Medizinstudium

Gute Idee für dicke Wälzer – Verein hilft Uni-Bibliotheken

Der Verein "ex libris" schafft medizinische Lehrbücher für Hochschulbibliotheken an. Die Spender sind meist Ärzte.

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HAMBURG. Elektronische Medien sind aus dem Alltag von Medizinstudierenden nicht wegzudenken, doch auf gedruckte Lehrbücher aus den Hochschulbibliotheken möchte die Mehrzahl trotzdem nicht verzichten. Die Unibibliotheken werden hauptsächlich aus öffentlichen Mitteln finanziert – was oft nicht ausreicht.

Der Verein "Wissen schaffen" wirbt seit Jahren für Spenden für sein Projekt "ex libris", das unter anderem die Anschaffung aktueller medizinischer Fachbücher ermöglichen soll. Seit dem Jahr 2000 sind rund sechs Millionen Euro an Sach- und Geldspenden zusammen gekommen, die den Bibliotheken und damit den Studierenden zugutekommen.

"Der Bedarf an Fachliteratur ist immer größer, als der Staat anschaffen könnte", sagt der zweite Vorsitzende von "Wissen schaffen", Jorg Foitzek, im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Nach seiner Wahrnehmung greift die Mehrzahl der Studierenden auch im Zeitalter von Online-Medien für das Lernen noch immer am liebsten auf gedruckte Fachliteratur zurück. Die aber ist begrenzt, weil teuer. Bundesweit fehlen den Bibliotheken nach Angaben des Vereins rund 50 Millionen Euro, um genügend aktuelle Literatur vorzuhalten.

Damit trotzdem möglichst viele Studierende mit Hilfe von Büchern lernen können, haben sich vor 18 Jahren namhafte Persönlichkeiten in dem Hamburger Verein zusammengeschlossen. Zum Gründungskuratorium gehörten unter anderem der Soziologe und Politiker Lord Ralf Dahrendorf, Literaturkritiker Professor Marcel Reich-Ranicki und Baden-Württembergs Ex-Ministerpräsident Lothar Späth, aber auch der frühere Bundesärztekammer-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe und der aktuelle Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery.

Letzterer wirbt in Anzeigen von "Wissen schaffen" mit seinem Namen für Spenden. "Damit die neuen Lerninhalte in das medizinische Studium integriert werden können, brauchen wir gut ausgestattete Hochschulbibliotheken", begründet Montgomery sein Engagement. "Neben der staatlichen Grundfinanzierung der Bibliotheken ist daher ergänzende private Förderung ebenso wünschenswert wie notwendig."

Den Spendern wird es einfach gemacht: In Anzeigen wird ihnen eine Auswahl an medizinischer Fachliteratur mit dem jeweiligen Preis genannt. Spender können aus der Liste auswählen und auch die Hochschule nennen, die sie gezielt unterstützen möchten. Wenn sie den Spendenwunsch an den Verein geschickt und die Summe überwiesen haben, bekommen sie eine Spendenbescheinigung. Zum Dank können die Bücher mit dem Spendernamen versehen werden.

Rund 35 Prozent der Spender sind nach Angaben des Vereins Ärzte, oft Alumni. Meist sind es kleine Spenden für einzelne Bücher, mitunter aber auch größere Summen aus Erbschaften. Das Verhältnis zwischen frei verfügbaren Spenden und gezielter Einzahlung für bestimmte Bücher hält sich die Waage. Daneben nimmt der Verein aber auch aktuelle Bücher als Spenden – zum Beispiel, wenn etwa ein Arzt aus dem Berufsleben ausscheidet und über aktuelle Literatur verfügt, die er spenden möchte.

Warum überlässt der Verein es nicht den Studierenden, sich die benötigte Literatur selbst anzuschaffen? Hierzu hat "Wissen schaffen" eine klare Linie: "Wir halten es für nicht hinnehmbar, dass es trotz einhelligen parteiübergreifenden Konsenses weiterhin für Kinder aus bildungsfernen und sozial schwächeren Familien nur sehr schwer möglich ist, in Deutschland ein Studium aufzunehmen. Gut ausgestattete, kostenlose Bibliotheken können helfen, mangelnde Startchancen jedenfalls teilweise zu kompensieren." (di)

Weitere Informationen: www.wissenschaffen.de

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