Patientenhotels - ein Modell der Zukunft?

Der Mischform aus Hotel und Klinik sprechen Experten auch in Deutschland eine Chance zu. Voraussetzung wäre, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen.

Kerstin MitternachtVon Kerstin Mitternacht Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Allen voran Spezialkliniken und Uniklinken bieten das größte Potenzial, wenn es um die wirtschaftlich rentable Errichtung von Patientenhotels geht. Dies hat die Studie "Krankenzimmer deluxe" der Unternehmensberatung Deloitte zum Thema Patientenhotels ergeben. Befragt wurden 20 Experten von Hotelketten und größeren Kliniken.

Das Konzept der Patientenhotels steht in Deutschland laut der Studie noch ganz am Anfang. Das Modell stammt aus Skandinavien. Dort gibt es etwa 50 Patientenhotels mit einer durchschnittlichen Auslastung von etwa 80 Prozent.

Dabei handelt es sich um Hotels, die sich auf dem Gelände einer Klinik oder in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Krankenhaus befinden. Untergebracht werden sollen in diesen Hotels Patienten, deren Entlassung aus dem Krankenhaus kurz bevorsteht, die eine Voruntersuchung in einer Klinik oder ambulante Eingriffe haben. Auch Angehörige können in Patientenhotels untergebracht werden.

Für den Erfolg sollten nach Angaben der Experten mehrere Voraussetzungen erfüllt sein: Die kliniknahen Einrichtungen sollten vergleichbar mit Hotels der Drei- bis Vier-Sterne-Kategorie sein. Zudem sollten die Hotels bevorzugt Privatpatienten und Selbstzahlern zur Verfügung stehen, die nur noch eine niedrige Versorgungsstufe benötigen und bereit sind, mehr Geld für einen gehobenen Standard auszugeben.

Eine wichtige Voraussetzungen für die Realisierung sehen die Experten darin, dass die Krankenkassen die Kosten der Patientenhotels übernehmen. Außerdem sollten die Patientenhotels zu einer deutlichen Kosteneinsparung der Krankenhäuser beitragen.

Experten gehen davon aus, dass ein Bett im Patientenhotel, auch wenn es über die Fallpauschale abgerechnet wird, deutlich günstiger sein könnte als ein Akutbett im Krankenhaus. Kosten ließen sich zum Beispiel beim Personal einsparen: Neben teurem Pflegepersonal könnten auch Servicekräfte aus dem Hotelgewerbe eingesetzt werden. Die Kosten für Pflegepersonal liegen monatlich bei etwa 2500 Euro je Person, für Servicekräfte im Hotel bei etwa 2000 Euro.

Es müsste aber sichergestellt sein, dass medizinisches Personal im Notfall schnell erreichbar ist. Die Patienten unterliegen außerdem auch im Hotel der Verantwortung der Ärzte.

Ein Problem in der Umsetzung sehen die befragten Experten jedoch darin, dass die Kassen die Leistung nicht übernehmen werden. Außerdem ist noch zu klären wie Patienten dem Konzept gegenüberstehen.

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