Medizinstudium

Saarland ändert Zulassungsbedingungen

Die Kammer will Medizinstudenten ins Saarland locken, die nach dem Studium bleiben - ein Plan mit Haken und Ösen.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Das Saarland ändert zum kommenden Wintersemester die Zulassungsbedingungen zum Medizinstudium. Das Ziel: Es sollen mehr Abiturienten ins Saarland kommen, die nach dem Studium auch hierbleiben.

Wie der saarländische Ärztekammer-Präsident Dr. Josef Mischo auf der Vertreterversammlung der Kammer am vergangenen Mittwoch in Saarbrücken erläuterte, sollen künftig bei der Auswahl durch die Hochschule nur noch Bewerbungen berücksichtigt werden, bei denen die Universität des Saarlandes auf der sechsstufigen Skala unter den "Top 3" der Ortspräferenzen genannt wird.

Damit folgt das Saarland allerdings nur mit Verspätung einem Bundestrend. Nach einer Übersicht der Stiftung für Hochschulzulassung nutzte im vergangenen Jahr bereits die Mehrheit der Hochschulen die Ortspräferenz der Bewerber als Kriterium in ihren Auswahlverfahren.

Die meisten verlangen danach sogar, dass ihre Hochschule auf Platz 1 gesetzt wird.

Darüber hinaus werden im Saarland zwei neue Boni eingeführt: Wer bereits eine einschlägige Berufsausbildung - zum Beispiel als Krankenschwester oder Rettungssanitäter- absolviert hat, bekommt einen Bonus von 0,2 auf die Abiturnote, für Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst gibt es einen Bonus von 0,1.

Bei der Sitzung der Ärztekammer-Vertreterversammlung äußerten sich viele Delegierte aber enttäuscht. "Die Bonus-Zahlen sind ja gar nicht spürbar", meinte der Vorsitzende des Facharztforums im Saarland, Dr. Dirk Jesinghaus. Ein Bonus von 0,5 auf die Abitur-Note wäre besser gewesen.

Kammer-Präsident: Verständnis für Kritik

Ähnlich die Kritik der Vorsitzenden des Saarländischen Ärzteverbandes, Dr. Sigrid Bitsch: "Wer vom Gymnasium mit einem Abitur von 1,9 kommt, hat im Saarland auch weiter keine Chance auf einen Medizin-Studienplatz". Und ein Kollege pflichtete ihr bei: "Ich würde bei diesen Kriterien noch heute auf meinen Studienplatz warten."

Kammer-Präsident Mischo äußerte Verständnis für die Kritik. Die Bonus-Höhe werde aber nicht von der Kammer, sondern von der Universität festgelegt. Immerhin seien die Änderungen aber ein "erster Schritt".

An der einzigen medizinischen Fakultät des Saarlandes, an der Uniklinik in Homburg, beginnen zwar jährlich fast 300 junge Menschen ihr Medizin-Studium. Eine Befragung hatte 2015 aber ergeben, dass rund die Hälfte der Studierenden das Saarland anschließend wieder verlassen will.

Das hatte Politik und Ärzte-Vertreter alarmiert - vor allem angesichts eines drohenden Ärztemangels auch im Saarland. Nach der Statistik der Ärztekammer für 2015 ist die Zahl der berufstätigen Ärzte im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2014 um 0,2 Prozent auf rund 4800 im Saarland gesunken.

Bei den niedergelassenen Medizinern gab es ein Minus von 1,7 Prozent. Die KV Saarland warnt schon lange vor allem vor einem Hausärztemangel. So hätten allein im vergangenen Jahr rund 100 Hausärzte das Rentenalter von 65 Jahren erreicht.

Im Vorfeld waren auch schärfere Änderungen bei der Studierenden-Auswahl im Saarland im Gespräch gewesen - zum Beispiel eine Quote für Bewerber, die sich verpflichten, nach ihrem Studium im Saarland zu bleiben.

Davon war zuletzt aber nicht mehr die Rede. Auch ein Bonus für Landeskinder ist vom Tisch. Er ist nach Ansicht von Kammer und Landesregierung rechtlich nicht zulässig.

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