Automobilunternehmen an der Börse

Auf der Überholspur zu rasantem Absatz

Dieselskandal, Handelskonflikte und die Konkurrenz durch Elektrofahrzeuge drücken seit Jahren die Aktienkurse der Automobilhersteller. Doch jetzt sehen Experten die Talsohle durchschritten und raten zum Kauf.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Mal gehätschelt, mal verteufelt: Der Deutschen liebstes Kind ist an den Börsen wieder im Rennen.

Mal gehätschelt, mal verteufelt: Der Deutschen liebstes Kind ist an den Börsen wieder im Rennen.

© hedgehog94 / stock.adobe.com

NEU-ISENBURG. Die Daimler-Aktie über sieben Prozent im Plus, bei den Papieren von BMW und Volkswagen jeweils mehr als fünf Prozent Kurssprünge, bei Ford und General Motors ein Gewinn von jeweils mehr als drei Prozent: Nachdem sich US-Präsident Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping am vorvergangenen Wochenende auf eine 90-tägige Pause im Handelskonflikt der beiden Wirtschaftsgiganten geeinigt hatten, schossen die Börsennotierungen deutscher und amerikanischer Autobauer am nächsten Tag senkrecht in die Höhe.

Zwar gingen diese Gewinne im Zuge des massiven Einbruchs der Börsen im weiteren Verlauf der vergangenen Woche größtenteils wieder verloren. Der rapide Kurszuwachs binnen Minuten am vergangenen Montag zeigt jedoch, dass die seit langem unter Druck stehenden Aktienkurse der Fahrzeughersteller zuletzt vor allem unter der protektionistischen US-Wirtschaftspolitik gelitten haben. Der vor allem in Deutschland heiß diskutierte Dieselskandal oder die Konkurrenz durch Elektromobil-Anbieter wie Tesla waren weniger das Thema. Weil die USA Strafzölle auf chinesische Importe verhängt hatten, hob Peking im Gegenzug die Einfuhrtarife auf Automobile „Made in USA“ auf 40 Prozent an.

Branchen-Sorgen eingepreist

Das traf auch jene deutschen Hersteller, die einen Teil ihrer im Reich der Mitte verkauften Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten fertigen. Doch vor einer Woche hatte China die Importzölle auf US-Produkte reduziert – und damit Investoren wieder in Scharen in Automobil-Aktien gelockt. Für Claus Walter, Geschäftsführer der Freiburger Vermögensmanagement, ist es nicht überraschend, dass Anleger sofort bei den Auto-Papieren zugegriffen haben, seit Trump und Xi wieder miteinander verhandeln: „Langfristig ist der Tank bei den Automobil-Aktien voll kräftiger Perspektiven.“ Zwar dürften die Notierungen der Papiere in den kommenden Monaten noch schwanken. Doch nach dem heftigen Kursrutsch in den vergangenen Jahren seien „die Zukunftssorgen der Branche auch bei den deutschen Werten zum allergrößten Teil bereits in den aktuellen Kursen enthalten“, sagt Walter.

Die BMW-Aktie hat in den vergangenen drei Jahren in der Spitze mehr als 30 Prozent verloren, die Papiere von Daimler und Ford sogar über 40 Prozent. Hingegen notieren die Aktien von General Motors und VW in etwa auf demselben Stand wie im Dezember 2015. Nun dürfte „das Schlimmste überstanden sein“, sagt Walter. „Es gibt Raum für positive Überraschungen.“ Die Unternehmen hätten deutliche Fortschritte bei der Entwicklung neuer Technologien „wie der emissionsfreien Mobilität und beim autonomen Fahren gemacht“, sagt der Geschäftsführer. „Das sollte die Branche auf eine Rennstrecke für rasanten Absatz navigieren.“

Unterdessen stufen auch etliche Analysten Automobilwerte wieder höher ein. Daniel Schwarz von der Schweizer Großbank Credit Suisse hat für BMW, das bereits Elektromobile im Programm hat, auf Sicht von zwölf Monaten ein Kursziel von 101 Euro ausgerufen – was einem Gewinn von mehr als 30 Prozent gegenüber der aktuellen Notierung entspräche. Stuart Pearson von der französischen Investmentbank Exane BNP Paribas sieht auf Jahressicht ein Kurspotenzial von mehr als 20 Prozent bei der Daimler-Aktie. „Mit dem neuen Management-Team ab Mai nächsten Jahres und neuen Produkten sieht die Aktie zunehmend werthaltig aus.“

Horst Schneider von der britischen Investmentbank HSBC hat Volkswagen mit „Kaufen“ eingestuft: Den Wolfsburgern „sollte es gelingen, das Gewinnwachstum zu beschleunigen“.

Nachfrage aus China

Philippe Houchois von der New Yorker Investmentbank Jefferies erwartet für den US-Traditionshersteller Ford eine Kurssteigerung von mehr als 40 Prozent. Der Autobauer habe ein „besseres Risikoprofil als die Konkurrenz“, weil er Kosten erfolgreich gesenkt und den Absatz habe steigern können. Vermögensmanager Walter rät zudem, ein Auge auf die Aktie von Toyota zu werfen. Der japanische Autobauer kombiniert mit seiner Hybridtechnik Elektro- und Kraftstoffmotoren. „Wegen der wachsenden Nachfrage aus China hat Toyota zuletzt die Produktionsziele angehoben“, so Walter.

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