Netzwerk junger Hausärzte

Nehmt uns bitte noch an die Hand!

Konkurrenzdenken ist für junge Hausärzte ein Fremdwort. Im Gegenteil.

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Unterwegs für junge Ärzte: Von links: Dr. Dominik Schubert, 2. Vorstandsvorsitzender SüdpfalzDOCs e.V., Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Gesundheitsministerin RLP, Dr. Jonas Hofmann-Eifler, Vorstandsvorsitzender SüdpfalzDOCs e.V..

Unterwegs für junge Ärzte: Von links: Dr. Dominik Schubert, 2. Vorstandsvorsitzender SüdpfalzDOCs e.V., Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Gesundheitsministerin RLP, Dr. Jonas Hofmann-Eifler, Vorstandsvorsitzender SüdpfalzDOCs e.V..

© Anke Thomas

ANNWEILER. Gerade auf dem Land sind junge Ärzte froh, wenn weitere Kollegen die Versorgung vor Ort stärken. Und das würde besser funktionieren, wenn erfahrene Ärzte die jungen Kollegen noch ein bis zwei Jahren an die Hand nehmen würden, meint Dr. Jonas Hofmann-Eifler, der Vorstand des Vereins „SüdpfalzDOCS – Netzwerk junger Hausärzte e. V.“ ist.

Der Verein, der im Mai 2019 von jungen Ärzten in der Südpfalz gegründet wurde, verfolgt vor allem ein Ziel: Hausärzte für eine Niederlassung in der Region zu begeistern. Das Engagement und die Bestrebungen der Ärzte kommen gut bei der rheinland-pfälzischen Landesregierung an.

„Ich finde es Klasse, dass die jungen Hausärzte das anpacken“, sagte Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), Gesundheitsministerin Rheinland-Pfalz auf dem Symposium: „Ärzte vernetzen, Gesundheit fördern – Projekte der SüdpfalzDOCS e.V.“ im südpfälzischen Annweiler am Mittwoch. Es gibt eigentlich nichts Besseres, als dass Ärztinnen und Ärzte von anderen Kolleginnen und Kollegen umworben werden, meinte die Ministerin, denn diese wissen schließlich genau, wo die Probleme liegen.

Überalterung in der Pfalz

Fast 40 Prozent der Hausärzte in Rheinland-Pfalz seien über 60 Jahre alt. Andererseits würden sich nur noch elf Prozent, die Medizin studieren, für die Allgemeinmedizin interessieren, beklagte die Ministerin. Nur ein Maßnahmenbündel könne hier Abhilfe verschaffen.

Einiges habe die Regierung mit Partnern (KV, Kammer, Hausärzteverband etc.) schon auf den Weg gebracht. Als Beispiele nannte die Ministerin die Niederlassungsförderung des Landes RLP, die Förderung der KV RLP, Wiedereinstiegskurse für Ärzte, ein Genossenschaftslotse, der bei der Gründung einer Genossenschaft berät, die Weiterbildungsverbünde, die Landarztquote oder auch die Telemedizin, die gerade im Flächenland Rheinland-Pfalz „Riesenchancen“ böte.

Das alles kommt auch gut bei den SüdpfalzDOCs an. Die Zusammenarbeit mit dem Ministerium und der KV RLP lobte Hofmann-Eifler ausdrücklich. Es braucht aber noch mehr, meint er. Deshalb hat er mit weiteren Kollegen SüdpfalzDOCs gegründet. Der Verein geht auf einen in 2017 gegründeten Stammtisch zurück. Der noch junge Verein zählt derzeit 40 Mitglieder, 60 junge Hausärzte oder Ärzte in Weiterbildung seien im E-Mail-Verteiler, so Hofmann-Eifler. Da die Behörden nicht so in die Tiefe gehen können, sagte er, „betonen wir den regionalen Charakter“.

Viele junge Ärzte schrecken vor einer Niederlassung zurück, weil sie sich vor den betriebswirtschaftlichen und rechtlichen Anforderungen fürchten, meint Dr. Dominik Schubert, zweiter Vorstandsvorsitzender der SüdpfalzDOCs. „Ich glaube, medizinisch sind wir fit. Das Problem ist, dass wir nicht gelernt haben: Wie führe ich eine Praxis“, schildert Schubert das Problem.

Hürde bürokratische Anforderungen

Hohen Respekt etwa hätte die junge Ärztegeneration vor den bürokratischen Anforderungen. Wann dürfen zum Beispiel Patientendaten herausgegeben werden, wenn eine Krankenkasse danach fragt? Aber auch betriebswirtschaftliche Fragen, wie etwa: Kann ich es mir leisten, eine erfahrene MFA einzustellen bzw. ist es realistisch, dass in absehbarer Zeit so und so viele Patienten hinzugewonnen werden können?, brennen unter den Nägeln.

Für die Beantwortung all dieser Fragen wünschen sich die jungen Hausärzte einen erfahrenen Mentor, sagte Schubert. Gut wäre es deshalb, wenn beispielsweise Kollegen mit 65 Jahren noch nicht in den Ruhestand gehen, sondern noch etwas zur Unterstützung bleiben. In diesem Zusammenhang schlagen die SüdpfalzDOCs vor, dass es auch eine Förderung für Angestellte gibt, die über die Zeit der Weiterbildung hinausgeht. Einen angestellten Arzt könnten sich Hausärzte auf dem Land oft nicht leisten, oft nicht leisten. Deshalb wäre solch eine Förderung sehr zu begrüßen.

„Wir stehen auf jeden Fall für die Freiberuflichkeit ein“, so Hofmann-Eifler. Dafür brauchen wir auch attraktive Angebote zur Praxisübernahme mit einem überschaubaren finanziellen Risiko. Der Verein SüdpfalzDOCs hofft, dass ein reger Austausch mit Standes- und Kommunalpolitikern, Bürgern, Unternehmern vor Ort in Gang kommt, damit die hausärztliche Versorgung heute und in Zukunft sichergestellt ist. SüdpfalzDOCs bietet eine Praxis- und Stellenbörse, Fortbildungen für Hausärzte und viel Platz für Austausch. Herzlich willkommen sind auch Sponsoren, die den Verein unter die Arme greifen und kreative Ideen aller, die die hausärztliche Versorgung vor Ort stärken helfen.

Weitere Infos unter:

http://www.suedpfalzdocs.de/

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