Uniklinik Saarland

Powerplan für das PJ

Mit einem Zehn-Punkte-Papier hat die Uniklinik des Saarlandes ihr Praktisches Jahr reformiert. Im Fokus: Bessere Lehre, straffere Organisation – und ein monatliches Gehalt. Wir stellen die einzelnen Punkte vor.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:
Besprechung unter Kollegen: Kliniken können durch eine gute Planung Weichen stellen, damit das PJ zum Erfolgserlebnis wird.

Besprechung unter Kollegen: Kliniken können durch eine gute Planung Weichen stellen, damit das PJ zum Erfolgserlebnis wird.

© TommL / Getty Images / iStock

HOMBURG/SAAR. PJler werden schlecht bezahlt und als billige Arbeitskräfte ausgenutzt – so schildert es der Artikel „Als Billiglöhner durchs PJ“, mit dem die „Ärzte Zeitung“ Mitte Oktober über eine Umfrage des Marburger Bundes (MB) Nordrhein-Westfalen/ Rheinland-Pfalz unter PJlern berichtete. Doch das ist nicht überall so – darauf weist Professor Berthold Seitz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde und Hochschulambulanz an der Uni Homburg/Saar hin.

Seitz ist zugleich Fakultätsbeauftragter für das PJ und hat am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) in den vergangenen zwei Jahren ein Programm zur Verbesserung des PJs etabliert. Transparenz und Kommunikation stehen dabei im Mittelpunkt.

Uniklinika befinden sich als Krankenhäuser einerseits und Orte von Forschung und Lehre andererseits im besonderen Spannungsfeld der verschiedenen Aufgabengebiete. „Konfliktträchtige Situationen vor allem hinsichtlich der Ressource ,Zeit‘ sind daher bei der medizinischen Lehre oft programmiert und waren auch bei unserem Wunsch, die Lehre im PJ zu verbessern, mitauslösende Gründe“, berichtet Seitz.

Gemeinsam mit Studiendekan Professor Norbert Graf und weiteren Kollegen entwickelte er deshalb einen Zehn-Punkte-Plan, um das Profil des PJs zu schärfen und junge Leute fürs PJ am UKS zu begeistern. Nachahmen ausdrücklich erwünscht!

Diese Schritte hat die Task Force PJ-Lehre 2016 erarbeitet und umgesetzt, um das Erlebnis PJ für die Studierenden so effektiv wie möglich zu gestalten:

  1. Werbung fürs PJ: Das Blockpraktikum als „Vorstufe zum PJ“ wurde inhaltlich und organisatorisch überarbeitet. Es erhielt insgesamt mehr Struktur und ein Curriculum, „sodass die Studenten nicht nur ,mitlaufen‘ sondern aktiv und kompetent unterrichtet werden“, so Seitz. In dem neuen Flyer und Broschüre, die zielgruppenspezifisch verteilt werden, präsentiert sich das Klinikum als attraktiver PJ-Standort.
  2. Frühzeitige Infoveranstaltungen: Seit 2016 gibt es für alle Studierenden im klinischen Studienabschnitt regelmäßig einmal im Wintersemester Infoveranstaltungen. Es stellen sich alle fünf Kliniken für Innere Medizin und alle vier Kliniken für Chirurgie sowie möglichst viele Wahlfächer vor. Pro Fach sind neben den Lehrbeauftragten auch einige aktuelle PJ-Studierende anwesend und beantworten Fragen.
  3. Organisatorisches: Am ersten Tag des PJ-Tertials erhalten alle PJ-Studierenden schon bei der Einführung unter anderem eine Liste mit allen PJ-Beauftragten, Direktoren und zuständigen Sekretärinnen. Dort lernen sie auch die PJ-Beauftragten der Kliniken kennen. Außerdem erhalten die PJler „zum Ausdruck der Wertschätzung“ einen Ausweis wie Ärzte.
  4. Leichte Übersicht: Logbücher und individuelle PJ-Curricula sind auf der Webseite des UKS nun leichter zu finden, sie müssen von Lehrenden und PJ-Studierenden umgesetzt werden. Das allgemeine PJ-Curriculum wurde in diesem Zuge überarbeitet und aktualisiert.
  5. Persönliche Gespräche: Zu Beginn und Ende des Tertials findet je ein individuelles persönliches Gespräch zwischen dem PJ-Studierenden und dem Chef statt.
  6. Übungsprüfung als Vorbereitung auf das Examen: Studierende haben die Chance, freiwillig Testprüfungen abzulegen – vor dem Chef oder einem motivierten Oberarzt, der im Staatsexamen selbst prüft.
  7. Strukturelle Verbesserung der Lehre: Die PJ-Lehre wurde insgesamt stärker personalisiert. Seit Februar 2017 gibt es eine „Homburger PJ-Faculty“, der Dekan, Studiendekan und PJ-Beauftragte der Fakultät, vier Studierende, alle Klinikdirektoren und insbesondere alle PJ-Lehrbeauftragte angehören. Sie trifft sich regelmäßig alle drei Monate und arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung des PJ. Sie bestimmt auch über besondere Lehrmittel und einen Förderpreis für gute Lehre im PJ.
  8. Peer-Review: Der Chef und der PJ-Beauftragte einer Klinik überprüfen als Fachfremde die PJ-Ausbildung einer anderen Klinik zusammen mit deren Chef und PJ-Beauftragten kritisch. Dies geschah zunächst zwischen „befreundeten“ Kliniken (zum Beispiel Augenklinik und Gastroenterologie, Pädiatrie und Augenheilkunde), die ihre PJ-Ausbildung evaluieren und dadurch verbessern wollen.
  9. Aufwandsentschädigung: „Die in ihrem Studium geleistete Arbeit der PJ-Studierenden am Patienten und bei der Dokumentation stellt einen wesentlichen Beitrag zur Patientenversorgung – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels – dar“, heißt es im Konzept. Früher erhielten die PJler am UKS kein Geld, seit Oktober 2016 wird – auf Betreiben der Task Force PJ-Lehre – für das erste Tertial 160 Euro pro Monat, für das zweite Tertial 240 Euro pro Monat und für das dritte Tertial 400 Euro monatlich bezahlt. Das angestrebte Ziel seien 500 Euro pro Monat ab dem ersten Tertial.
  10. Evaluation: Das PJ wird nicht nur klinikbezogen, sondern auch dozentenbezogen evaluiert.
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