Finanzen

Trumps Wirtschaftspolitik verunsichert Investoren

Nach den jüngsten Kursanstiegen sind Analysten geteilter Meinung über die weitere Entwicklung an den Börsen. Alle schauen gebannt nach Washington – nach den nächsten launischen Schlägen des US-Präsidenten.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Politik und Wirtschaft hängen an seinen Lippen: Donald Trumps Worte haben das Potenzial, die Welt aus den Fugen zu heben.

Politik und Wirtschaft hängen an seinen Lippen: Donald Trumps Worte haben das Potenzial, die Welt aus den Fugen zu heben.

© picture alliance / Chris Kleponi

NEU-ISENBURG. Die Zeiten für Anleger sind rauer geworden, seit US-Präsident Donald Trump Wirtschaftspolitik mit der Brechstange macht. Die Wirtschaft in Deutschland und der Eurozone ist zuletzt durch die Sanktionsdrohungen aus Amerika nur noch verhalten gewachsen.

Die Aufkündigung des Atomdeals mit dem Iran treibt den Ölpreis in die Höhe und beschert Unternehmen damit höhere Kosten, was zulasten ihre Gewinne geht. Obendrein befinden wir uns noch im Mai – das weckt Erinnerungen an die alte Börsenweisheit, wonach im Wonnemonat die Zeit gekommen sei, Gewinne an der Börse einzustreichen, weil die Aktienkurse im Sommer eh sinken würden.

Tatsächlich ist diesen Mai jedoch bislang keine Flaute an den Aktienmärkten zu spüren. Vielmehr waren die Börsennotierungen der Unternehmen bereits von Februar bis März deutlich eingebrochen. Allein der deutsche Leitindex Dax verlor in dieser Zeit mehr als 13 Prozent. Seither jedoch geht es wieder aufwärts. Experten sind allerdings geteilter Meinung darüber, ob der positive Trend weiter anhält.

Optimisten hoffen auf Dax-Höhenflug

"Die Aktienmärkte sind noch nicht ganz oben", sagt Stephan Albrech. Der Vorstand der Kölner Vermögensverwaltung Albrech & Cie zählt zu den Optimisten und glaubt, dass "der Dax diesen Sommer in die Zone zwischen 14.000 und 15.000 Zählern vordringen wird". Trifft die Prognose zu, könnte der Index der 30 größten deutschen börsennotierten Unternehmen in den kommenden Wochen um bis zu 13,5 Prozent steigen.

Zuversichtlich ist auch Andreas Görler. Der Stratege der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest sieht den Leitindex im Herbst bei 14.000 Punkten – was einem Plus von sechs Prozent entsprechen würde. In Deutschland sei "das Wirtschaftswachstum mit niedrigen Arbeitslosenraten intakt", so Görler. Dies werde die Aktienkurse weiter beflügeln.

Anleger, die ebenfalls dieser Ansicht sind, können mit börsennotierten Index-Fonds auf den Dax auf eine Fortsetzung steigender Kurse setzen. Diese im Fachjargon ETF genannten Fonds bilden passiv Indices nach; ihre Anteile werden ausschließlich an den Börsen gehandelt. Deshalb fallen nur minimale Verwaltungsgebühren und keine Ausgabeaufschläge an.

Die Börsenweisheit "Sell in May" – Verkaufe im Mai – beruht vor allem darauf, dass im Sommer urlaubsbedingt das Handelsvolumen an den Börsen sinkt. Nehmen einige Investoren dann Gewinne mit, kann dies die Kurse drücken. Da es dieses Frühjahr jedoch "bereits eine Korrektur gegeben hat, könnte es das bereits gewesen sein", folgert Görler.

Pessimisten vermissen gute News

Skeptisch ist hingegen Frank Wieser, Geschäftsführer der Düsseldorfer PMP Vermögensmanagement. Er sagt: "Man sollte die Party verlassen, wenn es am schönsten ist." Damit der Dax nach den jüngsten Kursanstiegen weiter steigen könne, seien positive Nachrichten nötig. "Die sind aber derzeit nicht erkennbar", so Wieser. "Vielmehr führen die Handelsstreitigkeiten mit den USA zu Verunsicherungen."

Anleger sollten deshalb vorsichtig agieren, rät der Geschäftsführer. "2018 dürfte sich an den Börsen als ein Jahr entpuppen, in dem der Kapitalerhalt im Vordergrund steht."

Die Strategen von JP Morgan Asset Management wiederum sehen US-Aktien als die Gewinner dieses Jahres. 90 Prozent der Unternehmen im breiten US-Index S&P 500 hätten im ersten Quartal "ein solides Umsatz- und Gewinnwachstum erzielt", schreiben die Analysten der Investmentgesellschaft in einer neuen Studie. "Drei Viertel der Konzerne übertrafen dabei die Prognosen." Die Gesellschaften profitierten von einer robusten Binnenkonjunktur und einem beständigen globalen Wachstum, wie sie betonen.

Dabei könnten die US-Konzerne ihre Absätze im Ausland noch steigern, wenn Trumps Politik ihnen durch niedrigere Zölle den Zugang zu den Märkten in Europa und China weiter öffnet. Anleger, die US-Unternehmen als Gewinner der jüngsten Turbulenzen in der Wirtschaftspolitik sehen, können mit Indexfonds auf den S&P 500 oder den US-Leitindex Dow Jones auf diese Investmentidee setzen.

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