Klinik-IT / E-Health

BG Kliniken setzen auf IHE als innovativen Standard

Einheitliche Standards sind in der Klinik-IT-Landschaft noch lange nicht Realität. Sie sind aber gerade beim Zusammenwachsen von Krankenhäusern entscheidend, wie das Beispiel der BG Kliniken zeigt. Durchaus wegweisend ist hier die Initiative IHE.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Auf Station, hier auf der Intensivstation des BG Klinikums Unfallkrankenhaus Berlin, ist es wichtig, die Vitalparameter der Patienten stets im Blick zu haben.

Auf Station, hier auf der Intensivstation des BG Klinikums Unfallkrankenhaus Berlin, ist es wichtig, die Vitalparameter der Patienten stets im Blick zu haben.

© Jan Pauls / BG Kliniken

BERLIN. Die Frage, wie man IT-Systeme unterschiedlicher Hersteller dazu bringt, störungsfrei miteinander zu reden, ist in der Praxis immer noch ungelöst. Ein Ansatz, der im Gesundheitswesen zunehmend an Fahrt gewinnt, ist die Initiative IHE, in der sowohl IT-Hersteller als auch Anwender beteiligt sind. Bei der Gesundheits-IT-Messe conhIT in Berlin nächste Woche wird IHE eines der spannendsten Themen sein. Der Grund: Es gibt immer mehr Kommunikationsprozesse, die über IHE-Standards – sogenannte IHE Profile – tatsächlich abgebildet werden können. Wie Kliniken dabei intern, aber ebenso im Kontakt mit Zuweisern oder assoziierten Häusern vorgehen können, exerziert derzeit das vor 15 Monaten gegründete Unternehmen BG Kliniken vor, dem neun berufsgenossenschaftliche Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen angehören.

Heterogene IT-Landschaft

Ausgehend von einer heterogenen IT-Landlandschaft im Konzern, haben die BG Kliniken als erstes großes standortübergreifendes Projekt die Einführung eines einheitlichen IHE-basierten Dokumentenarchivs ausgerufen – unabhängig von der jeweiligen IT-Infrastruktur in den einzelnen Häusern. Ziel ist es, auf diese Weise einen reibungslosen Datenaustausch zwischen den BG Kliniken, aber auch mit weiteren Anbietern im Gesundheitswesen zu erreichen. "Die offene, standardkonforme IHE-Plattform führt zur Vereinheitlichung der klinikinternen Informationsflüsse und erlaubt zudem eine datenschutzkonforme Vernetzung mit Kooperationspartnern aus allen Sektoren", erläutert Eckhard Oesterhoff, Bereichsleiter IT bei den BG Kliniken.

Die Klinikgruppe hat das Projekt gemeinsam mit einer Beratungsgesellschaft und mit Professor Martin Staemmler von der Fachhochschule Stralsund erarbeitet, so Oesterhoff. Das Bestechende an dem Konzept: Für das einheitliche Archiv – die BG Kliniken haben sich für "enaio" von Optimal Systems entschieden – benennen und strukturieren die verschiedenen Systeme gleichartige Inhalte auf dieselbe Weise, dann werden sie im Archiv abgelegt. So sind gleichartige Daten unterschiedlicher Standorte übergreifend nutzbar mit Vorteilen für den gesamten Konzern, insbesondere für die medizinische Betreuung (s. Interview). Über einen Master Patient Index, der ebenfalls zu den IHE-konformen Programmen gehört, sind Patienten eindeutig zuzuordnen und können sofort konzernweit – und darüber hinaus – identifiziert werden.

PDMS erleichtert Betreuung

Viele Ressourcen setzen die BG-Kliniken auch bei der Ausstattung ihrer Traumazentren mit einer Patientendaten-Management-Software (PDMS), die zur Optimierung der Anästhesie- und Intensivprozesse auf den Stationen eingesetzt wird. Die Software sorgt dafür, dass über das PDMS alle Ärzte im Behandlungsprozess einen sinnvollen Blick auf die elektronische Patientenakte haben – und nicht etwa Vitaldaten und Medikation aus der Intensivperiode aus dem Fokus verlieren.

"Es ist schon unser Anspruch, dass alle operierenden Häuser mit einem solchen System arbeiten, das die Betreuung der Patienten enorm erleichtert", sagt Oesterhoff.

IHE

- Integrating the Healthcare Enterprise (IHE) steht für eine Initiative von Software-Herstellern und Anwendern, die das Ziel hat, den Datenaustausch zwischen IT-Systemen im Gesundheitswesen zu standardisieren und so letztlich eine bessere intersektorale Zusammenarbeit zu erreichen.

- Praxisorientierter Ansatz: IHE greift Arbeitsabläufe auf, formuliert dazu Anforderungen an die IT-Systeme und entwickelt technische Leitfäden. In sogenannten "Connectathons" testen die Hersteller dann ihre Systeme untereinander, ob die Standards funktionieren.

Lesen Sie dazu auch: Interview zur Standardisierung in der IT: "IHE-Archiv hilft vor allem Ärzten"

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