Anlagenkolumne
Für die Börse heißt die Welt Amerika
Geld breit über die größten Unternehmen aller Industrienationen dieser Welt streuen, dabei Risiken reduzieren und Ertragschancen mehren – Anleger mit diesem Ziel greifen meist zu börsennotierten Indexfonds, kurz ETF genannt, die passiv den MSCI World nachbilden. Den bilden 1600 Einzelaktien aus Europa, Nordamerika sowie dem asiatisch-pazifischen Raum.
Die Idee dahinter: Außer im Fall einer globalen Rezession, wenn sämtliche Börsen gleichzeitig auf Tauchfahrt gehen, werden ETF auf dieses Barometer immer positive Renditen bescheren. Schwächelt der Aktienmarkt in New York, sind dafür vielleicht die Börsen in Tokio, London oder Frankfurt im Plus.
Obendrein profitieren Anleger davon, dass bei einem ETF nur minimale Gebühren anfallen, weil im Gegensatz zu aktiv gemanagten Fonds keine Manager benötigt werden, um Anlageentscheidungen zu treffen. Computer bilden präzise Tag für Tag die Kursentwicklung der 1600 Einzelwerte im Index nach.
Doch so weltgewandt sich der Index dem Namen nach gibt, ist er nicht. Auf US-Werte entfallen stattliche 62,8 Prozent Anteil. Zweitgrößte abgebildete Einzelnation ist Japan mit nur 8,1 Prozent. Der Anteil deutscher Firmen beträgt lediglich 2,96 Prozent. Unternehmen aus China, der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Erde, sind im MSCI World gar nicht vertreten.
Wer weltweit investieren will, kommt mit einem ETF auf den MSCI All Coutry World Index diesem Ziel schon näher. Der bildet die Kursentwicklung der Aktien von 2700 Unternehmen nicht nur aus den Industrie-, sondern auch aus Schwellenländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas nach. Inklusive Chinas. Allerdings dominieren auch hier US-Werte mit immerhin noch rund 50 Prozent. Die Wallstreet bestimmt, wie im richtigen Börsenleben, auch bei den globalen Indices den Pulsschlag der Kapitalmärkte.
Richard Haimann ist freier Wirtschaftsjournalist in Hamburg. Er schreibt über Finanzthemen für in- und ausländische Publikationen.