Chefinnen gefragt

Frauenpower bringt's

Unternehmen erzielen höhere Gewinne, wenn Frauen mit an ihrer Spitze stehen. Auf dieser durch Studien bestätigten Erkenntnis basiert eine neue Anlagestrategie der Börse Hannover.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

Weibliche Intuition für erfolgreiche Geschäfte? Der Gender-Index setzt auf diese Prämisse. Syda Productions/fotolia.com

NEU-ISENBURG. Die Analysten der Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey haben detailliert die Gewinnentwicklung großer Konzerne in Großbritannien und Nordamerika untersucht.

Das Ergebnis dürfte all jenen Anlegern zu denken geben, die davon ausgehen, dass ein Unternehmen dann am besten durch die raue Börsensee gesteuert wird, wenn Männer auf der Kommandobrücke das Sagen haben.

Denn die Studie zeigt, dass Konzerne mit Frauen in Vorstandsämtern in der Regel deutlich höhere Gewinne erzielen als Mitbewerber, an deren Spitze allein Männer stehen.

Die stärksten Performancezuwächse wiesen dabei Unternehmen in Großbritannien auf, die in den vergangenen Jahren sukzessive immer mehr Frauen in ihre Vorstände berufen haben. "Pro zehn Prozent Zuwachs beim Frauenanteil stieg der Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen um 3,5 Prozent", sagt McKinsey-Forscher Dennis Layton.

Chefinnen motivieren Frauen im Job

Zu ähnlichen Resultaten kamen bereits frühere Untersuchungen anderer Beratungsgesellschaften. Die New Yorker Non-Profit-Organisation Catalyst ermittelte bereits 2007 in einer Auswertung der 500 größten US-Unternehmen, dass jene mit überdurchschnittlich vielen Frauen in ihren Vorständen um mindestens 53 Prozent höhere Erträge auf ihr in neue Produkte investiertes Kapital erzielen, als Gesellschaften, die allein von Männern geführt werden.

"Konzerne, an deren Spitze auch Frauen stehen, sind besser gemanagt und erzielen höhere Gewinne", sagt die frühere Catalyst-Präsidentin Ilene Lang.

Für den größeren wirtschaftlichen Erfolg der gemischt geführten Unternehmen haben Ökonomen zwei wesentliche Gründe gefunden: Frauen in den Vorständen könnten durch ihre Vorbildrolle weibliche Beschäftigte stärker motivieren. Zudem kennen sie offenbar die Bedürfnisse von weiblichen Konsumenten besser.

Die Ergebnisse der Studien treffen auch auf Deutschland zu. Dies zeigt der Ende April aufgelegte German-Gender-Index der Börse Hannover. Er spiegelt die Kursentwicklung der 50 größten börsennotierten deutschen Unternehmen mit dem höchsten Frauenanteil auf Führungsebene wider.

Zwar mussten alle deutschen Aktien-Indizes seit dem Frühjahr deutlich Federn lassen. "Der Gender-Index verlor vom 20. April bis zum 21. September jedoch nur 14,3 Prozent gegenüber einem Verlust von 16,7 Prozent beim Leitindex Dax", sagt Hendrik Janssen, Sprecher der Börse Hannover.

Aktuell sind im Gender-Index große Dax-Konzerne wie Adidas, BMW, BASF, Daimler, Deutsche Post, Lufthansa und Siemens enthalten. Hinzu kommen Unternehmen aus dem M-Dax und Tec-Dax. Darunter sind auch Werte aus dem Gesundheits- und Pharmabereich wie Biotest, Gerresheimer, Medigene, MorphoSys und RhönKlinikum.

Bei den meisten Index-Konzernen überwiegen in den Vorständen zwar noch die Männer. Jedoch haben sie überdurchschnittlich viele Frauen als Aufsichtsräte berufen und sind damit Auflagen der Bundesregierung zuvorgekommen. "Der Gesetzgeber sieht ab 2016 einen Frauenanteil von mindestens 30 Prozent in den Aufsichtsräten vor", sagt Sandra Reich, Geschäftsführerin der Börse Hannover.

Vom nächsten Jahr an müssen börsennotierte Unternehmen daher frei werdende Aufsichtsratsposten solange mit Frauen besetzen, bis sie die Quote erfüllt haben.

Erster Index-Fonds aufgelegt

Die Kölner Investmentgesellschaft Ampega hat mit dem Genderplus Aktienfonds (ISIN DE000A12BRD6) den ersten Fonds aufgelegt, der gezielt in Unternehmen aus dem Index sowie in ausländische Konzerne mit hohem Frauenanteil an der Führungsspitze investiert.

Den Ausgabeaufschlag von vier Prozent können sich Anleger sparen, indem sie Fondsanteile direkt über die Börse erwerben.

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