Demaskiert

Mediziner hängt Elfenohren an den Nagel

Schon als Schüler entwarf Steffen Oppermann Masken für die Bühne und das Hobby. Als Student finanzierte er sich so sein Medizinstudium. Seit der Facharztprüfung sucht der Gynäkologe nun einen Geschäftsführer für seine Maskenfirma.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Arzt mit Hobbitohren: Steffen Oppermann entwirft und vertreibt Masken.

Arzt mit Hobbitohren: Steffen Oppermann entwirft und vertreibt Masken.

© Dirk Schnack

HALSTENBEK. Ein Auftritt in der Fernsehsendung "Die Höhle der Löwen" allein sorgt schon für viel Aufmerksamkeit. Bei Teilnehmer Steffen Oppermann kam noch eine außergewöhnliche Konstellation hinzu, die ihm in den Tagen nach der Ausstrahlung einen wahren Medien-Hype bescherte...

Der 40-Jährige entwirft und vertreibt über die von ihm gegründete Firma "Wizardo" unter anderem Masken mit Zombiemotiven – und er ist Gynäkologe. Diese Kombination sorgte bei den "Löwen" für ein Schmunzeln und bei den Medien für Aufregung.

Großes Medienecho

Folge der Sendung waren zahlreiche Berichte in seriösen und weniger seriösen Magazinen, Tageszeitungen, Online-Portalen, Fernsehen und Rundfunk. "Das hatte ich in diesem Ausmaß nicht erwartet", räumte Oppermann drei Tage nach der Ausstrahlung im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" ein.

Unter dem Strich freut er sich über die Aufmerksamkeit und die anschließend gesammelten Erfahrungen – auch wenn nicht jede davon angenehm war. Denn manche Medien nahmen es im Hype um "Dr. Maske", wie er schon tituliert wurde, mit der Wahrheit nicht so genau.

Im Boulevard wurde etwa berichtet, dass er seine ärztliche Tätigkeit nun aufgibt – das Gegenteil ist richtig.

Lieber Arzt sein als Maskengeschäftsführer

Für sein Unternehmen arbeitet er gerade einen Geschäftsführer ein, damit er sich zurückziehen und ausschließlich ärztlich tätig sein kann. Oppermann ist gerade erst als Partner in eine Gemeinschaftspraxis in Schleswig-Holstein eingestiegen, mit Masken will er sich nur noch als Hobby beschäftigen.

Gefallen war die Entscheidung für die ärztliche Tätigkeit schon im Jahr 2012 – dem Jahr seiner Facharztprüfung und seiner Familiengründung. "Auf Dauer konnte ich nicht mit zwei Berufen nebeneinander leben und Familie haben. Ich habe mich für die Medizin und die Familie entschieden", sagt Oppermann.

Seine Firma wollte er aber nicht einfach aufgeben, sondern ihr einen professionellen Übergang verschaffen. Er bewarb sich für die "Höhle der Löwen", in der fünf erfolgreiche Geschäftsleute darüber entscheiden, ob sie als Investor in die vom Unternehmensgründer vorgestellte Firma einsteigen.

Löwen waren interessiert

Im Fall vom "Wizardo" zeigten sich die Löwen zwar interessiert, lehnten einen Einstieg aber ab. "Ein Grund ist, dass Masken ein Saisongeschäft sind", sagt Oppermann. Wichtigste Termine in dieser Branche sind Halloween und Karneval, im Sommer dagegen ist es ruhig. Das gilt auch für "Wizardo".

Was im Medienhype oft unterging, ist die künstlerische Seite dieser Geschichte. Oppermann sollte in der Schule den Hobbit spielen und war mit den Elfenohren, die ihm dafür verpasst wurden, nicht einverstanden. Also entwarf er selbst welche.

Das gefiel ihm so gut, dass er ganze Masken kreierte und herstellte. Schon als Schüler kam er hierüber zu einem kleinen Nebenverdienst und als Medizinstudent finanzierte er einen Teil seines Lebensunterhaltes damit.

Fernsehauftritt als Booster

Zum Start seiner Weiterbildung im Jahr 2004 war er bei einem Jahresumsatz von 30.000 Euro angelangt. Während er auf seinen Facharzt zusteuerte, wurde das Geschäft umfangreicher – 2012 musste er sich entscheiden. Er verlagerte die Herstellung nach China, um das Unternehmen konkurrenzfähig zu halten und begann gleichzeitig, seinen Ausstieg vorzubereiten.

Der Fernsehauftritt als Booster für die Aufmerksamkeit hat ihm jetzt noch einmal viel Arbeit beschert, wird an der Entscheidung aber nichts mehr ändern. "Ich freue mich auf die Praxis. Ich wollte immer gerne selbstständig als Arzt arbeiten", sagt Oppermann.

Mit seinen Masken wird er sich in Kürze nur noch am Wochenende beschäftigen – dann aber als Hobby und nicht mehr als Firmenchef.

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