Bäume und Felder statt Aktien und Anleihen?

Handfeste Werte wie Grund und Boden erleben angesichts dramatischer Einbrüche an den Finanzmärkten wieder eine Renaissance. Anleger sollten allerdings bedenken: Die Renditen für Wald- und Ackerflächen sind vergleichsweise mager.

Von Friederike Marx Veröffentlicht:
Ein Stück Wald oder doch lieber ein fruchtbarer Acker? Die Nachfrage nach wertstabilen Anlageformen nimmt zu.

Ein Stück Wald oder doch lieber ein fruchtbarer Acker? Die Nachfrage nach wertstabilen Anlageformen nimmt zu.

© [M] Wald: bisz / fotolia.com, Rapsfeld: Himmelssturm / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Von der Börse enttäuscht, flüchten viele Anleger derzeit in Sachwerte. Trotz vergleichsweise bescheidener Renditen wächst auch der Wunsch nach einem eigenen Stück Wald oder Acker. Makler berichten von steigender Nachfrage.

100.000 Euro in ein Stück Wald, statt in Aktien anlegen

"Großeltern wollen für ihre Enkel 100.000 Euro anlegen, statt Aktien kaufen sie ein Stück Wald", berichtet Holger Meyer, Geschäftsführer des Fachmaklers Greif & Meyer. Einen regelrechten Ansturm von Anlegern auf Wald und Flur kann der Vorstand der Deutschen Grundstücksauktionen AG, Michael Plettner, allerdings nicht feststellen.

"Es gibt durchaus Kunden, die sagen, ich will mein Geld wertstabil anlegen und land- und forstwirtschaftliche Flächen kaufen, um sie zu verpachten", sagt Plettner. Die Mehrzahl der privaten Anleger investiere aber eher in Wohn- und Gewerbeimmobilien. "Ich kann nicht feststellen, dass sich Hunderttausende Kleinanleger auf Wald- und Ackerflächen stürzen."

Starke Nachfrage treiben Preise in Land- und Forstwirtschaft

Allerdings gibt es aus Plettners Sicht eine starke Nachfrage, die vor allem auf den steigenden Rohstoff- und Nahrungsmittelbedarf der Welt zurückzuführen ist. "Stillgelegte Landwirtschaftsflächen werden hierzulande reaktiviert, um beispielsweise Ölsaaten für Biosprit anzubauen."

Die Nachfrage treibt die Preise. Laut Plettner waren land- und forstwirtschaftliche Flächen in Deutschland vor fünf bis sechs Jahren im Schnitt halb so teuer wie im Moment.

Die Rendite von Wiesen, Wald und Acker ist allerdings eher bescheiden. Bei einer Verpachtung von Ackerflächen liegt sie bei etwa zwei bis drei Prozent jährlich, berichtet Frank Schulze zur Heide, geschäftsführender Gesellschafter von Agrarboden, einem der ältesten Vermittler von forst- und landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland.

Bei forstwirtschaftlichen Flächen sind es - je nach Holzbestand und -preis - 1,5 bis 2 Prozent. Hinzu kommt die Entwicklung des Bodenwertes. "In den vergangenen Jahren war die Wertsteigerung hoch. Rückgänge halte ich in Zukunft zwar für unwahrscheinlich, eine Stagnation ist aber nicht auszuschließen", sagt Schulze zur Heide.

Mehr als fünf Hektar Acker für Verpachtung

Wer mit einem idyllisch gelegenen Waldstück oder einem fruchtbaren Acker liebäugelt, sollte allerdings den einen oder anderen Euro auf der hohen Kante haben. Weniger als fünf Hektar Ackerland machen aus Sicht der Experten für eine Verpachtung kaum Sinn.

Je nach Bundesland mussten Anleger im vergangenen Jahr dafür zwischen 31.000 Euro in Brandenburg und 140.255 Euro in Nordrhein-Westfalen zahlen. Im Durchschnitt kostete der Hektar nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 11.854 Euro, das waren 946 Euro mehr als im Vorjahr. 2008 war der Hektar im Schnitt noch für unter 10.000 Euro zu haben.

Wald ist im Quadratmeter billiger

Billiger ist Wald. Pro Quadratmeter werden je nach Lage und Wildbestand derzeit 30 Cent bis etwa 2,50 Euro verlangt. Wer seinem Hobby als Waidmann nachgehen will oder das Waldstück als Jagd verpachten will, braucht allerdings mindestens 75 Hektar.

Damit sich eine professionelle Holzbewirtschaftung lohnt, sollten es noch ein paar Hektar mehr sein. Ein Millionenbetrag kann dann schnell fällig werden. Ganz ohne Risiko ist dieses Investment zudem nicht: Feuer, Sturm und Borkenkäfer bedrohen die grüne Idylle. (dpa)

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