Hausarztmedizin

Darum will Luzia Landärztin werden

Medizinstudentin Luzia Maria Rehborn liebt die Berge. Hier möchte sie Landärztin werden. Es gefällt ihr, nahe an den Patienten zu sein.

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:
Medizinstudentin Luzia Maria Rehborn hilft seit dem Abitur jeden Sommer auf der Alm im Berchtesgadener Land aus und versorgt dort Kühe und Ziegen.

Medizinstudentin Luzia Maria Rehborn hilft seit dem Abitur jeden Sommer auf der Alm im Berchtesgadener Land aus und versorgt dort Kühe und Ziegen.

© coo

MARBURG. Seit der Famulatur in Maria Alm in den Bergen des Steinernen Meeres ist sie sich sicher, dass ihre Zukunft in einer Hausarztpraxis auf dem Land liegt: „Es war ein bisschen wie in der Fernsehserie ‚Der Bergdoktor‘“, sagt die 25-Jährige: „Es hat mir extrem gut gefallen, so nah bei den Patienten zu sein.“ Dr. Gregor Gems heißt der „Bergdoktor“ des 2200-Seelen-Ortes Maria Alm, einem österreichischen Bilderbuchdorf auf 800 Metern Höhe. Und dort schaute Rehborn dem Arzt nicht nur über die Schulter und begleitete ihn bei Hausbesuchen, Notfällen und Leichenschauen. Sie behandelte – in eigenem Sprechzimmer und in enger Absprache – auch eigenständig Patienten.

Jeden Sommer auf der Alm

Sowohl die Einheimischen als auch die Urlauber akzeptierten sie als Ärztin: „Man wird auf eine ganz besondere Art und Weise wertgeschätzt“, sagt sie. Und das ist auch ein Teil dessen, was sie am Hausarztberuf so fasziniert: „Auf dem Land wird man wirklich gebraucht.“ Dass sie gern in einer bergigen Region leben möchte, kommt noch hinzu. Seit dem Abitur hat die Naturfreundin jeden Sommer auf einer Alm im Berchtesgadener Land ausgeholfen – hat Kühe gemolken, Ziegen versorgt und mit dem klassischen Haarkranz einer Sennerin gekellnert. Der kleine Berggasthof hatte weder Strom noch Spülmaschine. Und am späten Nachmittag, wenn sich die letzten Gäste verabschiedet hatten, stieg sie auf die Berge: „Das ist mein Ausgleich zum Studium“, sagt die Medizinstudentin.

Dabei ist sie eigentlich ein Stadtkind. Luzia Maria Rehborn ist in der 200.000-Einwohner-Stadt Kassel als Tochter eines Literaturwissenschaftlers und einer Deutschlehrerin aufgewachsen. Nach dem Abitur wollte sie zunächst „etwas völlig anderes machen und die Welt sehen“. Für ein Freiwilliges Soziales Jahr ging sie in ein Zentrum für alternative Medizin in Indien: „Ich finde es wichtig, die Ursprünge zu kennen“, sagt sie. Die Monate in dem Beratungszentrum in einem südostindischen Dorf brachten sie jedoch zur Humanmedizin.

Rehborn plädiert für eine „gute Mischung“ zwischen alternativer und klassischer Medizin, „damit man nicht für jeden Ausschlag Paracetamol und für eine schwere Mandelentzündung Akupunktur verwendet“.

Doktorarbeit in der Herzchirurgie

Mit der zentralen Studienplatzvergabe für Mediziner landete sie in Marburg – „nicht meine erste Wahl“, wie sie einräumt. Seit fünf Jahren lebt sie nun in der Altstadt der 80.000-Einwohner-Stadt: „Das ist ein total süßes, unterschätztes Städtchen mit vielen netten Menschen“, sagt sie: „Die Oberstadt ist ein Traum.“ Hier sammelt sie auch aus anderen medizinischen Fachgebieten Erfahrungen: In einer onkologischen Praxis hat sie als Studienassistentin gearbeitet. Ihre Doktorarbeit schreibt sie im Bereich Herzchirurgie – über das „Pacing-Verhalten bei Elvad-Patienten“. Die nächste Hausarzt-Famulatur ist aber bereits geplant: Im Sommer wird sie einen Allgemeinmediziner aus Hünfeld in der Rhön unterstützen. Schon im März ist ein Blockpraktikum bei einem Hausarzt im nordhessischen Wabern vorgesehen.

Dass Rehborn vor Kurzem im Rahmen des Förderprogramms „Medical Excellence“ ein Stipendium in der Kategorie „Hausarzt“ erhalten hat, freut sie vor allem wegen des Austauschs mit Gleichgesinnten. Denn das ist ein wichtiger Bestandteil des Stipendienprogramms. Sie hofft, dass die Rolle des Hausarztes in Zukunft gestärkt wird: „Es muss einen geben, der den Überblick behält“, so Rehborn.

Ihre Zukunft als Landärztin sieht sie zurzeit eher im nordhessischen Bergland, wo auch ihr Freund – ein Maschinenbauer – leichter einen Job finden könnte.

Und auch ihre Bienenvölker leben in Gärten der Region. Schon seit 15 Jahren ist das Imkern ihr Hobby. Selbst gewonnener Honig und Bienensalbe gehören dazu. „Die einzelne Biene ist sehr fragil“, weiß die 25-Jährige: „Aber als ganze Staaten funktionieren sie.“ Durch den Einsatz von Pestiziden gefährdet seien vor allem die Wildbienen. Auch das habe Auswirkungen auf die Medizin.

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