Anlage

Biotech-Aktien könnten vor erneutem Kurs-Schub stehen

Erfolge in der Medikamentenentwicklung treiben die Börsenkurse ausgewählter Biotechunternehmen. Experten sehend darin allerdings schon ein Signal für einen branchenweit positiven Trend.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Jüngste Zulassungserfolge der Biotechforschung geben den Branchenaktien Rückenwind.

Jüngste Zulassungserfolge der Biotechforschung geben den Branchenaktien Rückenwind.

© KaYann / Fotolia

NEU-ISENBURG. Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat zwar zur Mitte dieses Monats die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks auf Talfahrt geschickt. Doch während der deutsche Leitindex Dax in jenen Tagen um mehr als sechs Prozent fiel, legte eine Aktie in dieser Zeit in der Spitze ebenso stark zu: die der Evotec AG. Aus gutem Grund: Das Hamburger Biotechunternehmen hat in der Entwicklung von Diabetes-Therapien für den französischen Pharmakonzern Sanofi den zweiten Meilenstein erreicht – und dafür eine Sonderzahlung über drei Millionen Euro aus Paris erhalten.

Für Martin Stötzel, Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung Rhein Asset Management, ist die Erfolgsmeldung von Evotec und der darauf folgende Kursanstieg der Aktie kein Zufall, sondern eines von vielen Signalen für den Beginn eines neuen Börsentrends. "Biotechs stehen vor einem Entwicklungsschub", sagt Stötzel. Biotechnologieunternehmen betreiben aufwändige Forschungsarbeit, um neue Medikamente zu entwickeln. Das führt zu einem sehr zyklischen Geschäft. Jahrelang müssen die Gesellschaften zunächst hohe Kosten für die Entwicklung schultern. In dieser Zeit fallen ihre Aktienkurse. Dann stellen sich Erfolge ein, die Erträge schießen in die Höhe – und ebenso die Börsennotierungen der Unternehmen.

Positive Signale von Biogen

In der Vergangenheit geschah dies bei den Branchenfirmen im Gleichklang. "Zu Beginn dieses Jahrtausends stagnierte der gesamte Bereich fast zehn Jahre lang, bevor er zu einem exorbitanten Höhenflug an den Börsen ansetzte", erklärt Stötzel. In den vergangenen drei Jahren konsolidierten die börsennotierten Biotech-Werte dann erneut. "Das könnte sich nun wieder ändern", meint der Vermögensverwalter.

Ein weiteres Beispiel dafür ist der US-Biotechnologiekonzern Biogen. Dessen Aktienkurs halbierte sich von Anfang 2015 bis Mitte vorvergangenen Jahres. Seither ging es zunächst in kleinen Schritten wieder aufwärts. In den vergangenen drei Monaten aber stieg das Papier um rund 16 Prozent, während der breite US-Index der 500 größten amerikanischen Unternehmen, der S&P 500, im gleichen Zeitraum um lediglich knapp fünf Prozent zulegte.

Ein wesentlicher Grund dafür: Biogen erhielt erst in den USA und im vergangenen Jahr auch in Europa die Zulassung für sein gegen spinale Muskelatrophie entwickeltes Medikament Spinraza®. "Die Verkaufszahlen zeigen, dass das Arzneimittel erhebliches Ertragspotenzial bietet", sagt Sumant Kulkarni, Biotech-Analyst der kanadischen Investmentgesellschaft Canaccord Genuity in Vancouver, der die Biogen-Aktie jüngst von "Halten" auf "Kaufen" heraufgestuft hat. Denn auch "das Geschäft mit Medikamenten gegen Multiple Sklerose wächst dynamisch".

Darüber hinaus habe eine 18 Monate lang währende Studie des von Biogen entwickelten Alzheimer-Medikaments Aducanumab vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Zwar seien weitere Studien nötig. Doch "die Wahrscheinlichkeit, dass Aducanumab eine Zulassung in den USA für die Behandlung bei Alzheimer erhalten wird, beträgt inzwischen 35 Prozent", so Kulkarni. Nur wenige Entwicklungen in der Pipeline würden so weit vorankommen.

Am kräftigsten zugelegt hat in den vergangenen vier Wochen mit einem Plus von 38 Prozent die Aktie des auf Krebstherapien fokussierten US-Biotechnologieunternehmens Verastem.

Zyklisches Geschäft

Der zur Behandlung chronisch lymphatischer Leukämie entwickelte Wirkstoff Duvelisib wartet zwar nach erfolgreichen Tests noch auf die Zulassung in den USA. Der Tokioter Pharmagigant Yakult Honsha hat aber bereits einen umgerechnet rund 117 Millionen Euro schweren Lizenzvertrag unterschrieben und sich damit die exklusiven Rechte für den japanischen Markt gesichert. Sieben US-Banken haben daraufhin in diesem Monat die Verastem-Aktie mit "Kaufen" eingestuft.

Allerdings sind Biotech-Aktie keine Papiere, die sich Anleger für Jahre sorglos ins Depot legen können. Wegen des zyklischen Geschäfts eigneten sich diese Werte nur für Anleger, die "die Entwicklungen und Innovationen der Branche im Blick behalten, verstehen und einordnen können", gibt Analyst Stötzel zu bedenken.

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