Interview zur Standardisierung in der IT

"IHE-Archiv hilft vor allem Ärzten"

13 Standorte unter einem Dach : Die konsequente Nutzung von IT-Standards hilft zukünftig den BG Kliniken, von dieser Struktur insbesondere medizinisch zu profitieren, so IT-Leiter Eckhard Oesterhoff im Gespräch.

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Ärzte Zeitung: Herr Oesterhoff, Anfang 2016 hat sich der Konzern BG Kliniken gegründet. Welchen Zustand der IT-Systeme haben Sie zu Beginn vorgefunden?

Eckhard Oesterhoff:Es waren viele Systeme mehrfach vorhanden, und jede Klinik funktionierte sehr gut separat für sich. Aber die Unterschiedlichkeit der Systeme mit mehreren Krankenhausinformationssystemen (KIS) in der Klinikgruppe hat auch ihre Vorteile angesichts der Unsicherheit im Markt. Deshalb streben wir nicht an, die KIS konzernweit zu harmonisieren.

Welche Aufgaben der Harmonisierung stellen sich denn als Nächstes?

Wir wollen zunächst basale Infrastrukturen bauen, zum Beispiel ein gemeinsames Firmennetzwerk. Das kollaborative Arbeiten unserer Häuser, die über das ganze Land verteilt sind, wollen wir professionalisieren – und obendrüber auch eine Sicherheitsarchitektur bauen, damit wir dann gemeinsam die Anforderungen der KRITIS-Verordnung, die im Sommer kommen wird, möglichst erfüllen. Wir sehen uns durchaus als kritische Infrastruktur in der deutschen Daseinsfürsorge und wollen unsere Hausaufgaben bei der IT-Sicherheit daher machen.

Mehr Vereinheitlichung haben Sie tatsächlich nicht geplant?

Doch, das haben wir durchaus, aber die Eigenständigkeit der einzelnen Häuser soll darüber erhalten bleiben. Deswegen setzen wir voll auf die IHE-Standards, die den Kliniken ihre Individualität lassen und doch eine enge Zusammenarbeit erlauben. Dazu gehört ein einheitliches Archiv, das wir bis Ende 2019 ausrollen werden. Ein IHE-konformes Archiv erlaubt etwa einen Datenaustausch untereinander und auch die Zusammenführung von Informationen. Unser strategisches Ziel ist es, dass ein Arzt aus unserem Archiv in Echtzeit fundierte Daten abrufen kann, die ihm bei der Entscheidung helfen, welche Therapie bei dem Patienten, den er gerade behandelt, am meisten Erfolg verspricht.

Kann man mit der Umsetzung von IHE-Standards schon jetzt eine einheitliche IT-Struktur aufbauen?

IHE-Strukturen sind sicher noch im Aufbau begriffen, deshalb bauen wir vieles in Kooperation mit den Herstellern auch selbst. Aber wir haben den Anspruch, beste Medizin zu machen, und wollen den Ärzten auch beste IT-Werkzeuge zur Verfügung stellen. Mit dem IHE-Archiv gehören wir zu den innovativsten Projekten in Deutschland.

Wie kann man sich die BG Kliniken in Zukunft vorstellen: Perfekte Kommunikation vom D-Arzt bis zur Uniklinik Bergmannsheil?

Da haben Sie etwas missverstanden, das klingt schon wieder viel zu geschlossen! Es geht nicht nur um Unfallversicherung und BG Kliniken. Über IHE können kooperierende Kliniken oder auch Hausärzte in der Umgebung deutlich einfacher mit uns zusammenarbeiten. Noch ist IHE relativ jung, aber es gibt riesige Anstrengungen und auch große Fortschritte. Es ist gut, dass die Industrie die Standardisierung jetzt selbst in die Hand genommen hat. Die Zukunft bringt die Offenheit der Systeme – unabhängig von einzelnen Großprojekten. (ger)

Lesen Sie dazu auch: Klinik-IT / E-Health: BG Kliniken setzen auf IHE als innovativen Standard

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