikationsunternehmen wieder in die Höhe.

Nach dürren Jahren wachsen die Gewinne von Telekommunikationsunternehmen wieder in die Höhe.

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NEU-ISENBURG. Dominik Klarmann, Analyst bei der Londoner Großbank HSBC, rät zum Kauf der Aktie der Deutschen Telekom und sieht ihren Kurs in zwölf Monaten bei 18,50 Euro – rund 23 Prozent über den gegenwärtigen Notierungen.

Sein Kollege Akhil Dattani von der US-Investmentbank JP Morgan Chase empfiehlt das Papier der spanischen Telefonica zum Kauf – mit einem Kurspotenzial von 36 Prozent. Nicholas Prys-Owen, Analyst beim New Yorker Bankhaus Jeffries, und Heinz Steffen von der Pariser Investmentgesellschaft AlphaValue haben die Aktie der Schweizer Swiss Com auf den Empfehlungslisten. Für die britische Vodafone hagelte es in den vergangenen drei Monaten sogar zwölf Kauf-Einstufungen.

Jahrelang waren Aktien von Telefongesellschaften verpönt. Nicht ohne Grund: Während des ersten Internet-Booms zur Jahrtausendwende waren die Börsennotierungen der Unternehmen, die den Zugang in das weltweite Datennetzwerk stellen, erst rapide in die Höhe geschossen

 Aber anschließend umso tiefer gestürzt, weil sie sich für den Ausbau schneller Datenleitungen hoch verschulden mussten und ihre Gewinne und Dividendenzahlungen deshalb weit hinter den damaligen Erwartungen der Investoren zurückblieben. Kostete das Papier der Deutschen Telekom im Februar des Jahres 2000 noch fast 90 Euro, notierte die Aktie im September 2002 bei nur noch 8,42 Euro.

Weit entfernt von Spitzenkursen

Seither sind die Börsennotierungen der Branchenunternehmen zwar wieder etwas gestiegen. Von den einstigen Spitzenkursen sind die meisten Aktien aber mehr als 80 Prozent entfernt. Doch nun rücken die Papiere der Telekommunikations- und Internetzugangsdienstleister wieder in den Fokus von Profianlegern.

"Die meisten Telekommunikationskonzerne sind zwar wegen ihrer früheren hohen Investitionen noch immer verschuldet", sagt Uwe Eilers, Vorstand der Geneon Vermögensmanagement in Königstein. "Doch in den vergangenen Jahren konnten die Unternehmen überproportional von den niedrigen Zinsen profitieren."

Nach Ausbruch der Finanzkrise vor zehn Jahren hatten die Notenbanken weltweit die Leitzinsen auf null Prozent gesenkt. Dadurch konnten die Telekommunikationsdienstleister seither auslaufende Kredite und Unternehmensanleihen zu deutlich niedrigen Zinsen refinanzieren. "Das katapultiert ihre Gewinne nun nach oben", sagt Eilers. Und das treibt wiederum die Dividenden.

Nachlassender Wettbewerb

Die Deutsche Telekom beispielsweise konnte ihre Dividende von 0,55 Euro pro Aktie in 2015 auf 0,60 Euro im vorigen Jahr steigern. Analysten erwarten im Schnitt, dass die Gesellschaft für dieses Jahr ihre Dividende auf 0,65 Euro pro Aktie und in 2018 auf 0,71 Euro anheben wird. "Die Deutsche Telekom wird ihre Gewinne weiter steigern", schreibt auch Andrew Lee, Analyst der US-Investmentbank Goldman Sachs.

Er sieht den Aktienkurs in zwölf Monaten bei 21 Euro, was einem Plus von rund 40 Prozent entspräche. Was die Gewinne der Gesellschaften zusätzlich treiben dürfte, ist der nachlassende Wettbewerb. Die spanische Telefonica, Betreiber des O2-Netzes in Deutschland, hat nicht nur den hiesigen Festnetz- und Mobilfunkanbieter E-Plus übernommen.

Sie fusioniert nun auch beide Marken in einem Netz. In Italien wiederum hat der französische Vivendi-Konzern gerade die Telecom Italia gekauft. "Weitere Übernahmen sind zu erwarten", so Eilers. "Dies sollte den Wettbewerbsdruck senken und die Gewinne der Gesellschaften auf Dauer deutlich steigern."

Börsennotierte Indexfonds als Chance

Anleger, die auf eine breite Erholung der Branchenaktien setzen, können dazu börsennotierte Indexfonds nutzen. Da diese Indizes passiv nachbilden und ihre Anteile direkt an den Börsen gehandelt werden, fallen nur minimale Verwaltungsgebühren und keine Ausgabeaufschläge an.

Der Comstage Stoxx Europe 600 Telecommunications hat in den vergangenen fünf Jahren 39,5 Prozent gewonnen, der IShares Eurostoxx Telecommunications 30-15 in dieser Zeit sogar 50 Prozent.

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