USA

Klinikärzte sehen sich als Angriffsziel

Amokläufe und andere "Active Shooter Events" können auch Kliniken treffen. Die US-Amerikaner erwarten in solchen Fällen den Einsatz von Ärzten zum Schutz der Patienten, so eine Studie.

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CHICAGO. Kommt es zu Schießereien in öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäusern, so sehen 61 Prozent der US-Amerikaner und 62 Prozent der Gesundheitsfachkräfte im Land Ärzte und Krankenpflegepersonal analog zum Schutz der Öffentlichkeit durch Polizei und Feuerwehr – in der besonderen Pflicht, die Patienten zu schützen.

Das geht aus dem "Hartford Consensus", einer bevölkerungsrepräsentativen Befragung, hervor, die im Journal of the American College of Surgeons erschienen ist.

"Ein Krankenhaus ist im Vergleich zu anderen öffentlichen Plätzen unsicherer, da die Patienten so verwundbar sind. Einige sind nicht in der Lage zu fliehen oder beeinträchtigt durch ihre Beschwerden oder aufgrund ihrer Behandlung nicht in der Lage, Anweisungen zu verstehen, die sie in Sicherheit bringen könnten", erläutert der am Hartford Hospital in Connecticut tätige Chirurg und Erstautor der Studie Dr. Lenworth Mayhew Jacobs.

Massive Steigerung

Wie eine Analyse der Texas State University und der Bundespolizei FBI ergeben hat, ist die Zahl der "Active Shooter Events", bei der eine oder mehrere Personen in einer bevölkerten Umgebung gezielt mit der Absicht auf Menschen schießen, um diese zu töten, in den USA von 6,4 Ereignissen je Jahr im Zeitraum von 2000 bis 2006 auf 16,4 Zwischenfälle jährlich im Zeitraum 2007 bis 2013 gestiegen.

2,5 Prozent aller Active Shooter Events in den USA der Jahre 2000 bis 2013 haben demnach im Umfeld der Gesundheitsversorgung stattgefunden.

Wie der Hartford Consensus weiter ergab, schätzen 33 Prozent der Gesundheitsfachkräfte, aber nur 18 Prozent der Allgemeinbevölkerung das Risiko eines Active Shooter Events in einem Krankenhaus als hoch oder sehr hoch ein.

Glauben hingegen 72 Prozent der Bevölkerung, dass Krankenhäuser irgendwie oder sehr ernsthaft auf solche Zwischenfälle vorbereitet sind, sind nur 55 Prozent der Gesundheitsfachkräfte davon überzeugt.

Bei der Frage, ob Ärzte und Pflegekräfte zum Patientenschutz ein hohes oder sehr hohes persönliches Risiko eingehen müssten, bejahten 39 Prozent der Bevölkerung diese Forderung, bei den Fachkräften waren es indes nur 27 Prozent.

45 zu 36 Prozent beträgt das Verhältnis bei der Bejahung der Frage, ob Ärzte und Krankenpflegepersonal ein hohes oder sehr hohes persönliches Risiko zum Patientenschutz eingehen müssen, wenn die Zwischenfälle an Orten wie dem OP oder der Intensivstation stattfinden, an denen die Patienten besonders verwundbar sind.

Bevölkerung weniger beunruhigt

"Unsere Untersuchungsergebnisse zeigen auch, dass die Bevölkerung Kliniken als tendenziell sicher ansehen – zumindest sicherer als andere öffentliche Plätze wie Shopping Malls oder Flughäfen", resümiert Jacobs. Und ergänzt: "Aber wir haben auch gesehen, dass sich Gesundheitsfachkräfte der realistischen potenziellen Gefahr stärker bewusst sind."

Den Krankenhäusern in den USA empfiehlt Jacobs, sicherzustellen, dass das gesamte Personal für das richtige Handeln im Falle eines Active Shooter Events geschult ist. "Vor zehn Jahren war ein Active Shooter Event kein Thema für Kliniken, aber die Dinge haben sich klar geändert", so Jacobs.

Wie er weiter hinweist, wurde bereits unter Präsident Barack Obama eine Direktive für Kliniken verabschiedet, die die Krankenhäuser anhält, resilient auf natur- wie menschengemachte Katastrophen zu reagieren. (maw)

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