Schwarzes Gold

Ölaktien laufen wie geschmiert

Beim schwarzen Gold quillen Anlegerfantasien über: Der Öl-Preis zieht an – das treibt auch die Börsennotierungen der Fördergesellschaften in die Höhe. Aber nicht jeder Analyst sieht darin einen stabilen Trend.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Das schwarze Gold wiegt schwer: Während der US-Dollar zuletzt an Gewicht verloren hat, stiegt der Öl-Preis immer mehr an.

Das schwarze Gold wiegt schwer: Während der US-Dollar zuletzt an Gewicht verloren hat, stiegt der Öl-Preis immer mehr an.

© aspie - Fotolia

NEU-ISENBURG. Das schwarze Gold beginnt wieder zu glänzen. War der Ölpreis von 2014 bis 2016 um rund 70 Prozent eingebrochen, zogen die Notierungen seither erst langsam, zuletzt aber kräftig an. Das treibt nun auch die Aktienkurse von Fördergesellschaften wieder nach oben. Für Anleger stellt sich damit die Frage, ob nun ein neuer nachhaltiger Aufschwung bei den Ölaktien begonnen hat.

An den hiesigen Tankstellen ist von dem jüngsten Preisaufschwung beim schwarzen Gold bislang nur wenig zu bemerken. Die Preise für Benzin und Diesel haben in den vergangenen Monaten nur leicht zugelegt. Der Grund dafür: Wie alle Rohstoffe wird auch Rohöl an den Weltmärkten in US-Dollar gehandelt. Da die US-Währung jedoch seit Ende 2016 gegen den Euro gesunken ist, sind die Verbraucher in der Eurozone bislang von der Teuerung beim Kraft- und Schmierstoff weitgehend verschont geblieben.

Tatsächlich aber ist der jüngste Preisanstieg beim Rohstoff signifikant: Kostete ein Barrel, ein 159-Liter-Fass der Nordsee-Ölsorte Brent Anfang Februar nur 62,50 US-Dollar, waren es vor Kurzem mehr als 73,40 US-Dollar – ein Plus von mehr als 17 Prozent. Zeitgleich stieg der Preis der US-Sorte West Texas Intermediate von 58 US-Dollar auf mehr als 67 US-Dollar. Das hat nun auch die Börsennotierungen der Ölfördergesellschaften beflügelt.

Die Aktie der britisch-niederländischen Gesellschaft Royal Dutch Shell stieg in den vergangenen vier Wochen in der Spitze um mehr als 15 Prozent. Das Papier des französischen Mitbewerbers Total gewann seit Mitte März in der Spitze mehr als 9,5 Prozent, die Aktie des US-Ölkonzerns Chevron knapp sieben Prozent.

Streit zwischen den Staaten

Zwar glauben Experten nicht, dass der Ölpreis noch einmal die Spitzennotierungen von bis zu 150 US-Dollar pro Barrel aus dem Jahr 2008 erreichen wird. "Stände von über 100 US-Dollar sehen wir in der mittleren Zukunft nicht", meint Hubert Thaler, Vorstand der Anlageberatungsgesellschaft Top Vermögen in Starnberg.

Dies liege vor allem daran, dass die Staaten in der Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) zerstritten sind und daher nicht, wie in früheren Zeiten, den Preis diktieren können, sagt Andreas Görler, Stratege bei der Berliner Vermögensberatung Wellinvest – Pruschke & Kalm. "Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran hat praktisch zu einer Handlungsunfähigkeit der Organisation geführt."

Dennoch sehen manche Experten beim Ölpreis und den Aktien von Fördergesellschaften weiter Luft nach oben. Besonders optimistisch sind die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs. Sie sehen in einer neuen Studie eine "neue goldene Phase für Ölaktien" und erwarten bei den Papieren "Kursgewinne von bis zu 48 Prozent" in den kommenden Jahren. "Moderat steigende Preise" beim Rohstoff erwartet Michael Pieschke, Stratege der Mannheimer Vermögensverwaltung Unikat.

Weniger euphorisch urteilt Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Kölner Vermögensanlagegesellschaft Fundamental Capital. "Die Elektromobilität hat zwar vorerst noch keinen Einfluss auf die Entwicklung des Ölpreises", erklärt Zimmer. Sollte das Förderangebot wieder ausgeweitet werden, könnte sich der Rohstoff aber auch schnell wieder verbilligen. "Die Notierungen dürften im Laufe dieses Jahres zwischen 50 und 100 US-Dollar schwanken", prognostiziert der Anlageexperte.

Dividendenhistorie im Blick

Anleger, die in Ölaktien investieren wollen, sollten deshalb auf Papiere von solide aufgestellten Unternehmen setzen, sagt Zimmer. Dazu zählen Analysten Konzerne wie Chevron, Royal Dutch Shell, Total und das italienische Unternehmen Eni, die über eigene Förderfelder verfügen und eine lange Dividendenhistorie haben.

Spitzenreiter ist dabei Chevron. Der US-Konzern schüttet dabei seit 1912 ununterbrochen Jahr für Jahr eine Dividende aus. Auf dem aktuellen Kursniveau beträgt die diesjährige Dividendenrendite bei der Chevron-Aktie 3,6 Prozent, bei Total sind es 4,9 Prozent, bei Eni 5,1 Prozent und bei der Royal Dutch Shell 5,2 Prozent.

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