Studie
Deutschland wenig attraktiv für ausländische Fachkräfte
BERLIN. Für Fachkräfte aus dem Ausland ist Deutschland keineswegs die erste Adresse, wie eine am Mittwoch vorgestellte Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) mit Unterstützung der Bertelsmann-Stiftung zeigt. Unter 35 Staaten belegt Deutschland in der Rangfolge der attraktivsten Standorte für Fachkräfte mit Master-Abschluss oder Doktortitel nur den zwölften Platz.
Auf dem ersten Platz liegt Australien, gefolgt von Schweden und der Schweiz, Schlusslicht ist die Türkei. Untersucht wurden etwa Berufschancen, Einkommen, Steuern, Möglichkeiten für Familienangehörige, Einreise- und Aufenthaltsbedingungen, Zukunftsaussichten und Lebensqualität.
Der Chef der OECD-Abteilung für Internationale Migration, Jean-Christophe Dumont, erklärt, Deutschland könne durch politische Reformen zwar Boden gut machen. Der Spitzenplatz wäre dadurch aber kurzfristig trotzdem nicht erreichbar. Denn viele Menschen mit sehr guten Englisch- oder Französisch-Kenntnissen würden sich dennoch eher nach Australien, Kanada, Frankreich orientieren.
Allerdings: Auch die Schweiz, wo Deutsch die meistverbreitete Sprache ist, schneidet bei der Attraktivität für Fachkräfte deutlich besser ab. Und das liegt nicht nur an höheren Gehältern und niedrigeren Steuern, sondern auch an der „Willkommenskultur“, die dort von den Forschern besser eingeschätzt wird.
Österreich, wo die in Migrationsfragen sehr restriktive rechtskonservative Regierungskoalition von ÖVP und FPÖ gerade zerbrochen ist, schneidet bei diesem Indikator nur minimal besser ab als Deutschland - und landet in der Rangfolge insgesamt auf dem 17. Platz.
Die Studie zeigt auch, dass Deutschland als Zielland auf andere Gruppen von potenziellen Migranten durchaus eine große Anziehungskraft ausübt. Auf der Liste der attraktivsten Standorte für ausländische Studenten belegt Deutschland laut Studie den dritten Platz, hinter der Schweiz und Norwegen.
Daraus abzuleiten, deutsche Universitäten hätten international einen überragenden Ruf, greift allerdings zu kurz. Denn für Studenten spielen auch Faktoren wie niedrige Studiengebühren, vergleichsweise niedrige Lebenshaltungskosten und die Möglichkeiten, nach dem Abschluss zu arbeiten, eine Rolle.
Die OECD-Studie zeige, dass Staaten wie Kanada und Australien, die zur Steuerung der Einwanderung auf ein Punktesystem setzen, besser abschnitten als Deutschland, sagte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Johannes Vogel. Er forderte, die Bundesregierung müsse jetzt in den Beratungen zum Fachkräfteeinwanderungsgesetz nachsteuern, „vom Klein-Klein zum großen Wurf inklusive Punktesystem“. (dpa)