Klebsiella-Besiedlung

Uniklinik Frankfurt gibt Entwarnung

Die Uniklinik Frankfurt hat den Fall von Patienten mit multiresistentem Keim bewältigt, so der Ärztliche Direktor. Kritik von Patientenschützern weist er zurück.

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FRANKFURT/MAIN. Die Universitätsklinik Frankfurt hat Details über das Auftreten des multiresistenten Keims Klebsiella Pneumoniae im Klinikum bekannt gegeben, über das Ende April berichtet wurde. Wie der Ärztliche Direktor Professor Jürgen Graf am Dienstag vor Journalisten sagte, hat sich der Keim nicht weiter ausgebreitet – seit über einer Woche gebe es keinen Nachweis mehr. Er sei deshalb zuversichtlich, dass die gesperrten Teile der Intensivstation bald wieder in Betrieb genommen werden könnten.

Graf beschrieb das Vorkommnis als "Routinesituation" für die Klinik – im Gegensatz zum medialen Echo. Man habe alle Verpflichtungen erfüllt. So habe die Klinik das Städtische Gesundheitsamt über das Auftreten des Erregers informiert und Patienten sowie Besucher über Hygienemaßnahmen aufgeklärt. Zuletzt habe das Gesundheitsamt den geschlossenen Klinikteil am Samstag begangen. Für Patienten bestehe keine Gefahr, alle potenziell kontaminierten Personen seien untersucht worden. Nach der Schließung sei der Kernbereich der Intensivstation mit einem Chlor-Derivat gereinigt wurden. Experten hätten dafür mehrere Tage gebraucht. Der Grund: Klebsiella ist ein klebriger Keim, das Besprühen mit Desinfektionsmittel reiche deshalb nicht aus. Ausgebildete Reinigungskräfte müssten das Bakterium maschinell von Ecken und Kabeln entfernen, so der Ärztliche Direktor. MRE sind neben dem Personalproblem die größte Herausforderung für Krankenhäuser, sagte Graf weiter. Die meisten Übertragungen fänden aber von Patient zu Personal statt. Auch in diesem Fall glaube Graf, dass der Keim beim Patiententransfer aus einem anderen Krankenhaus ins Haus kam – ohne Kollegen böse Absicht unterstellen zu wollen. Da kleinere Kliniken oft keine eigenen mikrobiologischen Untersuchungen machten, müssen sie tagelang auf das Ergebnis warten. Da Frankfurt diese öfter durchführen und besonders kranke Patienten zugewiesen bekäme, gäbe es in der Uniklinik sechsmal häufiger MRE als im hessischen Durchschnitt. Der Keim war bei fünf Patienten nachgewiesen worden, drei starben – die Klinik geht davon aus, dass sie aber an ihren Grunderkrankungen gestorben sind.

Die Forderung der Deutschen Stiftung Patientenschutz nach einer generellen Öffentlichmachung jedes Keimbefalls in einer Klinik innerhalb von 24 Stunden stößt bei Graf indes auf Unverständnis – rein fachlich. Nichtsdestotrotz habe sie ihn "getroffen", wie er eingestand. (ajo)

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