Ambulanter Sektor soll Wachstum bringen

BERLIN. Der größte kommunale Klinikkonzern Deutschlands Vivantes in Berlin setzt auf Umstrukturierung, um die Wirtschaftlichkeit zu steigern. Geplant ist dabei auch der verstärkte Einstieg in die ambulante Versorgung.

Angela MisslbeckVon Angela Misslbeck Veröffentlicht:

"Wir gehen davon aus, dass wir in Zukunft mehr ambulante Versorgung anbieten müssen", sagte Vivantes-Chef Joachim Bovelet bei der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens. Er sieht einen "Nachholbedarf gegenüber kirchlichen und privaten Krankenhausbetreibern", die bereits sehr viel stärker in der ambulanten Versorgung engagiert seien als Vivantes.

Um den ambulanten Bereich auszubauen, setzt Bovelet auf Medizinische Versorgungszentren (MVZ) und Integrierte Versorgung. Sechs MVZ hat Vivantes bereits in Betrieb genommen, zwei weitere sind geplant. Darüber hinaus kooperiert das Unternehmen zum Beispiel auf dem Gebiet der Urologie mit niedergelassenen Ärzten über einen Vertrag der Integrierten Versorgung.

Joachim Bovelet, Vivantes-Chef: Alle Standorte werden auf die Probe gestellt.

Für das vergangene Jahr verzeichnet Vivantes eine Steigerung der Zahl der ambulanten Patientenbehandlungen um 6,4 Prozent auf 265 000. Im stationären Bereich gab es mit knapp 190 000 Patientenbehandlungen ein Plus von 1,7 Prozent. Dabei ist die Verweildauer von 7,01 Tagen im Jahr 2006 auf 6,89 Tage im vergangenen Jahr gesunken, obwohl der Schweregrad der Erkrankungen bei den Patienten im Durchschnitt gestiegen ist.

Klinikum Prenzlauer Berg soll ambulantes Zentrum werden

Ende Mai soll ein Masterplan für die Neustrukturierung der neun Berliner Krankenhäuser und zwölf Pflegeheime des Konzerns bis zum Jahr 2015 vorliegen. Bekannt ist daraus bisher nur, dass das Klinikum Prenzlauer Berg zu einem ambulanten Versorgungszentrum umgestaltet werden und die stationäre Versorgung von dort an das benachbarte Vivantes Klinikum im Friedrichshain verlagert werden soll. Nach Bovelets Angaben gibt es bereits viel Interesse von niedergelassenen Ärzten im Bezirk Prenzlauer Berg, die mit dem Vivantes-Zentrum kooperieren wollen.

Mit dem Masterplan will das Krankenhaus-Unternehmen aber auch die Flächennutzung neu gestalten. Bovelet gab an, dass Vivantes pro Patient, Bett und Fall rund 130 Quadratmeter zur Verfügung habe. Das ist seinen Angaben zufolge mehr als das Doppelte des Durchschnitts aller Kliniken. Zudem seien 80 Prozent der Flächen denkmalgeschützt. Das alles führe zu "langen Wegen und viel Personalaufwand", so Bovelet. Deshalb sei der Masterplan dringend nötig. "Wir müssen alle Standorte im Rahmen eines Masterplans auf die Probe stellen", sagte er.

Investitionen werden zur Hälfte durch Eigenmittel finanziert

Ebenso wichtig erscheinen dem Vorsitzenden der Vivantes-Geschäftsführung weitere Investitionen. "Es ist egal, ob wir Monistik oder duale Finanzierung haben. Es muss einfach wieder genug Geld für Investitionen zur Verfügung gestellt werden, oder die Rahmenbedingungen müssen so verändert werden, dass ausreichende Gewinne möglich sind", so Bovelet. Im vergangenen Jahr hat Vivantes seine Investitionen um 26 Prozent auf 43 Millionen Euro erhöht, davon stammten den Konzernangaben zufolge 24 Millionen Euro aus Eigenmitteln.

STICHWORT

Vivantes

Die Vivantes GmbH mit neun Krankenhäusern und zwölf Pflegeheimen in Berlin ist das größte kommunale Krankenhausunternehmen in Deutschland.

Der Konzern ist 2001 aus den ehemaligen städtischen Kliniken Berlins hervorgegangen. Damals waren knapp 12 500 Vollkräfte im Unternehmen beschäftigt, Ende 2007 waren es noch 10 000. Die Mitarbeiter arbeiten seit 2004 nach einem Notlagentarifvertrag und werden mit Einmalzahlungen an positiven Jahresabschlüssen beteiligt.

Der Gewinn von Vivantes lag 2007 mit einem Plus von 2,1 Millionen Euro um fünf Millionen Euro unter dem Ergebnis von 2006. Der Umsatz des Krankenhauskonzerns ist von 718 Millionen im Jahr 2006 auf 727 Millionen Euro gestiegen.

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