Klinikfinanzierung

Der Norden will mehr vom Kuchen

Über eine Milliarden Euro erhalten Deutschland Kliniken zusätzlich. In Schleswig-Holstein fordern die Häuser jetzt eine asymmetrische Verteilung.

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LÜBECK. Schleswig-Holsteins Kliniken sorgen sich um die Verteilung der jüngst beschlossenen Zusatzmittel in Höhe von bundesweit 1,1 Milliarden Euro. Bei den Norddeutschen Gesundheitstagen in Lübeck wurde angeregt, das Geld asymmetrisch zu verteilen und Länder mit niedrigem Landesbasisfallwert stärker zu berücksichtigen.

"Damit könnte bislang benachteiligten Ländern geholfen werden, ohne dass Kliniken in anderen Ländern etwas verlieren", sagte Jürgen Marx von der Kieler Lubinus Stiftung.

Schleswig-Holsteins Krankenhäuser leiden seit vielen Jahren unter dem bundesweit niedrigsten Landesbasisfallwert. Aktuell beträgt dieser 3012 Euro. Auch Mecklenburg-Vorpommern (3020 Euro) würde davon profitieren.

Wolfgang Gagzow, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern, begrüßte den Vorschlag seiner Kollegen aus Schleswig-Holstein als willkommene unbürokratische Hilfe.

Hans-Martin Kuhlmann, Landesvorsitzender im Verband der Krankenhausdirektoren (VKD) sagte: "Das könnte das Ungleichgewicht verringern."

Aktionen vor der Kommunalwahl

Zum Vergleich: In Rheinland-Pfalz beträgt der Basisfallwert 3250 Euro. Die Differenz erhalten die Kliniken für jeden behandelten Fall in ihren Kliniken mehr an Erlösen.

Damit stehen für Krankenhäuser in Ländern mit hohem Landesbasisfallwert deutlich mehr Mittel etwa für Personal bereit.Bei einer symmetrischen Verteilung würden rund 30 Millionen Euro nach Schleswig-Holstein und 20 Millionen Euro nach Mecklenburg-Vorpommern fließen.

Die dünne Personaldecke ist eines der größten Probleme der Kliniken im Norden, wie Pflegedirektor Christian de la Chaux vom Bundesverband Pflegemanagement berichtete. "Patienten und Angehörige spüren diesen Druck seit Jahren."

Die 94 Kliniken in Schleswig-Holstein und 39 in Mecklenburg-Vorpommern beschäftigen zusammen mehr als 50.000 Mitarbeiter. Viele von ihnen fühlen sich nach Angaben der Verbände überarbeitet.

In Schleswig-Holstein hat sich deshalb eine Allianz aus verschiedenen Organisationen gegründet, die einen Tag vor den Kommunalwahlen im Norden am 26. Mai auf die Folgen der Finanzprobleme für die Versorgung aufmerksam machen wird. In Mecklenburg-Vorpommern wird es Aktionen vor der Bundestagswahl geben. (di)

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