Freuyung-Grafenau

Krankenhaus in Waldkirchen hat wohl keine Zukunft

Den rund 77.600 Bürgern des Landkreises Freyung-Grafenau sollen in Zukunft nicht mehr drei, sondern nur noch zwei Krankenhäuser zur Verfügung stehen. So will es der Kreistag.

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FREUYUNG-GRAFENAU. Die Kliniklandschaft im niederbayerischen Landkreis Freuyung-Grafenau soll umgekrempelt werden. Das hat der Kreistag in seiner jüngsten Sitzung beschlossen.

Statt der bisherigen drei Krankenhäuser, die im kommunalen Verbund Kliniken am Goldenen Steig zusammengeschlossen sind, soll es nur noch zwei geben: Die Standorte in Freyung und Grafenau sollen beibehalten, der Betrieb im Haus in Waldkirchen soll eingestellt werden - aber erst, wenn ein schlüssiges Konzept über eine Nachnutzung steht. Das haben die Kreisräte zur Bedingung gemacht.

Mit der Neuausrichtung wollen die Lokalpolitiker das Kommunalunternehmen zukunftsfähig machen und es aus den roten Zahlen führen.

Sie folgen weitestgehend einer Empfehlung des Bayerischen Kommunalen Prüfungsverbands. Dieser hatte die wirtschaftliche und medizinische Situation des Krankenhausverbundes untersucht und die Ergebnisse in einem Strukturbericht festgehalten.

Demnach erwirtschaften die drei Kliniken seit 2011 einen jährlichen Verlust zwischen 1,2 und 2,3 Millionen Euro. Ohne das sanierungsbedürftige Haus in Waldkirchen, das über 90 Planbetten verfügt, kann laut Angaben des Landkreises Freyung-Grafenau mit einem positiven Deckungsbeitrag von rund 800.000 Euro jährlich gerechnet werden.

Ohnehin sei die Bettendichte mit 5,23 Betten pro 1000 Einwohner vergleichsweise hoch, hieß es. In Freyung stehen 200 Planbetten bereit, in Grafenau 115.

Nach Angaben des Klinikverbundes sind an den drei Standorten rund 910 Mitarbeiter tätig, die jährlich 37.000 Patienten versorgen. Im Landkreis wohnten Ende 2014 insgesamt 77.600 Menschen.

5000 Menschen bei Demo gegen Klinikschließung

Angedacht ist, die Anzahl der Betten von derzeit 405 auf etwa 365 zu reduzieren. An den beiden verbleibenden Standorten soll die akutstationäre Versorgung ausgebaut werden.

Im Krankenhaus Freyung sind derzeit Innere Medizin, Chirurgie, Gynäkologie und Geburtshilfe und HNO angesiedelt. In Grafenau gibt es neben der Inneren Medizin noch ein urologisches Angebot.

Die Zukunft des Krankenhauses in Waldkirchen, das die Fachgebiete Chirurgie, Innere Medizin, Orthopädie und Palliativmedizin beheimatet, soll im Herbst noch einmal im Kreistag thematisiert werden, wenn eine vernünftige Nachfolgelösung für das Haus gefunden ist.

Erklärtes Ziel ist, ein neues medizinisch-pflegerisches Angebot vor Ort unter der Trägerschaft des Landkreises zu schaffen, das eine schnelle Versorgung gewährleistet. Auch ein ambulantes Facharztzentrum kommt in Betracht.

Mit dieser Entscheidung sind die Kreisräte auf den Wunsch der Bürger, auch weiterhin in Waldkirchen medizinisch versorgt zu werden, eingegangen. Denn die Pläne, das ansässige Krankenhaus zu schließen, hatten zunächst für viel Unmut in der Bevölkerung gesorgt.

Mehrere Protestaktionen waren die Folge. Noch einen Tag vor der Kreistagssitzung hatten rund 5000 Menschen gegen die Klinikschließung demonstriert. (ths)

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