Kapitalanlage

Währungseffekte bieten jetzt Potenzial an der Börse

In Euro notierende Aktien solider US-Unternehmen sind durch den Börseneinbruch und die Dollarschwäche günstig geworden – eine Einstiegsgelegenheit für Anleger. Was Anleger dagegen vermeiden sollen: Panikverkäufe und nur auf den Wechselkurs zu achten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Das Verhältnis von Euro zu US-Dollar ist immer wieder Schwankungen unterworfen.

Das Verhältnis von Euro zu US-Dollar ist immer wieder Schwankungen unterworfen.

© chagin / Fotolia

NEU-ISENBURG. Deutsche Anleger, die amerikanische Aktien halten, brauchen derzeit starke Nerven. Nicht nur wegen des Börsencrashs zu Beginn dieses Monats. Bereits seit November stehen Euro-Notierungen von US-Werten unter Druck, weil der Dollar gegen europäische Gemeinschaftswährung in der Spitze um mehr als 7,5 Prozent gefallen war.

Experten raten aber davon ab, wegen plötzlicher Wechselkursschwankungen oder starker Einbrüche an den Aktienmärkten Papiere solider Unternehmen mit attraktiver Dividendenrendite zu verkaufen. "Qualitätsaktien sollten private Investoren mit einem langfristigen Blick im Depot halten", unterstreicht Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen.

Solange Umsätze, Gewinne und Dividenden stimmten, die Geschäftsmodelle überzeugten und die Wachstumsaussichten für die Unternehmen positiv seien, sollten Anleger an den Papieren festhalten – oder sogar hinzukaufen.

Dieser Rat gelte nicht nur bei vorübergehenden Einbrüchen an den Börsen. Sondern ebenso bei ausländischen Aktien, wenn deren Euro-Notierungen an den deutschen Börsen durch Wechselkursveränderungen sinken, sagt Roestel.

Die Fundamentalwerte eines Unternehmens änderten sich weder durch kurzfristige Entwicklungen an den Börsen noch durch Veränderungen im Wechselkurs. Vielmehr biete der starke Euro nun die Chance, amerikanische Qualitätsaktien günstig einzukaufen. "Das ist zwar kein ausschlaggebendes, aber ein zusätzliches Kaufargument", betont Roestel.

Entwicklung keine Einbahnstraße

Die Wertentwicklung von Währungen ist keine Einbahnstraße. "Es wird auch wieder eine Phase geben, in der der Dollar gegen den Euro zulegt", sagt Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung in Köln. "Dann profitieren Euro-Anleger, die in US-Aktien investiert haben."

Sollte nun allerdings eine nachhaltige Trendwende im Wechselkurs-Verhältnis des Währungspaares begonnen haben, erscheine nach den Grundsätzen der Chartanalyse theoretisch "ein Euro-Stand von 1,80 Dollar bis zum Jahr 2025 keineswegs abwegig", so Albrech.

 Bei der Chartanalyse versuchen Analysten die künftigen Notierungen von Aktien und Währungen anhand von Mustern im bisherigen Kursverlauf zu prognostizieren. Ein Blick auf die langfristige Kursentwicklung des Währungspaares zeigt ein Euro-Tief von nur 0,85 US-Dollar aus dem Jahr 2001 und ein potenzielles Hoch von eben jenen 1,80 Dollar.

Allerdings dürfte ein weiterer Anstieg des Euro die Umsätze und Gewinne der exportorientierten deutschen Unternehmen schmälern, weil sich ihre Produkte außerhalb der Eurozone verteuern würden. Hingegen könnten US-Konzerne ihre Waren und Dienstleistungen außerhalb des Dollarraums günstiger anbieten. "Je höher der Anteil der internationalen Umsätze eines US-Unternehmens ist, desto stärker sollte sich der schwache Dollar positiv auf die Umsatz- und Gewinnentwicklung auswirken", sagt Roestel.

Das würde deren Aktienkurse in die Höhe treiben, während die Börsennotierungen deutscher Exporteure tendenziell unter Druck gerieten. "Mögliche Verluste durch den starken Euro können bei den US-Aktien schnell durch eine positive Kursentwicklung überkompensiert werden", erklärt Roestel.

Experten vermuten Strohfeuer

Etliche Experten halten die gegenwärtige Euro-Stärke aber ohnehin nur für ein Strohfeuer. In den USA läuft die Konjunktur so rund, dass die Zentralbank in den vergangenen Jahren bereits fünf Mal den Leitzins angehoben hat. "Drei, möglicherweise sogar vier weitere Leitzinserhöhungen dürften in diesem Jahr folgen, um eine Überhitzung der US-Wirtschaft zu verhindern", sagt Karsten Junius, Chefvolkswirt der Basler Bank J. Safra Sarasin.

Hingegen könne die Europäische Zentralbank wegen der weiterhin schwachen Wirtschaft in Südeuropa vorerst nicht den Leitzins anheben. Höhere Zinsen in den USA machen jedoch dortige Staatsanleihen zu international begehrten Anlageobjekten, was zu einer starken Nachfrage nach Dollar führen und damit den Kurs der US-Währung stützen dürfte.

Tatsächlich ist es bislang nie so recht gelungen, die künftige Entwicklung von Wechselkursen korrekt vorherzusagen. Noch im vergangenen Jahr sagten die meisten Währungsanalysten einen weiteren Kursrückgang des Euro bis auf einen US-Dollar voraus. Zu Februarbeginn war der Euro jedoch so stark, dass er 1,25 US-Dollar kostete.

Roestel rät deshalb davon ab, Anlageentscheidungen auf Basis von Wechselkursprognosen zu treffen. "Entscheidend ist die Qualität der einzelnen Titel."

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