Anlagen-kolumne
Es war einmal: Die Actavis-Story
Die Geschichte beginnt in Island: Das damals dort ansässige Unternehmen Actavis versorgte den heimischen Gesundheitsmarkt mit Generika und hatte 1990 rund 100 Mitarbeiter. 2005 erwirtschaftete es nach diversen Übernahmen und Wachstum im Generikageschäft rund zwei Milliarden Euro.
Dann kam 2008 die Finanzkrise – und traf Island besonders hart. Actavis fiel wegen hoher Verschuldung an den größten Hauptgläubiger – die Deutsche Bank. Eine Großbank und ein Generikahersteller? Richtig zufrieden waren die Banker erst, als sie Actavis 2012 nach Abschreibungen und Investitionen für 4,5 Milliarden Euro an den US-Konzern Watson Pharmaceuticals verkaufen konnten.
Der Name blieb: Watson firmierte um, der gesamte Konzern nannte sich Actavis. Nun ist im Generikageschäft kritische Masse – ein Marktanteil, der groß genug ist, damit sich das Geschäft lohnt und zusätzliche Investitionen möglich sind – wichtig, und so kaufte 2014 die „neue“ Actavis, Hauptsitz in Irland, für 28 Milliarden US-Dollar den Generika- und Originalhersteller Forest Laboratory. 2015 dann der Paukenschlag: Actavis übernahm für 66 Milliarden US-Dollar den Konkurrenten Allergan und auch gleich dessen Namen.
Im November 2015 kündigte Pfizer an, Allergan mit Sitz in Dublin aus Steuergründen übernehmen zu wollen. Letztlich verhinderte jedoch die US-Regierung den Deal – als Maßnahme gegen Steuerflucht aus den USA. Aktuell wird das nächste Kapitel der Actavis-Story geschrieben: AbbVie plant die Allergan-Übernahme für 63 Milliarden US-Dollar.
Warum erzählen wir diese Geschichte? Für Aktionäre der jeweils übernommenen Unternehmen war die Serie von Mergers & Acquisitions ausgesprochen lukrativ: Bei jeder Übernahme wurden Prämien auf den aktuellen Aktienkurs gezahlt, durchschnittlich 30 Prozent. Die Actavis Story zeigt eindrucksvoll, dass sich ein Engagement in kleinere Unternehmen durchaus lohnen kann.