Geldanlage

Staatsanleihen werfen wieder Rendite ab

Zehnjährige US-Bonds rentieren bei knapp über drei Prozent. Bei deutschen Schuldpapieren raten Experten jedoch, mit dem Einstieg noch einige Zeit abzuwarten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Die Welt im Blick: Viele Länder buhlen mit Staatsanleihen um Investoren.

Die Welt im Blick: Viele Länder buhlen mit Staatsanleihen um Investoren.

© peshkov / Getty Images / iStock

NEU-ISENBURG. 0,34 Prozent sind es bei zehnjährigen Bundesanleihen, etwas mehr als drei Prozent bei US-Staatsanleihen gleicher Laufzeit: Zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkrise werfen Schuldpapiere von Regierungen wieder Erträge ab.

Doch Experten warnen davor, überhastet in deutsche Bonds zu investieren. "Auf Jahressicht drohen bei Bundesanleihen Kursverluste", meint Marc-Oliver Lux, Geschäftsführer der Münchner Vermögensberatung Dr. Lux & Präuner.

Vor der Finanzkrise waren Staatsanleihen die Lieblinge jener Anleger, die wenig Zeit haben, sich um ihr Investmentportfolio zu kümmern. Staatsanleihen schütten Jahr für Jahr einen verbindlich festgelegten Zinsbetrag aus, am Ende der Laufzeit zahlen die Regierungen das geliehene Geld in vollem Umfang zurück.

Die Rendite – der Quotient aus Zinsertrag und Marktpreis – schwankt aber während der Laufzeit, da die Papiere börsennotiert sind. Bei geringer Nachfrage fällt daher der Kurs, was spiegelbildlich die Rendite steigen lässt. Umgekehrt führt zunehmende Investoren-Nachfrage zu steigenden Notierungen und fallenden Renditen.

Kursänderung nach Handelskrieg

Dies geschieht, als im September 2008 weltweit die Kapitalmärkte einbrechen. Profiinvestoren stürzen sich auf Schuldpapiere aus Deutschland und den USA. Deren Börsenkurse schnellen in die Höhe und lassen spiegelbildlich die Renditen gegen Null sinken. Zudem senken die Notenbanken dies- und jenseits des Atlantiks die Leitzinsen und erwerben im großen Stil Staatsanleihen, um deren Renditen extrem tief zu halten.

Europäische Zentralbank (EZB) und die Federal Reserve Bank in New York wollten auf diese Weise Banken und Fonds zwingen, ihr Kapital in die Realwirtschaft zu investieren, um die angeschlagene Konjunktur wieder anzukurbeln.

Weil dies in den Vereinigten Staaten bereits gelungen ist, hat die US-Notenbank den Leitzins sukzessive wieder auf die aktuelle Spanne von 1,75 bis zwei Prozent angehoben und den Kauf von Anleihen gestoppt. "Die Zinsrendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist daher auf etwas über drei Prozent gestiegen", sagt Uwe Eilers, Geschäftsführer der FV Frankfurter Vermögen.

Zwar hat die EZB den Leitzins noch nicht angehoben, jedoch ihre Anleihekäufe ebenfalls zurückgefahren. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten im Februar deshalb bereits bei 0,72 Prozent Zinsen.

Doch nun ist ihre Rendite wieder auf 0,34 Prozent gesunken. Profiinvestoren hätten wegen des Handelskriegs zwischen der EU und den USA sowie der Türkei-Krise "aus risikobehafteten Anlagen in deutsche Staatstitel umgeschichtet", berichtet Gertrud Traud, Chefvolkswirtin der Landesbank Hessen-Thüringen.

Auf dem gegenwärtigen Zinsniveau seien die Papiere kein gutes Investment, sagt Vermögensberater Marc-Oliver Lux. "Denn die EZB will zum Jahresende ihre Anleihekäufe beenden." Dann werde die Nachfrage nach den Schuldpapieren und deren Börsenkursen sinken. Spiegelbildlich würde dann deren Zinsrendite wieder steigen.

Anleger seien deshalb gut beraten, mit Investments in Bundesanleihen noch zu warten. Interessant sind hingegen die mit knapp über drei Prozent rentierenden US-Staatsanleihen. "Was Anleger bedenken sollten, ist das Währungsrisiko", sagt Uwe Eilers.

Immerwährendes Währungsrisiko

Zwar ist der US-Dollar seit 2008 um 25 Prozent gegen den Euro gestiegen. Das sei aber keine Garantie, dass sich dieser Trend ewig fortsetzt. Allerdings sei es auch nicht verkehrt, einen Teil seines Vermögens in andere Währungen zu investieren. Eilers: "Nicht umsonst lautet eine goldene Anlegerregel, nicht alle Eier in einen Korb zu legen."

Wichtig: US-Staatsanleihen werden an Börsen zu Mindestbeträgen ab rund 10.000 US-Dollar – umgerechnet 8600 Euro – gehandelt, Bundesanleihen ab 100.000 Euro.

Privatanleger können aber auch kleinere Summen in deutsche Papiere investieren, betont die Deutsche Finanzagentur, die für die Bundesregierung die Emissionen verwaltet. "Zehn- und 30-jährige Bundesanleihen können ohne Mindestanlagesumme börsentäglich bei Banken und Sparkassen ge- und verkauft werden."

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