Hand in Hand

Im interprofessionellen Team Probleme besser erkennen

In einem Modellprojekt sollen Medizin- und Pflegestudierende an der Uniklinik Düsseldorf gemeinsam das Ernährungsmanagement in der Versorgung verbessern. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, wie Probleme interprofessionell erkannt und gelöst werden können.

Von Katrin Berkenkopf Veröffentlicht:

KÖLN. Wenn bei einem Patienten nach längerer intensivmedizinischer Behandlung im Klinikum die Gebissprothese nicht mehr richtig passt, erscheint das den Ärzten oft als Randproblem. Sich darum zu kümmern, wird dem ambulanten oder Reha-Bereich überlassen. Am Ende vergehen so mehrere Wochen, nach denen der angeschlagene Patient mangelernährt ist, weil er schlicht nicht mehr richtig kauen kann.

Solche Probleme zu erkennen und Lösungen zu entwickeln ist Ziel des Modellprojektes "Interprofessionelles Ernährungsmanagement in der stationären und häuslichen Versorgung" an der Universitätsklinik Düsseldorf. Studierende der Medizin und Pflege werden dafür zwei Jahre lang gemeinsam lernen.

Ergebnisse in die Lehre einbinden

Unterstützt wird das Projekt mit 80.000 Euro von der Robert Bosch-Stiftung als Teil ihres Programmes "Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen". Nach der Modellphase soll jedoch nicht Schluss sein: Ziel ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in die Ausbildung der Medizin- und Pflege-Studierenden fest zu integrieren und darüber hinaus interprofessionelles Arbeiten im Klinikalltag zu fördern, erklärt Matthias Grünewald vom Ausbildungszentrum für Gesundheitsberufe der Uniklinik.

Den Anfang machen 60 Studierende der Heinrich-Heine-Universität und der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, einer privaten Fachhochschule mit den Schwerpunkten Soziale Arbeit, Gesundheit, Erziehung, Bildung und Management. Im Alltag blieben Unter- und Mangelernährung bislang oft unentdeckt, so Grünewald. Die Studierenden sollen Probleme identifizieren und Lösungsvorschläge erarbeiten.

Im Fall des schlecht sitzenden Gebisses seien es beispielsweise die Pflegenden, die die Schwierigkeiten für den Patienten als erste beobachten können. Sie müssen dies entsprechend den Ärzten mitteilen, die dann über das weitere Vorgehen beraten und entscheiden.

Am Düsseldorfer Uniklinikum sind die Kliniken für Endokrinologie und Diabetologie sowie für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Kooperationspartner des Projektes. Das Institut für Allgemeinmedizin macht ebenfalls mit und ermöglicht den Studierenden über seine angeschlossenen Lernpraxen den Zugang zum ambulanten Bereich. Auch hier soll das interprofessionelle Lernen in Zusammenarbeit etwa mit den Pflegediensten verbessert werden.

Typischerweise hätten Medizinstudierende erst im fortgeschrittenen Studium in ihrer Rolle als künftige Ärzte Kontakt zu Pflegenden. "Das ist zu spät", sagt Grünewald. Er hofft deshalb, interprofessionelles Lernen und Arbeiten schon früh im Studium zu verankern – nicht nur die Zusammenarbeit von Medizinern und Pflegenden, sondern auch mit weiteren Berufen wie Physiotherapeuten.

Bereits in der Ausbildung beginnen

"Gelungene Kooperation zum Wohl des Patienten muss von allen Berufsgruppen im Gesundheitssystem gelernt und eingeübt werden, das sollte idealerweise bereits in der Ausbildung beginnen", betont er.

Mit dem Förderprogramm "Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen" unterstützt die Robert Bosch-Stiftung in der zweiten Förderphase aktuell 17 Projekte bundesweit. Für das Programm stellte sie bislang 2 Millionen Euro zur Verfügung. Im Fokus steht dabei laut Stiftung die "strukturelle Verankerung und curriculare Integration der neuen Lernangebote", damit Kooperationen auch langfristig erfolgreich sind.

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