US-Zinswende

Wirbel im Wertpapiergeschäft

Die Zinswende in den USA und Trumps Ankündigung neuer Schutzzölle haben die Aktienkurse in Europa unter Druck gesetzt. Experten erwarten jedoch bald wieder höhere Notierungen.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Wirbel im Wertpapiergeschäft

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NEU-ISENBURG. Bereits seit Jahresanfang ist wieder klar, dass die Börse keine Einbahnstraße ist. Kannten die Aktienkurse zuvor lange Zeit nur den Weg nach oben, so sinken die Notierungen seither – mit Schwankungen.

Sowohl der deutsche Leitindex Dax als auch der breite Marktindex S&P 500 in den USA haben dabei in der Spitze jeweils mehr als zehn Prozent verloren.

Der Grund: "Die Zinswende ist da", sagt Ralph Rickassel, Stratege bei der Düsseldorfer Anlageberatungsgesellschaft PMP Vermögensmanagement.

Vergangene Woche hat die US-Notenbank Federal Reserve zum sechsten Mal seit Ende der Rezession den Leitzins wieder angehoben auf eine Spanne von nun 1,5 bis 1,75 Prozent.

"Zwei, vielleicht sogar drei weitere Zinsschritte dürften dieses Jahr noch folgen", erwartet Karsten Junius, Chefvolkswirt der Basler Bank J. Safra Sarasin.

Mit den Leitzinsanhebungen zwingt die Notenbank die US-Regierung, höhere Zinsen auf ihre Staatsanleihen zu gewähren. 2,84 Prozent werfen US-Schuldpapiere mit zehnjähriger Laufzeit inzwischen ab.

US-Anleihen locken

Profiinvestoren haben deshalb Kapital aus anderen Ländern abgezogen und in US-Staatsanleihen umgeschichtet. Das hat nicht nur die Aktienkurse europäischer Unternehmen sinken lassen.

Auch die Bundesregierung ist gezwungen, Investoren wieder Zinsen zu zahlen, wenn sie sich bei ihnen Geld leihen will. Im September vergangenen Jahres lagen die Renditen zehnjähriger deutscher Bundesanleihen noch bei Null Prozent. "Aktuell beträgt die Rendite 0,72 Prozent", berichtet Rickassel.

Diese Gemengelage bedeutet jedoch nicht, dass die Aktienkurse auch in den kommenden Monaten weiter fallen werden und Anleger deshalb in Bundesanleihen besser aufgehoben wären. Im Gegenteil: "Steigt das Zinsniveau weiter, werden die Notierungen bereits begebener Anleihen sinken", sagt der Stratege.

Denn ältere Schuldverschreibungen mit geringerem Zinsertrag wären dann für Investoren weniger wert als neuere Bundesanleihen mit höherer Rendite.

Anleger wären so gezwungen, die Papiere bis zu deren Fälligkeit in bis zu zehn Jahren zu halten, da sie nur in diesem Fall den investierten Betrag in vollem Umfang zurückerhalten.

Sie müssten sich dabei jedoch mit Zinserträgen unter Marktniveau begnügen. Bei vorzeitigem Verkauf hingegen müssten sie Verluste hinnehmen.

Erholungen begannen im Februar

Am Aktienmarkt jedoch könnte es schon bald wieder aufwärts gehen. In den USA hat die Erholung im Februar begonnen. Seither ist der S&P 500 von seinem Tiefstand in der aktuellen Korrektur bereits wieder um knapp sechs Prozent gestiegen. Der deutsche Dax hingegen hinkt da deutlich hinterher.

Dass sich die US-Börsen schneller erholten, liegt zum einen daran, dass US-Anleger optimistischer sind angesichts der wieder an Fahrt gewinnenden Weltwirtschaft. Zudem profitieren US-Firmen davon, dass der Dollar trotz der Leitzinserhöhungen im vergangenen Jahr gegen andere Währungen abgewertet hat.

Das verbilligt amerikanische Erzeugnisse auf den Weltmärkten und treibt so die Gewinne der US-Konzerne. Kostete ein Euro im vorigen März nur 1,07 US-Dollar, sind es heute 1,23 US-Dollar.

Der Grund dafür seien die gestiegenen Staatsschulden der USA (Ende Februar 20,9 Billionen Dollar) , erläutert Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Willicher Vermögensberatung Fundamental Capital. "Die gerade beschlossene Steuerreform könnte das Defizit noch weiter aufblähen."

Viele Profianleger bleiben deshalb zumindest mit einem Teil ihres Geldes lieber in der Eurozone. Das wiederum könnte die Aktienkurse europäischer Unternehmen bald wieder beflügeln.

Ruhe bewahren

"Langfristig orientierte Aktienanleger sollten sich daher vom Börsengewitter nicht aus der Ruhe bringen lassen", rät Vermögensberater Rickassel.

Auch in Deutschland und der übrigen Eurozone dürften die Aktienkurse wieder steigen. Damit rechnen auch die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen.

Sie sehen in ihrer aktuellen Kapitalmarktprognose den Dax im vierten Quartal dieses Jahres bei 12.300 Punkten – und damit auf einem etwas höheren Stand als gegenwärtig.

Trifft die Prognose der Landesbank zu, können Anleger bis dahin noch reichlich Dividenden kassieren.

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