Kommentar
Chefarzt-Bonus vor Metamorphose
Was die Empfehlungen der Selbstverwaltung und die neuen gesetzlichen Regeln für den Umgang mit den Chefarzt-Boni bringen sollen, ist nicht klar.
Keiner der Akteure ist so naiv anzunehmen, dass sich künftig auch nur eine Klinikverwaltung die Blöße geben wird, im Qualitätsbericht öffentlich zu bestätigen, dass sie ihre leitenden Angestellten dafür belohnt, zum Beispiel möglichst viele Hüftgelenke oder Herzklappen auszutauschen.
Das könnte schließlich den Ruf des Hauses beschädigen, selbst wenn die Menge an Operationen eigentlich nur auf die besondere Expertise und die Erfolge einer Abteilung bei der Behandlung einer Indikation zurückzuführen ist.
Das Problem hat eine weitere, eine strukturpolitische Facette: Häuser, in denen um höherer Erlöse willen Menge gebolzt wird, weil die Länder ihren Investitionsverpflichtungen nicht nachkommen.
Auch deren Verwaltungen werden Wege finden, ihren Chefärzten finanzielle Gratifikationen für das Ausschöpfen von Skaleneffekten zukommen zu lassen, ohne dies öffentlich machen zu müssen.
Das heißt, der Begriff "Chefarzt-Bonus" steht vor einer Metamorphose. Er wird sich verpuppen und unter anderem Namen in anderen vertraglichen und buchhalterischen Zusammenhängen zurückkehren.
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