Kapitalanlage

Ist das Kurspotenzial von Google & Co. ausgereizt?

Für die Aktien von Online-Dienstleistern wie Facebook und Google senken einige Analysten die Daumen. Hingegen stehen Papiere klassischer Technologiekonzerne auf den Empfehlungslisten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Höhenflug mit Grenzen? Internetkommunikation bietet Chancen und Risiken, auch an der Börse.

Höhenflug mit Grenzen? Internetkommunikation bietet Chancen und Risiken, auch an der Börse.

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NEU-ISENBURG. Aktien von Internet-Kommunikationsdienstleistern wie Facebook und der Google-Mutter Alphabet waren in den vergangenen Jahren mit die erfolgreichsten Börsentitel der Welt. Vom Sommer 2009 bis April dieses Jahres gewann die Alphabet-Aktie 625 Prozent.

Das Papier von Facebook, 2012 an die Börse gegangen, stieg seither in der Spitze um 630 Prozent. Doch nun sehen einige Experten das Potenzial bei diesen Werten ausgereizt – und empfehlen stattdessen Aktien klassischer Technologie- und Software-Konzerne wie Microsoft.

Die Börsenbewertungen der Kommunikationsdienstleister lägen „über dem historischen Durchschnitt“, vermerkt Till Christian Budelmann, Kapitalmarktstratege der Zürcher Privatbank Bergos Berenberg in einem Marktkommentar. Danske Invest, die Anlagetochter der dänischen Danske Bank, hat diesen Sektor jetzt auf „Neutral“ herabgestuft.

„Gegenüber der Branche für Kommunikationsdienstleistungen mit Unternehmen wie Facebook und Alphabet sind wir zurückhaltender“, sagt deren Investmentstratege Lars Skovgaard Andersen.

Kritik beeinflusst Kursverlauf

Insbesondere Facebook ist zuletzt immer öfter in die Kritik geraten, weil Nutzerdaten ungenehmigt weitergegeben und Hass-Kommentare nicht entfernt wurden. „Die Politik hat einen starken Fokus auf dieses Unternehmen“, sagt Andersen. „Das kann sie geraume Zeit beeinträchtigen.“

Das schlägt sich auch im Kursverlauf der Facebook-Aktie nieder. Nach dem globalen Rücksetzer an den Börsen im Dezember vergangenen Jahres hat das Papier bislang nicht seinen vorherigen Höchststand wieder erreichen können.

Anders sieht dies bei klassischen Technologie-Aktien wie Microsoft aus. Das Papier des US-Software-Giganten notiert aktuell mehr als 20 Prozent über dem Höchststand vor den Turbulenzen vor dem Jahreswechsel. Mit einer Börsenbewertung von mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar ist es aktuell der teuerste Konzern der Welt. Grund für den Kursschub: Microsoft steigerte im ersten Quartal Umsatz und Gewinn erneut kräftig.

Credit-Suisse-Analyst Brad Zelnick will, dass dies so bleibt. Denn Microsoft gewinnt immer mehr Kunden für seine Cloud-Technologie. Dabei werden Daten auf externen Servern gespeichert, die jederzeit per Internet und Mobilfunk mit PCs, Smartphone und Tablets abgerufen werden können.

„Das Cloud-Geschäft dürfte langfristig zu höheren Ergebnisbeiträgen führen“, sagt Zelnick. Er hat die Aktie mit „Outperform“ eingestuft. Im Börsenjargon bedeutet dies, dass sich das Papier in den kommenden zwölf Monaten besser als die übrigen Branchenwerte entwickeln dürfte.

Zudem hat Microsoft einen Vertrag mit Volkswagen über die gemeinsame Entwicklung vernetzter Automobile geschlossen und sich damit „für die Zukunft der Mobilität hervorragend positioniert“, sagt Michael Thaler, Vorstand der Münchner TOP Vermögen.

Empfehlungen gibt es auch für die Aktie des auf Datenbanken und Unternehmens-Software spezialisierten US-Konzerns Oracle. Der steigerte im vergangenen Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum den Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen um 14 Prozent auf 3,7 Milliarden US-Dollar. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat die Aktie auf ihre „Conviction Buy List“ gesetzt – auf die Liste der 120 aussichtsreichsten Werte aus Europa und Nordamerika.

Handelskonflikt lässt Absatz sinken

Wie die Facebook-Aktie konnte auch das Papier von Apple nicht seinen Kursstand vom vergangenen Herbst zurückerobern. Aktuell notiert der Wert rund zwölf Prozent tiefer. Das liegt vor allem daran, dass der Absatz des Hauptprodukts des US-Konzerns, das iPhone, unter dem Handelskonflikt zwischen den USA und China leidet.

Zahlreiche Chinesen boykottieren derzeit US-Waren – selbst wenn diese, wie im Fall des iPhones, in China gefertigt werden.Abschreiben sollten Anleger den Wert jedoch nicht, sagt Stephan Witt, Stratege bei der Berliner Vermögensverwaltung FINUM Private Finance.

„Apple sitzt auf Milliardenbeträge an Cash und wird diese zu investieren wissen.“ Unter anderem arbeitet der Konzern daran, als Finanzdienstleister anzutreten und über Smartphones nicht nur bargeldloses Bezahlen, sondern die gesamte Vermögensverwaltung inklusive Aktienhandel möglich zu machen. Wenn diese Produkte entwickelt seien, dürften „die herkömmlichen Banken dem nicht mehr viel entgegensetzen können“, sagt Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Kölner Vermögensverwaltung Fundamental Capital.

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