Kliniken in Großbritannien dürfen um Patienten werben

LONDON (ast). Staatliche Krankenhäuser in Großbritannien dürfen demnächst erstmals in der Geschichte des staatlichen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) direkt um Patienten werben. Das Londoner Gesundheitsministerium legte dafür kürzlich Werbe-Richtlinien vor. Die Maßnahmen sind umstritten.

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Nach den Worten von Gesundheitsminister Alan Johnson ist das Werbeverbot nicht mehr zeitgemäß. Seit Anfang April haben NHS-Patienten freie Krankenhaus- und Facharztwahl. Grundsätzlich steht ihnen jetzt jedes vom NHS genehmigte Krankenhaus - ob staatlich oder privat, spielt dabei keine Rolle - offen.

Die neuen Richtlinien sind streng. So dürfen staatliche Kliniken "nicht unbegrenzt" Geld für Werbung und Sponsoring ausgeben. Der Werbe- Etat eines Krankenhauses müsse "der Erwartung der Patienten Rechnung tragen, dass ihr Gesundheitsdienst eher Geld für Diagnose und Therapie ausgibt als für Werbung". Der Etat muss "verhältnismäßig" sein, Fernseh- und Radiowerbung dürften aus Kostengründen ausscheiden. Außerdem sind die NHS-Kliniken verpflichtet, ihre Werbeausgaben im Jahresabschlussbericht offen zu legen.

Künftig dürfen auch Unternehmen - angefangen von Sportartikelherstellern bis hin zu lokalen Möbelhäusern - Krankenhaus-Stationen und andere Klinikeinrichtungen sponsern. Voraussetzung ist, dass die Unternehmen keine gesundheitsschädlichen Aktivitäten fördern wie Rauchen oder Alkoholgenuss.

Der britische Ärztebund ist skeptisch. Wie ein Sprecher der British Medical Association der "Ärzte Zeitung" sagte, ist zu befürchten, dass der Name NHS und die "Marke NHS" leiden werden. Außerdem sei es schwierig für Kliniken, Therapie-Erfolge "in knackige Werbesprüche zu pressen" und dabei irreführende oder gar sachlich falsche Aussagen zu vermeiden.

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