Finanzielle Misere

Rekorddefizit bei Unikliniken

Trotz Finanzspritze rote Zahlen: Die Universitätskliniken haben 2013 ein sattes Minus eingefahren. Die finanzielle Misere sei dramatisch und verschlimmere sich zunehmend, klagt der Verband der Universitätsklinika.

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Ihre Rolle in der Forschung, der Ausbildung von Medizinern und die Behandlung komplizierter Fälle sehen die Unikliniken in den DRG nicht finanziell abgebildet.

Ihre Rolle in der Forschung, der Ausbildung von Medizinern und die Behandlung komplizierter Fälle sehen die Unikliniken in den DRG nicht finanziell abgebildet.

© anyaivanova / fotolia.com

BERLIN. Die Uniklinika beklagen ein Rekorddefizit: Trotz des noch kurz vor der Wahl verabschiedeten Krankenhaushilfspakets ist ihnen offenbar ein Minus von 161 Millionen Euro entstanden.

Das geht aus den vorläufigen Jahresabschlusszahlen für das Jahr 2013 der Universitätsklinika hervor. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 erzielten die Unikliniken noch einen Überschuss von 23 Millionen Euro.

"Die Ergebnisse zeigen, dass die finanziellen Rahmenbedingungen für die Universitätsklinika nicht mehr stimmen", kritisierte Professor Michael Albrecht, erster Vorsitzender des Verbandes der Universitätsklinika (VUD) am Montag in Berlin.

"Die Politik muss endlich gegen die andauernde Unterfinanzierung der Hochschulmedizin vorgehen", forderte Albrecht.

Eine eigene Finanzierungssäule für die Uniklinika soll Abhilfe schaffen: Ein Systemzuschlag von etwa einer Milliarde Euro pro Jahr für alle Standorte sei dringend notwendig, so der VUD-Vorsitzende. Je nach Größe wären es zwischen 20 bis 40 Millionen Euro pro Universitätsklinikum.

Prognose für 2014 ist düster

Schließlich sei kein Ende der Misere abzusehen, denn auch die Prognose für das Jahr 2014 ist laut VUD düster: Für das laufende Jahr rechne mehr als die Hälfte (55 Prozent) der insgesamt 33 Uniklinika mit einem Defizit, nur noch 13 Prozent erwarteten einen Überschuss, betonte Albrecht.

Das Gesamtdefizit für die Jahre 2012 und 2013 liege bei mehr als einer Viertelmilliarde Euro. Der reale Finanzbedarf der Universitätsmedizin sei deutlich höher als das derzeit jährlich anfallende Defizit von 150 bis 200 Millionen Euro, so Albrecht.

Für die schlechte wirtschaftliche Situation der Uniklinika gebe es mehrere Hauptursachen. Zum einen stiegen die Kosten für Personal, Medikamente und Energie in jedem Jahr deutlich stärker als die von den Krankenkassen gezahlten Entgelte, so Albrecht.

Im DRG-System seien lediglich die durchschnittlichen Leistungen adäquat abgebildet, komplizierte Fälle mit schweren Verläufen hingegen nicht.

Die Investitionszuschüsse der Bundesländer gingen zudem immer weiter zurück. Darüber hinaus werde die Sonderrolle der Uniklinika für das Gesundheitswesen in der Krankenhausfinanzierung nicht ausreichend berücksichtigt.

Uniklinika haben besondere Rolle in der Versorgung

Diese besondere Rolle umfasse neben der Zuständigkeit für die Medizinerausbildung und die biomedizinische Forschung auch schwierige und komplizierte Fälle, die oft nur noch an den Uniklinika versorgt werden könnten, sagte Professor Heyo Kroemer, Präsident des Medizinischen Fakultätstages.

Der Koalitionsvertrag von Schwarz-Rot sieht bereits vor, dass die besonderen Aufgaben der Universitätskliniken und der Krankenhäuser der Maximalversorgung besser im DRG-System vergütet werden sollen.

Dort heißt es: "Für Hochkostenfälle, die nicht durch Fallpauschalen sachgerecht abgebildet werden können, hat das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus bis Ende 2014 eine geeignete gesonderte Vergütungsform vorzulegen."

Zudem sollen auch Leistungen der Hochschulambulanzen künftig angemessen vergütet werden. (sun)

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