Junge Ärzte

Weiterbildung braucht mehr als ein Facelift

Kompetenzbasiertes Lernen - was in Modellstudiengängen immerhin auch in der Medizin bereits umgesetzt wird, daran scheint es in der Weiterbildung noch zu mangeln. Doch die jungen Ärzte bekommen nun immerhin Rückendeckung vom Deutschen Ärztetag.

Rebekka HöhlVon Rebekka Höhl Veröffentlicht:
Lernstandskontrolle auf dem Klinikflur – leider nicht die Ausnahme in der Weiterbildung.

Lernstandskontrolle auf dem Klinikflur – leider nicht die Ausnahme in der Weiterbildung.

© Minerva Studio / iStock

HAMBURG/MANNHEIM. Es ist ein Beschluss, der die Novellierung der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) tatsächlich im Sinne der jungen Ärzte vorantreiben könnte. Der 119. Deutsche Ärztetag fordert die Bundesärztekammer nämlich tatsächlich auf, die "geplanten vorgegebenen starren Weiterbildungszeiten zugunsten der Feststellung von Kompetenzen" zu überprüfen. Wie wichtig das ist, hat erst vor ein paar Wochen der Internistenkongress gezeigt.

"Es ist viel neuer Wein in alten Schläuchen", schilderte Matthias Raspe, stellvertretender Sprecher der Jungen Internisten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), seinen Eindruck. Zwar richte sich die Neuordnung durchaus mehr an Kompetenzebenen und -blöcken aus, sagte er. Was fehle, sei aber "eine wirkliche Änderung". "Einen tatsächlichen Wandel kann nur ein Systemwechsel bringen", so Raspe.

"Wir sind schockiert"

Dabei hatten die jungen Internisten aus DGIM und dem Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) bereits ein Jahr zuvor mit einer eindrucksvollen Studie die Problemfelder in der Weiterbildung aufgezeigt. Über 1690 Weiterbildungsassistenten hatten sich an der Umfrage beteiligt.

"Wir sind schockiert", lauteten die sehr deutlichen Worte des damaligen BDI-Vorstandsmitglieds. Dr. Thomas Schröter. Der Grund: In Zeiten eines zunehmenden Ärztemangels berichteten sehr viele angehende Internisten von Qualitätsmängeln in der Weiterbildung, fehlenden Strukturen und aufgrund des zunehmenden ökonomischen Drucks von einer Arbeitsverdichtung, die zulasten der Lehrinhalte geht (wir berichteten).

Ein Jahr später, wieder auf dem DGIM-Kongress, stellte Raspe fest: "Wir haben einen florierenden Fortbildungssektor, weil die Ärzte in der Weiterbildung nicht alles lernen können."

Dabei gibt es laut Raspe für die Bundesärztekammer ein gutes Orientierungsbeispiel: das kompetenzbasierte Curriculum, an dem EU-weit im Rahmen der Arbeitnehmerfreizügigkeit gearbeitet werde. Eine Arbeitsgruppe - das sogenannte European Board of Internal Medicine (EBIM) -, an der sich auch zwei junge Internisten beteiligen, habe hierzu die Kernkompetenzen, die Internisten länderübergreifend benötigen, herausgearbeitet. "Der Lernende steht dabei im Mittelpunkt", so Raspe.

Und es gehe mehr um die Wissensvermittlung. Genauer werden sechs Kernkompetenzen definiert: Patient Care; Medical Knowledgement; Communications Skills; Professionalism, Ethical and Legal Issues; Organizational Planning and Service Management Skills sowie Academic Activities.

Die finale Fassung des EU-Curriculums soll laut Raspe Ende 2016 stehen. "Es ist aber rechtlich nicht bindend." Raspe fürchtet daher, dass es wenig Anklang in Deutschland findet.

Die jungen Internisten fordern daher gesondert von dem EU-Curriculum, dass die Novellierung der MWBO transparent gemacht und die jungen Ärzte einbezogen werden. Es müsse zudem eine strukturierte und kompetenzbezogene Weiterbildung und Train-the-Trainer-Konzepte geben.

Ebenfalls wichtig sei eine regelmäßige Evaluation des Lernfortschritts. Raspe kann sich hier eine Art PISA-Studie für Weiterbildungsassistenten vorstellen. Nicht, um die jungen Ärzte zu gängeln, sondern um mehr Druck auf die Kliniken auszuüben.

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