Börse

Internationales Fußballfieber pusht Sportaktien

Die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Russland treibt die Aktienkurse der großen Sportartikelhersteller in die Höhe. Das ist kein Automatismus – doch Experten sehen derzeit durchaus noch Potenzial.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Manuel Neuer will nach überstandener Verletzung mit der deutsche Elf wieder Weltmeister werden.

Manuel Neuer will nach überstandener Verletzung mit der deutsche Elf wieder Weltmeister werden.

© Christina Pah/dpa

NEU-ISENBURG. 32 Mannschaften, 64 Spiele – am Donnerstag dieser Woche beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Und die Aktienkurse der mit dem Ballspiel verbundenen großen Sportartikelhersteller sind in den vergangenen drei Monaten bereits deutlich gestiegen.

Das Papier des US-Giganten Nike hat seit Anfang März zwölf Prozent zugelegt. Die Aktie des deutschen Mitbewerbers Adidas ist 13 Prozent im Plus und die Börsennotierung des ebenfalls im fränkischen Herzogenaurach ansässigen Konkurrenten Puma ist in dieser Zeit sogar um 50 Prozent gestiegen. Dennoch sehen Experten deutliches Potenzial für weitere Kursgewinne.

"Fußball-Weltmeisterschaften sind immer ein riesiges Geschäft", sagt Stephan Witt, Kapitalmarktstratege der Berliner Vermögensverwaltung Finum.Private Finance.

"Für die großen Ausrüster wie Nike oder Adidas galt in der Vergangenheit stets, dass sie ihre Umsätze im Vergleich zu den vorangegangenen Weltmeisterschaften steigern konnten."

Vor allem Fanartikel wie Trikots in den Farben der jeweiligen Nationalmannschaften mit den Nummern der Starkicker finden in WM-Jahren reißenden Absatz. "Die Sportartikelhersteller erzielen zudem einen Umsatzschub mit Bällen und Fußballschuhen", sagt Frank Wieser, Geschäftsführer der Düsseldorfer PMP Vermögensmanagement.

Politik kann das Geschäft vermiesen

Allerdings führen starke Zuwächse im Absatz nicht zwangsläufig zu steigenden Gewinnen. Adidas musste ausgerechnet 2014, im Jahr der Fußball-WM in Brasilien, eine Gewinnwarnung herausgeben.

"Die Börsennotierung fiel in jenem Jahr deutlich um mehr als 35 Prozent", sagt Andreas Görler, Stratege der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm. Auch das Puma-Papier verlor 2014 rund 25 Prozent. "Der Fußball-Hype spiegelte sich damals nicht in den Aktienkursen wider", sagt Görler.

Das lag vor allem an der Krimkrise. Nachdem Russland die zur Ukraine gehörende Halbinsel im Schwarzen Meer im Frühjahr 2014 besetzt hatte, verhängten die EU und die USA harte Wirtschaftssanktionen gegen Moskau. Den Sportartikelherstellern aus Europa und den Vereinigten Staaten brach damit das Russlandgeschäft weg.

In diesem Jahr hingegen bedrohen bisher noch keine externen Ereignisse die Unternehmensgewinne. Zwar sei "an der Börse bekannt", dass WM-Jahre den Sportausrüstern steigende Umsätze und Gewinne bescheren, sagt PMP-Geschäftsführer Wieser.

"Nicht mehr mit größeren Kurssprüngen zu rechnen"

Nachdem deren Aktiennotierungen in den vergangenen Monaten bereits gestiegen sind, sei nun "nicht mehr mit größeren Kurssprüngen zu rechnen".

Allerdings sehen manche Analysten insbesondere bei Adidas und Puma weiteres Kurspotenzial. Allein im Mai haben drei Analysten in neuen Reports Puma mit "Kaufen" und jeweils nur ein Experte das Papier mit "Halten" und "Verkaufen" eingestuft.

Zu den Optimisten zählt Fred Speirs von der Schweizer Großbank UBS. Die Investoren "unterschätzen noch das Gewinnpotenzial" von Puma, meint Speirs und verweist auf die "breite und innovative Produktpalette".

Für die Adidas-Aktie gab es im Mai drei neue Kaufempfehlungen und dabei nicht eine negative Analystenstudie. So hat Jürgen Kolb vom Pariser Finanzdienstleister Kepler Cheuvreux gerade seine Ertragsprognosen für dieses und die nächsten beiden Jahre angehoben.

Sein Kursziel auf Sicht von zwölf Monaten für die Adidas-Aktie: 222 Euro – was einem Plus von mehr als zehn Prozent entsprechen würde.

Geteilte Meinung zu US-Anbieter

Geteilt sind die Meinungen zu Nike. Laurent Vasilescu von der australischen Investmentbank Macquarie rechnet mit einer deutlichen Gewinnsteigerung und rät zum Kauf des Papiers mit einem Kursziel von 80 Dollar, knapp acht Prozent über der gegenwärtigen Notierung.

Hingegen ist Matthew Boss von der US-Investmentbank JPMorgan der Ansicht, dass Nike seine Erträge nicht so stark steigern wird, wie von Börsianern erwartet.

Er stuft die Aktie deshalb mit "Neutral" ein. Sein Kursziel von 70 Dollar liegt allerdings noch leicht unter der aktuellen Notierung.

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