Klinikreform

"Wer Qualität will, braucht mehr Personal"

Klinik- und Pflegevertreter sind sich einig: Wer Qualität will, muss tiefer in die Tasche greifen.

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BERLIN. Um die Qualität in den Kliniken zu sichern, reicht das Krankenhausstrukturgesetz (KHSG) nicht aus. Darin sind sich Vertreter verschiedener Berufsgruppen einig. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren, sagte beim Praxisforum des Marburger Bundes (MB) am Donnerstag: "Wir brauchen eine Konzentration der Versorgungsstrukturen und ab 2018 mindestens 50.000 Pflegefachkräfte zusätzlich, um die Herausforderungen zu meistern."

Er forderte, die Sicherstellung künftig anders zu organisieren: "Das sollte den Vertragsärzten weggenommen werden."

Das KHSG wird Anfang November im Bundestag verabschiedet. Nach Meinung der Experten zeichnet sich schon jetzt weiterer Reformbedarf ab. So stuft Andreas Westerfellhaus, Präsident des Deutschen Pflegerates, den Effekt des im Gesetz geplanten Pflegestellenförderprogramms als gering ein: "Das sind zwei bis drei Stellen pro Klinik. Das werden wir nicht merken", sagte er.

Pflegerischen Mehraufwand dokumentieren!

Er forderte dazu auf, Instrumente zu entwickeln, um den pflegerischen Mehraufwand zu dokumentieren und entsprechend in Personalstellen beziffern zu können. Angesichts der steigenden Fallzahlen und der fortdauernden Personalknappheit plädierte er dafür, dass Medizin, Pflege und Physiotherapie näher zusammenrücken müssen. "Wir sind die Leistungsträger im System. Wir müssen deutlich machen, was passiert, wenn wir nicht mehr können."

Empört zeigte er sich über die jüngst aufgeflammte Debatte um eine generalistische Pflegeausbildung: "Das ist unerträglich, dass Einzelne hier wieder auf Reset drücken wollen. Wir haben diese Zeit nicht."Dr. Susanne Johna, MB-Vorsitzende aus Hessen, warnte davor, den Kliniksektor in einen "Zweig zu verwandeln, der Umsatz und Erlöse" bringen soll.

Die Versorgung des Patienten sollte im Mittelpunkt stehen. Zusätzliche Anstrengungen seien nötig, um mehr Personal zu gewinnen und zu finanzieren. So könne es nicht sein, dass die Zahl der Studienplätze für Medizin unter dem Bedarf liege. "Wer eine Qualitätsoffensive will, muss auch eine Personaloffensive starten", erklärte Johna.

MB-Hauptgeschäftsführer Armin Ehl kritisierte, dass bei den Reformvorhaben "nur systemimmanent" gedacht werde und nur die "schwarze Null" angestrebt werde. "Wir dürfen nicht nur darüber nachdenken, was wir finanzieren können.

Wir müssen auch definieren, was wir tatsächlich brauchen", sagte Ehl. Das DRG-System sei auf die Dauer nicht ausreichend, um die Finanzierung zu sichern. "Wir brauchen eine Grundfinanzierung der Krankenhäuser, um Ausstattung und Personal abzusichern", sagte Ehl.. (wer)

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