Altersvorsorge

Neue Arten von Lebensversicherungen mit Sprengstoff

Die klassische Lebens-Police wirft kaum noch Rendite ab. Versicherer schaffen neue Produkte. Doch die haben oft Tücken.

Von Friederike Krieger Veröffentlicht:
Kunden sollten bei neuen Produkten genau in die Vertragsbedingungen schauen, raten Versicherungsexperten.

Kunden sollten bei neuen Produkten genau in die Vertragsbedingungen schauen, raten Versicherungsexperten.

© D. Ott / stock.adobe.com

KÖLN. Sie heißen Perspektive, Universal Life, Index Select, Maximo oder Alfonds – in den vergangenen Jahren ist eine Vielzahl neuer Lebensversicherungen entstanden. Kunden, die einen Vertrag abschließen wollen, müssen ganz genau hinschauen.

Jahrelang hatten die Versicherer vor allem eine Police im Angebot: die klassische Lebensversicherung mit Garantiezins. Angesichts des Niedrigzinsumfelds wirft sie aber immer weniger Rendite ab. Versprachen die Versicherer den Kunden in den 90er-Jahren noch eine Verzinsung von vier Prozent auf den Sparanteil an ihren Beiträgen, sind es heute nur noch 0,9 Prozent.

Hinzu kommt zwar noch die Überschussbeteiligung, die jedes Jahr neu festgelegt wird. Aber auch sie befindet sich im Sinkflug. In diesem Jahr haben die Anbieter ihren Kunden nach Berechnungen der Ratingagentur Assekurata über alle Produktarten noch 2,88 Prozent gutgeschrieben.

Nicht nur für die Kunden sind die Verträge nachteilig, auch die Anbieter haben keine Freude mehr daran. Ihnen fällt es schwer, die Garantiezinsen am Kapitalmarkt zu verdienen. Zudem müssen sie die Policen mit viel Eigenkapital unterlegen. Deshalb bieten viele Gesellschaften die Verträge nicht mehr an.

Wer frühzeitig kündigt, macht Miese

Stattdessen haben sich vier neue Produktgattungen herausgebildet: Die erste ist die sogenannte neue Klassik. Paradebeispiel ist die Perspektive- Police der Allianz. Der Versicherer garantiert den Kunden nur noch den Erhalt der eingezahlten Beiträge zum Ende der Ansparphase. Das soll der Allianz mehr Freiheit bei der Kapitalanlage geben und den Versicherten eine höhere Rendite bescheren.

Sie kommt aber vor allem den Kunden zugute, die bis Vertragsende durchhalten. Wer frühzeitig kündigt, bekommt weniger ausgezahlt als bei klassischen Policen. Die Höhe der Rente berechnet die Allianz zu Rentenbeginn mit den dann gültigen Rechnungsgrundlagen. "Das ist gut für den Kunden, wenn die Zinsen gestiegen sind, und schlecht, wenn sie gesunken sind", sagt Assekurata-Analyst Lars Heermann.

Bei der zweiten Produktgattung, den Indexpolicen, können die Versicherten mit ihrer Überschussbeteiligung an der Wertentwicklung eines Aktienindex wie dem Dax partizipieren. Auch hier ist die Allianz mit ihrem Vertrag Index Select Vorreiter.

Verlieren kann der Kunde dabei kein Geld, dafür sind allerdings auch die Zuwächse nach oben begrenzt. So schreibt die Allianz ihren Kunden maximal 2,7 Prozent im Monat gut. "Da nur die klassische Überschussbeteiligung investiert wird, ist das eine relativ kleine Geschichte", sagt Assekurata-Chef Reiner Will.

Bei Hybridprodukten fließt das Geld der Kunden in mehrere Töpfe. Ein Teil verbleibt im Deckungsstock des Versicherers, in dem die Zahlungen aller Kunden gebündelt und gemeinsam angelegt werden. Ein weiterer Teil fließt in Investmentfonds, manchmal gibt es noch einen zusätzlichen Sicherungsfonds.

Ein Beispiel ist die Maximo-Police von Swiss Life. Die Produkte sind flexibel: Der Kunde kann bestimmen, wie hoch das Garantieniveau sein soll und wie riskant er anlegen will. Aber die Produkte sind sehr komplex, es ist ein hoher Beratungsaufwand notwendig.

Risiko liegt beim Kunden

Bei fondsgebundenen Policen wie der Alfonds-Versicherung der Alten Leipziger fließen die Beiträge komplett in Investmentfonds. Hier liegt das Risiko der Kapitalanlage beim Kunden – es sei denn, er vereinbart eine Garantieleistung. Das kostet aber Rendite.

Der Vorteil gegenüber einem Fondssparplan: "Die Kunden können die Fonds wechseln ohne Ausgabeaufschläge oder Abgeltungssteuer zahlen zu müssen", erklärt Heermann. Das machen allerdings die wenigsten. Zudem müssen Kunden neben den laufenden Fondskosten auch für die Verwaltung der Police zahlen.

Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen sind die neuen Produkte nicht geheuer. "Sie bieten die Chance, mehr Geld zu erwirtschaften, aber es bleibt eine hohe Unsicherheit, was man am Ende herausbekommt", sagt sie. Kostenbelastung und Kapitalanlage seien kaum nachvollziehbar.

Eine Ausnahme bildet die Universal Life-Police der Ideal. Hier können die Kunden jederzeit einsehen, wo ihr Konto gerade steht, weil der Versicherer die Verzinsung und die Kosten monatlich abrechnet. "Aber auch in einem solchen Vertrag bindet man sein Geld über lange Zeit", sagt Weidenbach.

Sie rät dazu, lieber mit einem Banksparplan oder individuellen Aktieninvestments für das Alter vorsorgen. Eine Rentenpolice könnten sich Verbraucher später immer noch zulegen.

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