Weiterbildungsverbund

Vom Assistenten- zum Ärzteteam

Kontakt mit Patienten und erfahrenen Kollegen, Feedback, intensive Betreuung – die Bayerwald-Ärzte bieten im Verbund mit den Arberland-Kliniken die komplette allgemeinmedizinische Weiterbildung. Auf dem Lehrplan steht auch das Fach "Hausarztkunde".

Von Christina Bauer Veröffentlicht:

KIRCHBERG. Wer Ärzte aufs Land bringen möchte, bildet sie am besten gleich selbst aus. So lautet die Devise von Dr. Wolfgang Blank und Kollegen. Ihr Umfeld, der Bayerwald im Osten Bayerns, eignet sich dafür ausgezeichnet. Dort kooperiert der Allgemeinarzt und Internist mit fünf Kollegen in einer überörtlichen Gemeinschaftspraxis. Die Standorte sind Kirchberg, Rinchnach, Schöfweg und Lalling – eben Einsatzgebiete für echte Landärzte. Blank selbst ist Landarzt aus Überzeugung, und genau das möchte er vermitteln. Das, so sagt er, geschieht vielerorts zu selten. Seit 2014 bieten die Praxis-Ärzte im Verbund mit den Arberland-Kliniken in Viechtach und Zwiesel die komplette Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin an. Inzwischen haben vier junge Ärztinnen angefangen, seit Kurzem auch ein Arzt. Ihnen stehen fünf Weiterbildungsberechtigte gegenüber, einer davon ist Blank.

Gute Betreuung ist wichtig, betont er. Die jungen Leute sollen sofort praxis- und patientennah lernen und arbeiten. Zugleich werden regelmäßig Fälle, Studien oder Leitlinien besprochen, es gibt Supervision und Feedbacks.

Die Investition lohnt sich

Studierende aufs Land zu bringen, sei nur der erste Schritt. Viel wichtiger sei, wie die Weiterbildung laufe. "Dann liegt es an uns, die Arbeitsbedingungen fachlich und organisatorisch so attraktiv zu gestalten, dass die jungen Ärzte sagen: ,Das ist toll bei euch, da möchte ich bleiben.‘", so der Mediziner. Eine gute Weiterbildung bedeute viel Aufwand, deswegen gebe es sie nicht überall. Dabei lohne sich die Investition langfristig für alle.

Bei Dr. Anton Kalmancai jedenfalls scheint das Konzept aufzugehen. Er ist seit Kurzem in der Bayerwald-Praxis. "Ich bin seitdem so begeistert, dass ich wahrscheinlich wirklich meine Pläne ändern muss", stellt er fest. Das heißt: Allgemeinarzt werden und in der Praxis bleiben. Dabei, so der junge Slowake, sah er sich zuerst als Chirurg. Fast fünf Jahre arbeitete er schon in dem Bereich, an Kliniken in der Slowakei, in Cloppenburg und zuletzt Zwiesel. Die Praxis-Arbeit, das Klima im Team, die intensive Betreuung, er sei mit allem sehr zufrieden.

Damit die Jungärzte am Ende garantiert alles Wichtige wissen, wurden eigene Curricula erstellt. Blank, der bis 2014 an der TU München lehrte, verantwortet die "Hausarztkunde". In seinem Curriculum hat er den Stoff für zwei Jahre Allgemeinmedizin in sechs aufeinander aufbauende Abschnitte gepackt. Es geht los unter anderem mit Diagnostik, Behandlung und ersten Hausbesuchen. Sukzessive kommen weitere Aspekte dazu, bis zur wirtschaftlichen Praxisführung und dem Leiten von Qualitätszirkeln. Der Verlauf wird regelmäßig besprochen. Das, so der Arzt, biete nicht etwa nur den Jungärzten Orientierung, sondern auch den Weiterbildern.

Die Ärzte bieten noch frühere Zugänge aufs Land, für Praktikanten, Famulanten oder PJler. Die landen bei Blank oder seinen Kollegen, etwa dem Ärzte-Ehepaar Schoder. "Wir haben fast die Hälfte der Zeit noch Studenten in der Praxis mit dabei", berichtet Dr. Irmengard Schoder.

Die "Landarztmacher"

Seit 2015 ist der Bayerwald auch dafür bekannt, dass zwei Mal im Jahr Studierende in ganzen Scharen auftauchen. Das haben sich Blank und drei weitere haus- und fachärztliche Kollegen als "LandArztMacher" einfallen lassen. Ihre einmonatigen Kollektiv-Praktika für jeweils 25 Studenten laufen unter dem Titel "Exzellenter Sommer" und "Exzellenter Winter". Inzwischen starten sie das Anwerben für den Beruf sogar noch früher, mit Veranstaltungen an Gymnasien. Von all den jungen Leuten, die dieses sich ständig weiterentwickelnde Projektspektrum erreicht, dürfte mancher später wirklich Landarzt werden. Einer PJlerin gefiel es an der Bayerwald-Praxis jedenfalls so gut, dass sie dort nun auch in Weiterbildung ist.

Für ihr Engagement bekamen die Landärzte Förderung vom Gesundheitsministerium und unter anderem drei Mal den Bayerischen Gesundheitspreis. Die Weiterbildung vor Ort sieht Blank dabei vor allem als eines: rechtzeitige Nachfolgeregelung. Die Neu-Ärzte bekommen eine langfristige Perspektive. "Wenn sie sich in unserem Team integriert haben, können sie, wenn sie möchten, sofort Anteile der Praxis kaufen und weiterführen", so Blank. "Wir möchten, dass hier aus unseren jungen Assistenten ein Ärzteteam entsteht."

Dr. Wolfgang Blank im Video-Interview:

www.aerztezeitung.de/909586

Neu im Blog der "Ärzte Zeitung"

 Semesterferien? Für Studierende alles andere als erholsam, berichtet Blogger Philipp Humbsch: www.aerztezeitung.de/935799

Viele weitere Informationen

rund um junge Ärzte in Weiterbildung gibt es auf

www.aerzte-zeitung.de/junge-aerzte

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