Cyber-Attacken

Bilanz nach "WannaCry" fällt positiv aus

Knapp eine Woche nach den Cyber-Angriffen durch den Trojaner "WannaCry" ziehen die Experten eine vorläufige Bilanz. Alle Sicherheitssysteme sollen auf den Prüfstand kommen.

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NEU-ISENBURG. Auch wenn das deutsche Gesundheitswesen durch die Hacker-Angriffe vom vergangenen Freitag nicht in Mitleidenschaft gezogen wurde, fordern Sicherheitsexperten, dass die Institutionen auf den Angriff reagieren sollten. Der Bundesverband Gesundheits-IT (bvitg) wünscht sich eine schnelle zentrale Auswertung der Hacker-Angriffe, um das Wissen an die Betreiber kritischer Infrastrukturen weiterzugeben. In Deutschland, so der bvitg-Geschäftsführer Ekkehard Mittelstaedt in einer Mitteilung, sei die Gefahr allerdings "im Gegensatz zu dem eher zentral organisierten Gesundheitssystem in Großbritannien geringer".

Die Bilanz des Angriffs in den Regionen fällt weitgehend identisch aus. So heißt es aus Bayern etwa vom Städtischen Klinikum München, es sei von dem Hackerangriff nicht betroffen. Angaben zu den verwendeten Betriebssystemen will das Klinikum aus Sicherheitsgründen nicht machen. "Alle eingesetzten Betriebssysteme und Sicherheitstechnologien entsprechen jedoch aktuellen Standards und werden regelmäßig auf den neuesten Softwarestand gebracht", heißt es auf Anfrage. Ebenso Standard seien Mitarbeiter-Rundmails der IT-Abteilung, die auf den sicheren Umgang mit unbekannten Emails hinweisen. Ähnlich ist es auch am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

Auch aus anderen bayerischen Kliniken sind laut BKG-Sprecher Eduard Fuchshuber keine Ausfälle bekannt. Eine Meldepflicht gebe es diesbezüglich zwar nicht. Aber es sei davon auszugehen, dass regelmäßige Aktualisierung der IT-Systeme, Schutz-Softwares und Mitarbeiterinformationen überall Standard seien. Das gelte umso mehr, seit im Februar 2016 tatsächlich einzelne deutsche und bayerische Kliniken Probleme mit Hackerangriffen gehabt hätten.

Bei der KVB wurden die Mitarbeiter am Montagmorgen auf die aktuellen Ereignisse hin noch einmal "sensibilisiert, mit E-Mails und Dateianhängen besonders vorsichtig umzugehen", teilte Pressereferentin Birgit Grain mit. Von Vertragsärzten seien bisher keinerlei Vorfälle bekannt geworden. Auch dem Bayerischen Hausärzteverband (BHÄV) ist nicht bekannt, dass Praxen oder andere Gesundheitseinrichtungen von den Angriffen betroffen wären.

In Nordrhein-Westfalen sind weder den beiden Kassenärztlichen Vereinigungen noch der Landeskrankenhausgesellschaft bislang Fälle bekannt geworden, in denen die Schadsoftware "WannaCry" in Arztpraxen oder Kliniken Probleme bereitet hätte. Alle drei Institutionen haben ihre Mitglieder bereits in der Vergangenheit über mögliche Bedrohungsszenarien und die notwenigen Schutzmaßnahmen informiert. "Die Krankenhäuser sind für das Thema Schutz vor Cyberkriminalität sensibilisiert", betont Sandra Fösken, Pressereferentin der Krankenhausgesellschaft NRW.Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe unterstützt verunsicherte Ärzte bei Bedarf mit gezielten Informationen rund um das Thema. Die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNo) verweist darauf, dass sie die Ärzte und Psychotherapeuten in der Vergangenheit wiederholt aufgefordert hat, wegen der damit verbundenen Gefahren nicht mehr mit dem Betriebssystem Windows XP zu arbeiten. Das scheine erfolgreich gewesen zu sein. "Wir werden die Ärzte aber jetzt noch einmal informieren", kündigt Sprecher Dr. Heiko Schmitz an. Das Thema Cybersicherheit werde in der Mitgliederzeitschrift "KVNo aktuell" aufgegriffen.

Die KVNo überlegt nach seinen Angaben zurzeit, ob sie für die Praxen eine Handreichung erarbeitet, in der die Regeln für den Schutz vor Cyber-Angriffen zusammengefasst werden. Auch aus Niedersachsen gab es Entwarnung – allerdings äußerten sich Experten auf Anfrage, Klinken würden außerdem wohl kaum einen Angriff an die große Glocke hängen. Erfahrungsgemäß vergingen daher einige Wochen, bevor eventuelle Angriffe bekannt würden. Bei der Ärztekammer Niedersachsen hieß es, die einzelnen Ärzte seien selber für die Sicherheit ihrer Praxissysteme zuständig. Die Bestimmungen der Bundesärztekammer zum Datenschutz seien hier für die Ärzte maßgeblich. In Bremen teilte mit die KV Pressestelle mit, derzeit wisse sie nichts von Attacken. Aber vor ungefähr zwei Jahre seien zwei Bremer Praxen von Cyber-Attacken lahm gelegt worden.(cmb/iss/cben/ger)

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