Arztkittel ade

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Der Klinikkonzern Asklepios schafft den klassischen Arztkittel auf Station ab. Anlass dafür ist zum einen die Infektionsprävention. Zum anderen soll das neue Erscheinungsbild aber auch auf die Teamarbeit im Krankenhaus wirken.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Kurze Ärmel: So sieht die künftige Arbeitskleidung von Ärzten an Asklepios-Kliniken aus.

Kurze Ärmel: So sieht die künftige Arbeitskleidung von Ärzten an Asklepios-Kliniken aus.

© Asklepios

HAMBURG. Asklepios kleidet seine bundesweit 30.000 Mitarbeiter ab April dieses Jahres neu ein. In diesem Zuge wird an allen rund 100 Einrichtungen des Klinikkonzerns der traditionelle Arztkittel abgeschafft und durch einen kurzärmeligen Kasack ersetzt. Ziel ist die Infektionsprävention. Zugleich soll bei geringeren Kosten ein einheitliches Erscheinungsbild der Mitarbeiter erreicht werden.

"Wir sparen durch die Zentralisierung in der Bekleidungsbeschaffung einen mittleren einstelligen Millionenbetrag pro Jahr ein, stellen unseren Mitarbeitern aber gleichzeitig eine deutlich bessere Stoffqualität als bisher zur Verfügung", sagte Einkaufsleiter Reinhard Wiedemann.

Der Konzern ist nach eigenen Angaben der erste Klinikbetreiber in Deutschland, der in allen seinen medizinischen Einrichtungen den traditionellen Arztkittel abschafft.

Asklepios verweist in seiner Argumentation unter anderem auf Studien von WHO und Robert-Koch-Institut (RKI), mit denen Krankheitserreger auf den langärmeligen Kitteln nachgewiesen wurden. Experten hatten deshalb kurzärmelige Bekleidung in den Kliniken empfohlen.

Dazu passt auch, dass laut einer Asklepios-Umfrage zwei Drittel der Patienten die Ansteckung mit einem multiresistenten Keim bei einem Aufenthalt im Krankenhaus fürchten.

Kasacks "besonders praktikabel"

Zwar ist die Übertragung der Krankheitserreger nicht bewiesen. In einer Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim RKI heißt es: "Der Nachweis einer Kontamination der Bereichs-/Arbeitskleidung von Mitarbeitern in der direkten Patientenbetreuung und der ‚weißen Kittel‘ von Ärztinnen und Ärzten mit Krankheitserregern, beweist nicht die nosokomiale Übertragung pathogener (zum Teil multiresistenter) Infektionserreger auf weitere Patienten."

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In der gleichen Empfehlung werden aber kurzärmelige Kasacks ohne Knopfleisten für Ärzte mit engem Patientenkontakt als "besonders praktikabel" bezeichnet, "da sie nicht auf- und zugeknöpft werden müssen und es keine Ärmel oder Bündchen gibt, die man kontaminieren könnte."

Zugleich verweist die KRINKO auf das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE), das neben dem Verzicht auf Schmuck an Händen und Unterarmen auch das Tragen kurzärmeliger Kleidung empfiehlt.

Neue Wäsche für 1,7 Millionen Patienten

Neben den rund 4000 Ärzten in den Asklepios-Kliniken sollen auch die anderen Berufsgruppen im Unternehmen eine neue Kleidungskollektion erhalten, außerdem soll neue Wäsche für die jährlich rund 1,7 Millionen Patienten angeschafft werden.

Als erstes Haus wird die Asklepios Klinik Harburg ausgestattet. Die neue Arbeitskleidung soll bis Juni 2017 für alle Mitarbeiter des Konzerns zur Verfügung stehen und die Verbundenheit der Beschäftigten mit dem Unternehmen nach außen zeigen.

Von einer einheitlichen Kleidung ihrer Mitarbeiter versprechen sich Unternehmen, dass Angestellte schnell als Ansprechpartner zu erkennen sind - insbesondere in Bereichen mit Patientenkontakt spielt dieser Gesichtspunkt für Kliniken eine wichtige Rolle. Auch der Zusammenhalt im Team sowie höhere Motivation und Selbstvertrauen werden häufig als Gründe für Corporate Fashion angeführt.

Stimmung der Mitarbeiter im Blick

Wichtig ist aber, dass sich die Mitarbeiter in ihrer Arbeitskleidung auch wohlfühlen: Wenn die Kleidung von der Mehrheit als unbequem, unvorteilhaft oder unattraktiv empfunden wird, kann dieser Unmut die Stimmung im Unternehmen negativ beeinflussen.

Asklepios verspricht seinen Mitarbeitern einen hohen Tragekomfort. Die neue Berufsbekleidung hat außen einen hohen Polyesteranteil, innen einen hohen Baumwollanteil. Dadurch soll ein "hoher Luftaustausch und viel Flexibilität, bei gleichzeitig besten Reinigungsvoraussetzungen erzielt werden".

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Des Kaisers neue Kleider?

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