Bayern

Stipendium soll Studierende früh fürs Landleben begeistern

Ein Mentorenprogramm und monatliches Fördergeld — mit dieser Kombi will Bayern Studierende aufs Land lotsen.

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Reinste Landidylle: Das Programm "BeLA" soll junge Ärzte aufs Land bringen.

Reinste Landidylle: Das Programm "BeLA" soll junge Ärzte aufs Land bringen.

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DILLINGEN / MÜNCHEN. Noch im Studium, aber schon auf dem Land tätig — so ließe sich das Konzept "Beste Landpartie Allgemeinmedizin" kurz BeLA, in einen Satz fassen. Es soll Ärzte bereits während ihres Studiums strukturiert fördern und sie durch PJ und Weiterbildung begleiten. Ziel ist, dass möglichst viele der jungen Mediziner langfristig in einer ländlichen Region Bayerns tätig werden. Der Bedarf ist hoch, die Zeit drängt.

Angeboten wird das Programm ab Herbst an den drei südbayerischen Standorten Dillingen, Mühldorf und Kösching/Eichstätt. Im 18.000-Einwohner-Ort Dillingen ist der Ansatz bekannt, dort läuft bereits seit fünf Jahren das Vorläuferkonzept "AKADemie".

Dr. Alexander Zaune, seit 2006 Hausarzt in Dillingen, ist fast seit dem Start 2013 dabei. Er hat bisher fünf PJ-Studierende als Mentor begleitet. "Der erste, bei dem ich Mentor war, ist jetzt in meine Praxis zurückgekehrt", berichtet er.

"Ich gehe in die Forschung"

Das war Roman Ruef, 28, der inzwischen einen Teil seiner Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin absolviert hat. Nach dem Abschluss in etwa eineinhalb Jahren wird er bei Zaune Partner. Überzeugt hat ihn das Programm.

Zu Beginn seines Studiums wollte er zunächst aber keineswegs Landarzt werden. "Als ich anfing zu studieren, dachte ich, ich gehe in die Forschung", erinnert sich Ruef. Durch erste Erfahrungen im Umfeld der TU München, unter anderem in der Notfallmedizin, wurde er schnell auf die Praxisarbeit aufmerksam.

Über das AKADemie-Konzept fand er den Weg zu Zaune. Schon jetzt hat Ruef die Weiterbildung zum Notarzt absolviert und sich als Poolarzt angemeldet, um freiwillig Bereitschaftsdienste zu übernehmen.

Entwickelt wurde das AKADemie-Konzept am Institut für Allgemeinmedizin der Technischen Universität München (TUM). Die Initiative kam von Ärzten aus Klinik und Praxen in Dillingen. In den Hochschulkursen setzen sich die Studierenden früh mit Hausarztaufgaben auseinander, etwa Praxisgründung oder Arzt-Patienten-Kommunikation. Zusätzlich sollen Famulaturen und Praktika sie beizeiten direkt in die Praxis lotsen.

"An den Landarztkursen für die klinischen Semester werden schätzungsweise zehn Studierende pro Jahrgang teilnehmen, im Lauf der Zeit könnte die Gruppe auf 50 Teilnehmer anwachsen", so Professor Antonius Schneider, Leiter des Allgemeinmedizin-Instituts.

600 Euro für frühe Entscheidung

Für Studierende, die sich vorab festlegen, ihre Weiterbildung in einer Teilnehmerregion zu absolvieren, gibt es ein Stipendium von 600 Euro im Monat. Jede Region hat etwa zehn Plätze für hausarztnahe PJ, die Kliniken und Praxen sind von der TUM akkreditiert. Im PJ erhalten Studierende freie Unterkunft und 400 Euro pro Monat.

Im hausärztlichen PJ-Abschnitt sind sie erstmals mehrere Monate in einer Hausarztpraxis. Von dort ist der Weg in die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin nicht mehr weit. Die können die angehenden Ärzte in den Weiterbildungsverbünden vor Ort absolvieren. Darin kooperieren die beteiligten Kliniken jeweils mit niedergelassenen Hausärzten und Fachärzten.

Regionen hoffen auf neue Impulse

In Dillingen haben sich Schneider zufolge von bisher 14 PJ-Teilnehmern immerhin zehn für eine Weiterbildung in Allgemeinmedizin entschieden, davon sechs vor Ort. Inmitten vielseitiger Schwerpunkte, Rotationsmöglichkeiten und Supervision ist das Mentoring durch einen Hausarzt oder eine Hausärztin ein besonders wichtiger Baustein.

Mentoren wie Zaune sollen den angehenden Ärzten ihre Arbeit aus erster Hand näherbringen, für Fragen da sein und zugleich ein Modell repräsentieren, wie "Hausarzt" funktionieren kann. Sie begleiten Studierende schon im PJ.

Vom Transfer des Konzepts in seine Region erhofft sich Lehrkoordinator Professor Norbert Schindlbeck von der Kreisklinik Mühldorf Impulse. Derzeit gibt es dort zwei PJ-Studierende, im Herbst sollen fünf dazukommen, eventuell bald mehr. Bis zu 16 Plätze können allein in Mühldorf belegt werden. "Es ist absolut notwendig, so etwas zu machen", sagt Schindlbeck.

Auch Zaune ist sicher, dass es ohne gezielte Maßnahmen nicht genug Nachfolger für Landpraxen geben wird. Seiner Region attestiert er erste Erfolge. "Durch das Konstrukt ist der Mangel nicht total ausgebrochen", resümiert Zaune.

Gesundheitsministerium und Hausärzteverband in Bayern haben die Umsetzung mitfinanziert. Ab Juli 2018 hat das Ministerium nun 3,5 Millionen Euro zugesagt. Gelingt die Implementierung in Südbayern, soll das Konzept auf den Norden erweitert werden. (cmb)

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