Anlagen-Kolumne
Inflation ist kein Thema
Mitte September traf EZB-Chef Draghi eine weitreichende geldpolitische Entscheidung. Normalerweise würde ein scheidender Präsident solche Weichenstellungen seinem Nachfolger überlassen, doch Draghi ließ sich die Wiederaufnahme des Anleihenkaufprogramms ab November nicht nehmen. Gekauft werden monatlich Staats- und Unternehmensanleihen sowie Pfandbriefe.
Folgt man dem Beispiel Japans, dürften auch Aktienkäufe nicht auf alle Ewigkeit ausgeschlossen bleiben. Bisher wurden die Maßnahmen des geldpolitischen Experimentierlabors Japan im Westen mit Zeitverzug kopiert. Man darf annehmen, dass die designierte EZB-Präsidentin Lagarde mit Draghis Linie einverstanden ist. Das Kaufprogramm soll solange gelten, bis das Zwei-Prozent-Inflationsziel erreicht ist. Zugleich fordert die EZB die Mitgliedsstaaten auf, Staatsausgaben zu erhöhen.
Wer sich fragt, warum die Inflation so niedrig ist, obwohl doch die Schulden hoch und die Zinsen so niedrig sind, der sollte auf die Neuverschuldung schauen. Die Kredite, die Banken an Firmen und Private vergeben, sind seit der Finanzkrise nicht mehr gestiegen. Rechnet man es real, also nach Abzug der (kleinen) Inflation, dann ist das Kreditvolumen sogar gefallen. Doch Inflation entsteht nur, wenn Nachfrage das Angebot übertrifft. Ohne Kredite steigt die Nachfrage nur verhalten und gleichzeitig hat die Globalisierung dazu beigetragen, dass an Warenangeboten kein Mangel herrscht. Anders sieht es z.B. bei Immobilien aus.
Hier ist das Angebot nicht so flexibel und folglich steigen die Preise, gerade in angesagten Gegenden. Fazit: Konsumentenpreis-Inflation scheint auf absehbare Zeit kein wirkliches Problem zu sein, solange die Banken nicht deutlich mehr Kredite vergeben und hohe Nachfrage auf knappes Angebot trifft. Preissteigerungen bei Immobilien und Aktien sind realistischer als im üblichen Inflationswarenkorb.